Manfred Diller ist für den Korbmarkt verantwortlich. Nach 30 Jahren kann ihn nicht mehr viel aus der Ruhe bringen - auch nicht Franz-Josef Strauß.
Manfred Diller ist Leiter des Hauptamtes der Stadt Lichtenfels und ein alter Hase, wenn es um den Korbmarkt geht. Seit 33 Jahren arbeitet er bei der Stadt - seit 32 Jahren kümmert er sich um die Veranstaltung. "Ich bin also ein Mann des zweiten Jahres." Ganz klein habe damals alles begonnen, erzählt er. "Der erste Korbmarkt war nur ein kleiner Unterpunkt des Bürgerfestes anlässlich zur 750-Jahr-Feier der Stadt Lichtenfels." Eine Handvoll Korbmacher - das war's.
Kein Vergleich zu heute, schließlich geht es den Verantwortlichen beim Korbmarkt ums Prestige, weil sie genau wissen, dass man nicht Berlin, Paris oder New York ist. Das Korbmacherhandwerk ist das Pfund, mit dem Lichtenfels wuchern kann. Das ist etwas, das andere nicht haben. Im modernen Kaufmannssprech würde man sagen "unique selling point" - ein Alleinstellungsmerkmal.
Stolz schwingt manchmal auch in Dillers Worten mit: "Meines Wissens nach gibt es keinen anderen Fachmarkt für Korbwaren dieser Größe."
70 Korbmacherstände
Auf dem inzwischen 32. Korbmarkt wird es 70 Stände von Korbmachern geben. Einige davon kommen aus Litauen und Frankreich. Ob die Dänen wieder dabei sind, weiß Manfred Diller noch nicht sicher. Hinzu kommen 40 Stände, die Essen und Getränke anbieten. Letztere gehören nicht zu Dillers Aufgabenbereich. "Die Stadt Lichtenfels organisiert den Fachmarkt. Alles, was drum herum stattfindet, also das Musikprogramm und die Essens- und Getränkestände, ist Aufgabe des Stadtmarketingvereins Lichtenfels." Jener Verein, der in diesem Jahr das Erbe des Treffpunkts, einem Verein des Lichtenfelser Einzelhandels, übernommen hat.
Dennoch laufe die Zusammenarbeit bislang gut, resümiert Diller.
Für den Fachmarkt und die Infrastruktur sind Diller und seine Mitarbeiter zuständig. Im Vorhinein musste er gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei und dem Roten Kreuz die Sicherheitslage erörtern. "Eine Innenstadtveranstaltung durchzuführen, bedarf natürlich schon einiger Überlegungen", sagt Manfred Diller. Eines dieser Gedankenspiele ist beispielsweise die Frage nach den Zufahrtswegen für die Feuerwehr. "Natürlich sind wir auch als Sicherheitsbehörde zuständig, dass der Korbmarkt gut und sicher abläuft."
Sobald diese Fragen geklärt sind, kümmern sich Manfred Diller und seine Kollegen um die Hauptpersonen. "Wir schreiben die uns bekannten Betriebe an, die wir wieder gerne am Korbmarkt hätten. Aber es kommen auch Bewerbungen von Firmen." Darüber hinaus fallen bei der Stadt viele weitere Aufgaben an: Ausschankgenehmigungen müssen erteilt werden und dergleichen mehr.
Am Korbmarktsamstag sind dann rund ein Dutzend Mitarbeiter aus der Verwaltung im Einsatz.
Mammutaufgabe für Männer in Orange
Das sei allerdings wenig im Vergleich zu dem, was der Bauhof leiste, betont Manfred Diller. "Er ist in der heißen Phase bestimmt mit 30 Leuten vertreten. Der Bauhof macht den gesamten Aufbau der Bühnen und kümmert sich darum, dass die Beleuchtung der Innenstadt installiert wird." Dass sämtliche Bühnen und Stände mit Strom versorgt werden, ist auch Aufgabe der Männer und Frauen in Orange. In den letzten Tagen vor dem Korbmarkt wird außerdem fleißig geklebt: Schließlich sollen die Korbmacher wissen, wo ihre Standflächen sind. "Die letzten drei, vier Tage vor dem Korbmarkt gleicht die Innenstadt einem Bienennest", sagt Diller, "da summt es." Bisher jedenfalls laufe alles problemlos, versichert er.
Und er muss es wissen, "denn wenn Probleme auftauchen, kommen die letztlich bei mir an".
Problemlos sei auch die Suche nach einem Schirmherren für den Korbmarkt verlaufen. Joachim Herrmann, seines Zeichens bayerischer Innenminister, macht in diesem Jahr seine Liebe zur Korbmacherei öffentlich. Im Vorjahr war es gar der Innenminister der Bundesrepublik, Hans-Peter Friedrich. Manfred Diller erinnert sich noch gut an die Zeit, als der Schirmherr einfach der Bürgermeister von Lichtenfels war. Die große politische Bühne hat der Korbmarkt erst betreten, als der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß den Korbmarkt als Schirmherr eröffnet hat. "Das war eine Sensation", sagt Diller.
Lichtenfels beklaut München
Warum? Weil Lichtenfels den Münchnern damals Strauß geklaut hat, der zeitgleich dem Auszug zum Oktoberfest beiwohnen hätte sollen.
"Die Boulevardpresse in München hat damals getitelt: Strauß gibt München einen Korb." Der schwergewichtige Ministerpräsident soll sich zurück in München so positiv über den Korbmarkt geäußert haben, dass die Kabinettsmitglieder spätere Einladungen aus Lichtenfels gerne angenommen hätten, erzählt Diller.
Bisher sieht also für Manfred Diller alles gut aus. Er hat allerdings genug Erfahrung, dass die Ruhe trügerisch sein kann: "Letztes Jahr musste am Samstagabend wegen eines Unwetters die Veranstaltung eingestellt werden." Dagegen war er machtlos. Damit nichts, das in seiner Macht liegt, schief geht, wird er in einer Woche ab 10 Uhr auf dem Korbmarkt sein - "wie eine Spinne im Netz", die Fäden nicht aus der Hand gebend. Besonders freut er sich allerdings auf einen Tag, der weiter in der Zukunft liegt: "Der schönste Tag ist für mich, wenn ich am Montag nach dem Korbmarkt mit dem Fahrrad zum Dienst fahr' und sagen kann: Schön war es wieder", sagt Diller.