Die Krugs sind seit acht Generationen als Schausteller unterwegs, in Lichtenfels sind sie seit 35 Jahren.
Die Krugs sind eine Schaustellerfamilie, die mit ihrem Stand für glasierte Früchte umherreisen. "Wo ich mich wohlfühle, da bin ich Zuhause, und da ist
Lichtenfels ganz oben angesiedelt", so Rudolf Krug bei einem Gespräch mit unserer Zeitung. Seit 35 Jahren kommt er zum Schützen- und Volksfest nach Lichtenfels.
Begehrt sind seine glasierten Früchte, Schoko-Erdbeeren und -bananen. Rudolf Krug liebt die Atmosphäre auf dem Schützenanger: "Hier kommt noch die ganze Großfamilie, es ist ein gemütliches Fest mit besonderem Flair", sagte er. Elf Stationen im Jahr, insgesamt 5000 Kilometer sind sie auf der Straße. Ihre Heimat sieht die Familie Krug aus München nur im Winter.
Doch was ist schon Heimat für die Krugs? Ja, in München verbringen sie die meiste Zeit, allerdings sind sie die meisten von ihnen an einem anderen Ort geboren. Vater Rudolf Krug beispielsweise kam in München zur Welt, einer seiner Söhne in Passau. Die Krugs sind Schausteller. Rudolf Krug sogar in siebter Generation, und auch seine Frau stammt aus einer Schaustellerfamilie. Seit 1975 ziehen sie mit ihrem Stand durch ganz Süddeutschland von Passau nach Kaiserslautern, von Annaberg-Buchholz im Erzgebirge bis Günzburg bei Ulm.
"Sobald der Wohnwagen steht, fühle ich mich ich Zuhause", so Rudolf Krug. Und dort habe die Familie alles, was sie braucht. Toilette, Dusche, Kaffee- und Spülmaschine, sogar ein großer Teppich liegt unter der Ledergarnitur im fahrenden Wohnzimmer. An den Wänden hängen Bilder aus Indonesien, wo sie einmal Urlaub gemacht haben. Die beiden erwachsenen Söhne haben jeder einen eigenen Wohnwagen.
Kein Couchpotato
Jeden Tag am selben Ort zu arbeiten und abends nach Hause zu kommen, um fernzusehen, das wäre nichts für Rudolf Krug. Er will die Veränderung, will das Leben um sich herum spüren. Wer den 66-Jährigen kennenlernt, der weiß, dass er das so meint. "Ich musste mich auf Menschen einstellen und habe gelernt, mit anderen umzugehen", sagt er über sein Berufsleben. Übrigens: Das Wort Schausteller mag Rudolf Krug nicht besonders gern: "Wir sind ein Familienbetrieb auf Rädern wie der Bäcker oder der Metzger vor Ort", sagte er. Selbst wenn es nicht viele Schausteller gebe, möchte er nicht als Exot wahrgenommen werden.
Seit 1983 sind die Krugs jedes Jahr beim Lichtenfelser Schützenfest dabei - seit 30 Jahren ist Rudolf Krug Mitglied im Schützenverein. "Wenn ich in Lichtenfels ankomme, dann bin ich für die Zeit, die wir hier sind, daheim", sagt Rudolf Krug.
Und tatsächlich finden sich Wurzeln des gebürtigen Oberbayerns in der Korbstadt. "Meine Großmutter mütterlicherseits ist in der Kirchgasse 3 aufgewachsen", erläutert Krug die Familiengeschichte. Außerdem sind seine Urgroßmutter und die Schwester seiner Großmutter in Lichtenfels begraben. Auch deswegen möchte er seinen Ruhestand auch gerne im Landkreis Lichtenfels verbringen. "Wir fühlen uns hier wohl, die Leute sind nett und die Wurst ist gut", scherzt Rudolf Krug. In Bad Staffelstein hat er sich bereits mit seiner Frau eine Zweitwohnung eingerichtet.
Familiengeschichte der Krugs
Altvater Heinrich Hüttemann baute 1750 ein Schiff und kreuzte damit im Mittelmeer. In den Häfen legte er an, um Puppentheater für Erwachsene zu spielen. Für die Kinder organisierte er einen Vergnügungspark. Er erfand die "Russenschaukel", die Vorgängerin des Riesenrads. Auch das Flugkarussell gehörte dazu, das auf einer Postkarte aus dieser Zeit abgebildet wurde. Auf der Rückseite steht die Adresse "Lichtenfels Kirchgasse". Die Großmutter heiratete den Schausteller Feldl, der seit 1892 auf dem Münchner Oktoberfest stand. Die Mutter von Rudolf ehelichte einen Krug aus Kirn bei Kreuznach. Rudolf übernahm den Betrieb von den Eltern und gab 1981 seiner Henriette, geb. Strasser, das Ja-Wort. Sie schenkte ihm zwei Söhne, Simon und Josef, die in der achten Generation tatkräftig im elterlichen Geschäft mitarbeiten.