Kordigast steht am Scheideweg

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Der Stadtrat votierte einstimmig für eine Aufwertung des Kordigasts. Das Bild zeigt das Gipfelkreuz. Foto: Stadt Weismain
Der Stadtrat votierte einstimmig für eine Aufwertung des Kordigasts. Das Bild zeigt das Gipfelkreuz.  Foto: Stadt Weismain

Moderne Touristenattraktion oder naturbelassenes Idyll? Während die Öffentlichkeit geteilter Meinung ist, entscheidet sich der Weismainer Stadtrat einmütig für eine Aufwertung mit allem Drum und Dran.

An der geplanten Aufwertung des Kordigastes durch den Landkreis Lichtenfels scheiden sich die Geister: Während die einen die geplanten Maßnahme als touristische Attraktion begrüßen, befürchten die anderen, dass es mit der Ruhe auf den zwei benachbarten Teilbergen, dem 538 Meter hohen Kleinen und dem Großen Kordigast, der nur 535 Meter misst, bald zu Ende sein könnte.
Im Weismainer Stadtrat hingegen waren sich am Ende alle einig, dass das angedachte Abenteuer, Natur- und Kulturerlebnis auf dem "Korches", wie das Mittelgebirge auf fränkisch heißt, ein Pfund ist, mit dem man im Fremdenverkehr wuchern kann. Die angestrebte Aufwertung des Kordigastes durch den Landkreis Lichtenfels mit Abenteuerspielplatz, Erlebnisparcours und Naturlehrpfad (siehe Infobox) wurde einstimmig begrüßt.

Bürger dürfen mitmachen

Zugleich wurde beschlossen, auch die Bürger mit ins Boot zu holen: Die bisherigen Projektvorschläge sollen unter Einbeziehung der Bevölkerung im Rahmen einer schnellstmöglich zu gründenden Projektgruppe, die sich aus Vertretern des Landkreises sowie der beteiligten Kommunen Altenkunstadt, Burgkunstadt und Weismain bestehen soll, weiter entwickelt und überarbeitet werden. "Nichts ist in dieser Angelegenheit in Stein gemeißelt", stellte Bürgermeister Udo Dauer (CSU) klar. Am Ende könne es sogar sein, dass die ursprünglichen Vorschläge vollständig verworfen werden und eine ganz andere Idee zum Zuge komme.
Der Landkreis Lichtenfels will die geplanten Attraktionen auf dem Mittelgebirge, das zu Altenkunstadt und Weismain gehört, aus Fördermitteln der EU, dem sogenannten Leader-Programm, finanzieren.

Für den Unterhalt sollen die drei Kommunen Alten- und Burgkunstadt sowie Weismain aufkommen. Burgkunstadt soll über eine angedachte "Freizeit-Buslinie" an das Wahrzeichen des östlichen Landkreises Lichtenfels angeschlossen werden.
"Die für den jährlichen Unterhalt anfallenden Kosten sollen überschlägig ermittelt werden", heißt es in dem Beschluss des Weismainer Gremiums wörtlich, was Dauer zur der Feststellung veranlasste: "Eine Zusage zur Übernahme der Kosten ist mit diesem Grundsatzbeschluss zunächst noch nicht verbunden." Zugleich rief er den Zuhörern einen Satz von Landrat Christian Meißner in Erinnerung: "Es wird in diesem Jahr noch keine Mittel für das Vorhaben geben."

Keine Lippenbekenntnisse

Die Befürchtung, der Kordigast könne sich in einen Rummelplatz oder Freizeitpark verwandeln, spielte bei der Diskussion keine Rolle.

Ein anderer Gedanke allerdings schon: Gabriele Huber von der Gemeinschaft Unabhängiger Bürger (GUB), die das Vorhaben begrüßte, wunderte sich mit Blick auf die Konsolidierungshilfen des Freistaates, die Weismain alljährlich erhält und die mit strikten Auflagen verbunden sind, dass man sich am geplanten Lehrschwimmbecken der Kommunen Alten- und Burgkunstadt finanziell nicht beteiligen dürfe, bei diesem Projekt aber schon. "Wir sollten nicht alles vorher zerreden, sondern froh darüber sein, dass es der Landkreis macht", erwiderte Hans Popp (CSU). "Wenn wir nicht irgendwo anfangen, dann bleiben die ständigen Forderungen nach einer touristischen Aufwertung des östlichen Landkreises Lichtenfels Lippenbekenntnisse", warnte der Bürgermeister.
Nach Meinung von Georg Schütz (SPD) sollten die beiden Gastwirtschaften auf dem Kordigast mit einbezogen werden.

