Drei Bewerber für eine Stelle: die Nachfolge von Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Dramaturgie eines Abends, der 160 Delegierte in Atem hielt und Emmi Zeulner überglücklich machte.
Es war der Abend der Emmi Zeulner. Alles sollte seine Ordnung haben, alles sollte fair laufen - also durften die Kreisvorsitzenden ihre Vorschläge präsentieren. In alpha bethischer Reihenfolge der Verbände: Erst Bamberg, dann Kumbach, und zum Schluss Landrat Christian Meißner (CSU) für Lichtenfels. Er betonte ihren kommunikativen Charakter, lobte ihre Hartnäckigkeit. "Ihr Beruf ist Krankenschwester. Der Bundestag sollte ein Spiegel der Gesellschaft sein", sagte er zu den Delegierten. "Emmi Zeulner würde unserer Glaubwürdigkeit gut tun", das sagte er der CSU-Familie. Nicht nur über Frauen in der Politik reden, über junge Leute in der Politik reden, sondern sie auch unterstützen - das war seine Botschaft.
Dann folgte das Los. Die drei Kandidaten Alexander Hummel aus Pettstadt, Jörg Kunstmann aus Kulmbach und Emmi Zeulner aus Lichtenfels losten um die Reihenfolge, in der sie zu den Delegierten sprechen wollten.
Kunstmann zeigte mit zwei Fingern an, an welcher Position er spricht. Es sieht aus wie ein "V" für "Victory - Sieg". Er wurde bei den Delegierten als Favorit gehandelt. Er war die rechte Hand von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der von 2002 bis zu seinem Rücktritt 2011 den Wahlkreis in Berlin vertrat.
Erster: Hummel (33), Diplom-Informatiker, spricht sachlich über demografischen Wandel und Datenautobahnen. Er verspricht den Lichtenfelsern eine eigene Bundesgeschäftsstelle im Falle seines Sieges - und betont, dass seine Frau Lehrerin am Meranier-Gymnasium sei. Er spricht zehn Minuten.
"Ich kenne euch alle"
Zweiter: Kunstmann (39), Bundeswahlkreisgeschäftsführer, gibt sich emotional und nah. Klar sei er aufgeregt. Er lässt kein schönes Plätzchen im Wahlkreis aus, das er nicht schon besucht habe. Er lässt kaum einen Bürgermeister aus, zu dem er eine kleine Anekdote weiß. Die Botschaft: Ich bin vernetzt. Er spricht über seine Kinder. Immer wieder wird seine Rede von Applaus unterbrochen - von den Kulmbacher Delegierten. Lang genug für kurze Unterbrechungen ist seine Rede. Kunstmann spricht eine halbe Stunde.
Dritte: Zeulner (25), Krankenschwester. Sie steht konzentriert auf der Bühne, große Körperspannung, hohe Präsenz. Mit beiden Händen hält sie das Rednerpult. Sie spricht langsam - zumindest für ihr übliches Tempo. Sie spricht über Gesundheitspolitik, den ländlichen Raum und ihre Kindheit. Sie spricht von den Menschen und von Vertrauen - es klingt authentisch. Sie könne zuhören und hart arbeiten. Neun Minuten hören die Delegierten ihr zu.
Zweimal werden die 160 Delegierten namentlich aufgerufen, um abzustimmen. Dann ist klar, Emmi Zeulner hat es geschafft. "Sie ist glaubwürdig und wird es der Partei nicht immer leicht machen - sie wird eine unbequeme Abgeordnete in Berlin, die für die Menschen bei uns kämpfen wird", sagt Kreisvorsitzender Meißner am Tag danach.
Kunstmann als zweiter Sieger des Abends macht das, was er schon für zu Guttenberg gemacht hat: Er managt den Wahlkampf. Einer der ersten Kommentare auf seiner Facebook-Seite: "Der Jörg als Team-Manager und Strippenzieher im Hintergrund: Es wird ein geiler Wahlkampf werden."