Die Spedition Kraus & Pabst wurde zweimal verkauft und umstrukturiert. Jetzt läuft das Geschäft wieder. Im zweiten Halbjahr 2012 gab es ein Plus im laufenden Geschäft, auch 2013 soll gut enden. Doch die Altlasten drücken das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit.
P&M Logistics und die Tochter P&M Transport sind insolvent. Geschäftsführer Georg Völker stellte am Montag am Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. 130 Mitarbeiter und fünf Auszubildende arbeiten bei dem Unternehmen, das bis 2009 die Lichtenfelser Klavierspedition Kraus & Pabst war.
Im zweiten Halbjahr 2012 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen. Trotzdem musste es jetzt Insolvenz anmelden, weil die Außenstände zu groß geworden sind. Mit Lohn- und Gehaltszahlungen sei man, sagt der Geschäftsführer während eines Pressegesprächs am Dienstag, 1,5 bis 1,6 Monate in Verzug. "Wir haben ein Problem mit der Liquidität in den schwachen Monaten Januar und Februar", erklärt Völker.
Also ist der Logistikdienstleiter zahlungsunfähig.
Betriebsversammlung Am Vormittag um 9.30 Uhr hatten er und der Betriebsrat die Mitarbeiter informiert. Wer als Fahrer unterwegs war, bekam einen Anruf - für ein persönliches Aufeinandertreffen soll am Samstag in einer zweiten Betriebsversammlung Gelegenheit sein. Am Telefon hätten die Kollegen "erbost" bis "das wird das Beste sein" reagiert, sagt Betriebsrat Harald Kober, der selbst einen Teil der Telefonate führte."Der überwiegende Teil sieht das positiv. Die Chancen stehen gut", beurteilt er die Stimmung in der Belegschaft. Er muss als erstes an Stille denken, wenn er an die Versammlung am Morgen zurück denkt. Die ersten Fragen drehten sich dann natürlich um den Lohn.
Wird er gezahlt? Wann wird er bezahlt?
Bei einer Insolvenz bezahlt die Agentur für Arbeit rückwirkend drei Monate lang die Nettogehälter - nicht nur der Festangestellten, sondern auch die der Aushilfen, die auf 450-Euro-Basis arbeiten. Mit dem Antrag, den Völker beim Amtsgericht stellte, ist die Insolvenz noch nicht eröffnet. Das soll voraussichtlich Anfang April geschehen. Was heißt, dass das Arbeitsamt die Löhne für die Monate Januar, Februar und März finanziert. Völker hat nun - unter ständiger Aufsicht seines Sachwalters André Wehner - mit einer Bank über eine Vorfinanzierung verhandelt. Das Geld für die Löhne kommt also sofort, finanziert von einer Bank, die Zinsen übernimmt das Unternehmen, zurückgezahlt wird der Kredit, wenn die Agentur für Arbeit ihren Anteil bezahlt.
Keine Entlassungen geplant "Es wir keine
Entlassungen geben", sagt Völker. Eher möchte er in vereinzelten Bereichen noch Personal einstellen, zum Beispiel in der Personalverwaltung, bei der Zollabwicklung oder bei den Fahrern. "Wir haben zurzeit 52 Fahrer, die Planung geht von 58 aus", sagt der Geschäftsführer.
"Ich bin äußerst positiv eingestellt und froh über die Vorfinanzierung", sagt auch Betriebsrat Harald Kober. Er ist im Gläubigerausschuss und "geht da mit einer Forderungsquote von 100 Prozent hinein". Das bedeutet, die Mitarbeiter sollen alle ausstehenden Löhne und Gehälter vollständig bekommen.
Kosten aus der Umstrukturierung Das Unternehmen ist im Tagesgeschäft seit über einem halben Jahr profitabel, will Mitarbeiter einstellen: Wo ist das Problem? "Uns drücken Altlasten und Darlehen aus früheren Zeiten und Kosten der Umstrukturierung", sagt Völker.
Von 2009 bis heute ist das Unternehmen von 200 auf 130 Mitarbeiter geschrumpft. Obwohl in den allermeisten Fällen einvernehmliche Lösungen gefunden wurden, entstanden Kosten durch die Freistellung von Mitarbeitern oder durch Abfindungen.
"Am Ende haben uns 700.000 bis 800.000 Euro gefehlt, um durch die Tür zu kommen", sagt der Geschäftsführer. Geld, das weder bei dem Eigentümer, der Familien-Beteiligungsgesellschaft Vela aus Minden aufzutreiben war noch bei Banken. Dort liegt das Geld in Immobilien fest, hier war ein Geschäftsabschluss mit Stempel eines Wirtschaftsprüfers erforderlich, der "Mitte Januar einfach noch nicht möglich ist", sagt Völker. Er hätte das Geld jetzt und sofort gebraucht.
Auch Kunden und Lieferanten wurden am Dienstag über die Zahlungsunfähigkeit informiert.
Sie seien zu Zugeständnissen bereit, meint Völker, denn bei einem Marktanteil von 80 Prozent im deutschsprachigen Raum beim Transport von Großinstrumenten "hätten sie ein Riesenproblem, wenn es uns nicht mehr gibt". Die größten Gläubiger seien die Dienstleister, bei denen die 30 Lastwagen geleast sind, ein Personaldienstleister sowie die Firma, bei der Container gemietet sind. Außerdem hat P&M große Außenstände bei seinem italienischen Partner und bei dem IT-Dienstleister des Unternehmens.
"Wir sind ein funktionierendes Unternehmen", sagt Völker. Damit während der Zeit bis zur Eröffnung der Insolvenz alles rechtlich korrekt läuft, hat Völker als Aufsicht vom Gericht Wehner als Sachwalter zur Seite gestellt bekommen. Wehner hat ein Kassenführungsrecht, er weiß, was gezahlt werden muss, was bezahlt werden darf - und was nicht bezahlt werden darf.