Sein Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Michael Dreiseitel sprach von "wichtigen Projekten".
"Das ist eine wunderbare Sache", schwärmte Jasmin Schardt von den Bündnisgrünen. Zugleich verhehlte sie nicht, dass es ihr um jeden Baum leid tue, der im Rahmen der geplanten Plateaufreilegung gefällt werden soll. "Ich habe allerdings genügend Vertrauen in die Umweltstation, dass das umweltverträglich passiert", fügte die Rednerin hinzu. "Die Möglichkeit, im Rahmen des Projektes die alten Wege wiederherzurichten, sollten wir uns nicht entgehen lassen", meinte Zweiter Bürgermeister Hans Schott (CSU).
Als "großes Plus" bezeichnete Roland Säum vom Bürgerblock (BB) den geplanten Abenteuerspielplatz.

In die gleiche Kerbe schlug auch Bürgermeister Udo Dauer: Familien, die jetzt zum Abenteuerspielplatz auf das ehemaligen Landesgartenschaugelände nach Bamberg fahren würden, hätten zukünftig einen solchen vor Ort. "Das würde den Kleinen und ihren Eltern sicherlich gefallen", resümierte er.
2011 hatte die Stadt Wesmain die Abt-Knauer-Grundschule für drei Millionen Euro über das Konjunkturpaket II des Bundes saniert. Damals hatte man sich bewusst dafür entschieden, nur die Schule und nicht auch noch die dazugehörige Turnhalle mit anzumelden, um den Antrag nicht zu überfrachten. Fünf Jahre später hat der Bund erneut ein kommunales Investitionsprogramm (KIP) für finanzschwache Kommunen aufgelegt. Getreu dem Motto "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", versucht Weismain erneut sein Glück.

Nun wird die Grundschulturnhalle mit ihrer veralteten Heizungsanlage für das Förderprogramm angemeldet.
Nach Auskunft von Dauer umfasst der "Kommunalinvestitionsförderungsfonds", so der korrekte Name des staatlichen Füllhorns, 3,5 Milliarden Euro. Auf den Freistaat Bayern entfallen davon rund 289,24 Millionen, auf den Bezirk Oberfranken 77,8 Millionen Euro.
Weismain hat seit kurzem die lange ersehnte Rettungswache. Dauer teilte mit, dass diese provisorisch im ehemaligen Fertigteilwerk der Baufirma Dechant in Weismain untergebracht wurde. Das Gebäude wird derzeit auch von der Baur Logistik genutzt. "ASB und BRK betreiben die Einrichtung gemeinsam", teilte das Stadtoberhaupt mit. Auch die neue Zufahrt zum Kastenhof steht. An Marktsonntagen wird der Feuerwehrabsperrpfosten für den Pkw-Verkehr entfernt. An den anderen Sonntagen allerdings nicht. Gabriele Huber bat darum, auch Kirchgängern eine Zufahrt zu ermöglichen.

Auf dem großen Kastenhofgelände gibt es keine Straßenlaternen. Nur ein paar Leuchten am Gebäude selbst sorgen für etwas Helligkeit in den Abend- und Nachtstunden. Darauf wies Huber hin. Dauer versicherte, sich Gedanken über eine Beleuchtung zu machen. Er könne sich eine Illumination, wie es sie bei der Aktion "Weismain leuchtet" vor zwei Jahren gegeben habe, vorstellen.

Abenteuerspielplatz Er soll diverse Klettermöglichkeiten (Hochseil-Netz, Seilbahn, Turm) bieten. Zudem ist angedacht, die vermutete keltische Besiedlung des Kordigasts aufzugreifen, indem etwa eine Palisadenwand oder andere Befestigungen nachgebaut werden.

Als Standort ist ein Gelände zwischen den beiden Gasthäusern an der Abzweigung zum Großen Kordigast im Gespräch.

Geschicklichkeitsparcours mit zwei Rundtouren: Auf einem 170 Meter langen Rundkurs aus Holzhackschnitzeln sollen Kinder und Jugendliche oberhalb der bestehenden Schürfstelle für Versteinerungen beim Gasthaus "Waldfrieden" mit kleinen E-Quads und E-Kettcars 8Ausleihe gegen Gebühr) herumfahren dürfen.
Geplant ist allerdings keine Rennstrecke, sondern eine Möglichkeit, das Gelände zu erkunden. Zudem könnten in einem weiteren, etwas größeren Parcours unterschiedliche Stationen bewältigt werden, die nicht nur die Geschicklichkeit (klettern, balancieren, bauen) trainieren, sondern auch das Wissen (Tier-Memory) testen und das Erlebnis der Natur fördern (Sitzbank mit Blick über die Felskante bis zum Kloster Banz, Tierskulpturen).

Naturlehrpfad Aus Richtung Weismain kommend soll er nicht nur Flora und Fauna, sondern auch historische Gegebenheiten, wie den Eisenerzbergbau am Kordigast, erläutern. Im 19. Jahrhundert wurden rund um das Plateau 25 Eisenerzgruben von zum Teil namhaften Firmen aus ganz Deutschland (zum Beispiel Maxhütte) betrieben. Davon zeugen jetzt noch die eingesunkenen Eingangsbereiche der Stollen, die für den Laien nur sehr schwer erkennbar sind. Entsprechende Hinweistafeln sollen angebracht werden. stö