Kein Stress im Ebensfelder Hühnergehege

1 Min
300 Tiere laufen im Gehege herum: braune, weiße, gemusterte, mit weißen oder mit bläulichen Füßen.Monika Schütz
300 Tiere laufen im Gehege herum: braune, weiße, gemusterte, mit weißen oder mit bläulichen Füßen.Monika Schütz
Die Eier sammelt Storath täglich am Abend ein. Oft helfen Mutter Elisabeth und Ehefrau Britta mit.
Die Eier sammelt Storath täglich am Abend ein. Oft helfen Mutter Elisabeth und Ehefrau Britta mit.
 
Zum Eierlegen ins "Nest" gibt es genug Platz  - und Zeit
Zum Eierlegen ins "Nest" gibt es genug Platz  - und Zeit
 
Die Eier sammelt Storath täglich am Abend ein. Oft helfen Mutter Elisabeth und Ehefrau Britta mit.
Die Eier sammelt Storath täglich am Abend ein. Oft helfen Mutter Elisabeth und Ehefrau Britta mit.
 
Bläuliche Füße - aber kein Käfig
Bläuliche Füße - aber kein Käfig
 

Bei Bernhard Storaths "Zweinutzungshühnern" werden weibliche und männliche Tiere aufgezogen.

Bernhard Storath ist Biobauer. Wer das Anwesen der Familie Storath in der Unteren Straße besucht und einen Blick ins Hühnergehege wirft, dem fällt erst mal nichts Besonderes auf. 300 Tiere laufen hier herum, braune, weiße, gemusterte, mit weißen oder mit bläulichen Füßen. Es wird gescharrt, gepickt, gegackert. Zuerst fallen die Hähne auf: Fünf stattliche Tiere sind es inmitten der Hennen. Das ist ungewöhnlich. "Die Hähne regeln von Anfang an, wer der Chefhahn ist, dann ist Ruhe", erklärt Bernhard, warum es unter den Hähnen keinen Zickenkrieg gibt. Normal wäre ein Hahn.

450 Hühner wären erlaubt

Vor 20 Jahren wurde der alte Schweinestall der Storaths zum Hühnerstall umgebaut. Nach den Richtlinien der Biolandwirtschaft dürfen hier 450 Hühner gehalten werden. Aktuell sind es 300. Und es sind "andere". Der Biobauer hat die Küken im April 2020 von einem Geflügelhof im Landkreis Forchheim geholt, jetzt legen die Hennen die ersten Eier.

Eier von Coffee- und Cream-hühnern. Diese Rasse wächst langsamer als die konventionellen Legehühner, sie braucht dadurch mehr Futter, wenn auch nicht so eiweißreiches Kraftfutter wie  Zuchthennen, die nur für die Eierproduktion gehalten werden - und es gibt keinen "Ausschuss".

"Bei mir war das Kükentöten schon immer ein Thema", sagt Storath. Mit der neuen, in Deutschland gezüchteten Rasse Coffee und Cream könnte das enden.

Die Tiere sind sogenannte "Zweinutzungshühner": Nach dem Schlüpfen werden sowohl weibliche als auch männliche Tiere aufgezogen. Die Hennen werden nach wie vor zur Eierproduktion gebraucht, die Hähne für die Fleischproduktion. Bei dieser Rasse eignen sich beide Geschlechter.

Doch das hat seinen Preis: langsameres Wachstum, geringerer Ertrag bei Fleisch und Legeleistung, höhere Futterkosten durch längeres Leben. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass das Kükentöten vermieden wird, dass die Tiere stressfrei, gesünder und widerstandsfähiger leben. Die Verbraucher schätzen das. Sie sind bereit, für ein Ei mehr zu zahlen. 46 Cent kostet ein Stück, davon geht ein Cent in die Forschungsarbeit über ökologische Tierzucht. Abnahmeschwierigkeiten hat Bernhard Storath keine: Er verkauft Eier und Fleisch bei sich im Bio-hofladen. Weitere Abnehmer sind Naturkostläden, aber auch Rewe. Zweinutzungshühner hält er zum ersten Mal. Vielleicht hat es Zukunft.

Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes für Lichtenfels und Coburg: "Ob es mehr wird, entscheidet der Verbraucher!" Und weiter: "Zweinutzungshühner sind aktuell ein Nischenprodukt, Anfragen von Verbrauchern zu dem Thema, auch zum Thema Kükentöten kommen keine." Er selbst kennt im Raum Coburg nur noch einen Hühnerhalter mit rund 100 Zweinutzungshühnern. Als Zubrot für einen Biobauern sei es sicher interessant, meint er, aber was ist mit der Legeleistung im Winter? "Im Handel gibt es Verträge, die einzuhalten sind", sagt er. Aber auch von Hühnerhaltern selbst käme keine spezielle Nachfrage. Was die Vermarktung betrifft, bedauert er, dass  diese Art des Verkaufs von Ei und Fleisch wohl nur als Direktvermarkter gehe, über den Handel werde es sehr schwierig.