Lichtenfelser Bauern machen Front gegen "Flächenfraß"

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An der Kiesgrube südlich von Wiesen fand der Ortstermin des Bauernverbandes statt. Foto: Andreas Welz
An der Kiesgrube südlich von Wiesen fand der Ortstermin des Bauernverbandes statt. Foto: Andreas Welz

Der Landverbrauch, der durch einige Großprojekt im Landkreis Lichtenfels veruracht wurde und noch wird, müsse unbedingt ausgeglichen werden, fordert der BBV. Landrat Christian Meißner stößt ins gleiche Horn.

Die Lichtenfelser Bauern machen Front gegen einen enormen "Landfraß", den nicht nur die Energiewende noch verschärfen könnte, sondern auch die Renaturierung von Rodach und Steinach oder die zusätzlichen Flächen aus dem Kiesabbau am Main. "Jetzt muss es oberste Priorität sein, alle unsere Flächen in der Produktion zu halten", forderte gestern der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes, Michael Bienlein bei einem Ortstermin in Wiesen.
Dort wird derzeit auf rund 15 Hektar Kies abgebaut. Die entstehenden Wasserflächen sollen auf Wunsch von Naturschutzbehörden oder Umweltverbänden erhalten bleiben. "Wir haben nichts gegen den Kiesabbau, aber die Gruben müssen wieder verfüllt und als Ackerboden nutzbar gemacht werden", sagte Bienlein. BBV-Ortsobmann Engelbert Lieb wies auf den wertvollen Ackerboden im Bereich des Kiesabbaus hin.


Unrealistisches Verhältnis
Landrat Christian Meißner (CSU) stieß ins gleiche Horn wie die Landwirte. Der Landesbrauch für den ICE, die A 73 und der zukünftigen B 173 neu im Landkreis Lichtenfels sei enorm. Das Verhältnis von Ausgleichsflächen zu den bebauten Flächen mit bisher 3:1 sei unrealistisch. "Ich plädiere für 1:1 oder weniger", sagte Meißner. Die Wasserflächen im Landkreis hätten in den vergangenen Jahren ständig zugenommen, sei es durch die Renaturierung der Flüsse oder durch den Kiesabbau. Eine Landkarte aus den 80er-Jahren beweise dies. Alte Natur- und Umweltschutzpläne wie "Natura 2000" müssten sich den Gegebenheiten anpassen und den Wandel berücksichtigen.
Stellvertretende Kreisbäuerin Martina Weiß machte auf eine anderes Problem aufmerksam. In den ehemaligen Kiesgruben im Bereich Michelau, Hochstadt und Schwürbitz würden vom Aushub des neuen Klinikums Inseln aufgeschüttet. Sie wünschte sich den Erdaushub am Gewässerrand, damit die neu entstandenen Flächen, nach Aufschütten von Mutterboden, wieder bewirtschaftet werden können. Die Inseln seien auch Brutstätte und Zufluchtsort von Wildgänsen. Damit werde die ohnehin große Population erhöht und "auch ihr Hunger auf unsere Futterpflanzen".

Seenlandschaft bringt Schnaken
Der ehemalige BBV-Kreisobmann Franz Böhmer kritisierte die neue Seenlandschaft durch die Zunahme von Stechmücken. "Das schadet dem Tourismus, und wir können im Sommer abends nicht mehr draußen sitzen", sagte er. Vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten machte Hans Vetter deutlich: "Die Bauern wünschen langfristig, verlässliche und berechenbare Rahmenbedingungen für ihre Flächenbewirtschaftung."
Dieter Heberlein aus Bamberg, BBV-Fachberater für Natur und Umwelt, erläuterte, dass bei der Renaturierung von Flussläufen zusätzliche Flussschleifen angelegt würden. "Diese Mäander sollen als Ausgleichsflächen für öffentliche Baumaßnehmen gelten", sagte er und wünschte sich eine enge Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft und dem Naturschutz.
Im Anschluss an die Ortsbegehung fand im Gasthof Dinkel in Oberlangheim die BBV-Schlachtschüssel mit Politikern statt. Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) forderte erneut den Bürokratieabbau in der Landwirtschaft. Im Rahmen der geplanten Novellierung der Düngeverordnung solle auch die bestehende Gülleverordnung geändert werden. Hans Vetter betonte, dass zwar der Viehbestand bei uns niedrig sei, aber auch die jährliche Niederschlagsmenge, die mit ausschlaggebend für die Stickstoff- und Nitratkonzentration im Wasser sei. Vetter befand, dass die wenigen Nitrat-Messpunkte in Oberfranken keinen Aufschluss über die Wasserqualität gäben. Seine Forderung: "Es müssen mehr Messpunkte eingerichtet werden." Das unterstrich auch der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld, der die sehr unterschiedlichen Niederschläge in Oberfranken erwähnte. Der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung, Robert Hümmer, gab zu bedenken, dass die immer häufiger werdenden Starkregen die Konzentration von Schadstoffen im Grundwasser negativ beeinflussten. Georg Warmuth, Vorsitzender des Maschinenrings Coburg, Lichtenfels, Kronach, bedauerte, dass die Messpunkte an Bahnstrecken und Autobahnen nicht berücksichtigt würden. Kreisobmann Michael Bienlein kritisierte die neuen Biotopkartierung, die einer "kalten Enteignung" der Landwirte gleichkomme. "FFH-Gebiete und Naturschutz geht nur mit uns gemeinsam", sagte er.