Seit über drei Jahren steht das Fachmarktzentrum in Lichtenfels. Auf Toiletten wurde beim Bau aber verzichtet - sehr zum Ärger der Kunden.
Gemütlich von Geschäft zu Geschäft schlendern, Eis essen und zum Schluss noch letzte Besorgungen machen. Für viele Eltern ist es da schon schwer genug, wenn die Kinder vor Langeweile quengeln und einfach nur nach Hause wollen. Kommt dann noch der Satz: "Mama, ich muss mal", bleibt nicht viel Zeit. Für die meisten Eltern kein Problem, einfach schnell auf die Toilette gehen und schon kann der Streifzug durch die Läden fortgesetzt werden. Anders sieht es im "LIF.E city center" in der Mainau aus. Eine zentrale öffentliche Toiletten sucht man dort vergeblich.
Die Kunden leiden unter den fehlenden Sanitäranlagen. "Ist es denn nicht möglich, mal öffentliche Toiletten irgendwo da hinzustellen?! Es geht ja nicht nur uns Müttern mit Kindern so, sondern auch Erwachsenen und besonders älteren Leuten", ärgert sich Diana Tremel auf der Facebook-Seite "Mein Lichtenfels - was mich aufregt".
Toilette durch Putzraum ersetzt
Auch Nadine Vierneusel steht zwei Mal in der Woche vor demselben Problem. "Gerade mit einem kleinen Kind ist das sehr nervig. Zum Glück machen die Mitarbeiter der Geschäfte bei einem kleinen Kind eine Ausnahme. Im Notfall geht es hinter die Büsche", sagt die Staffelsteinerin. Früher suchte sie die Toilette im Media-Markt auf. Doch die sei durch einen Putzraum ersetzt worden, klagt die Frau. Diese Auskunft sei zumindest von Mitarbeitern des Elektronik-Fachmarktes gegeben worden. Völlig falsch, erzählt Geschäftsleiter Frank Plieninger. "Bei uns gibt es Kundentoiletten, jedoch sind diese abgeschlossen." Und tatsächlich versteckt sich hinter der Tür mit der Aufschrift "Putzraum" das Kunden-WC.
Auf verschlossene Türen trifft man auch bei Edeka. Genauso wie beim Media-Markt erhalten Kunden dort den Schlüssel auf Nachfrage.
Der Grund für diese drastische Maßnahme: Verschmutzungen, Vandalismus und Diebstahl. Die wollen weder die Mitarbeiter im Edeka noch die in der Bäckerei Fuchs weiter hinnehmen. Daher warnen sie auf einem Aushang, der an der Toilettentür befestigt ist, über die Konsequenzen eines nicht ordnungsgemäßen Verhaltens. "Sollte keine Besserung eintreten, sehen wir uns dazu veranlasst, den Kundenservice Toilette komplett einzustellen", lautet es auf dem Aushang.
Immer wieder seien aus den Sanitäranlagen Glühbirnen und Klopapierhalter entwendet worden. Im Elektronik-Fachmarkt musste sogar alle zwei bis drei Tage ein Klempner kommen, weil die Räumlichkeiten so verschmutzt waren. "Seitdem wir die Toiletten verschließen, haben die Menschen mehr Respekt."
Starke Verschmutzungen
Den wünschen sich auch die Mitarbeiter der Fuchs-Bäckerei und von Edeka. "Bei uns gab es solche Verschmutzungen, dass die Reinigungsfirma die Verträge kündigen wollte", sagt Edeka-Geschäftsführer Christian Werner.
"Eigentlich sollten Kundentoiletten einen Service darstellen, aber dieser wird hier stark missbraucht", ärgert sich eine Mitarbeiterin der Bäckerei. Immer wieder hätten sie und andere Verkäufer beobachtet, dass Menschen lediglich wegen der Kundentoilette zum Fachmarktcenter gekommen sind.
"Manche Menschen kaufen nicht einmal in den Geschäften ein, sondern fahren mit dem Auto vor, um das WC zu benutzen", beklagt sich Christian Werner.
Viele der Geschäftsinhaber zeigen sich in der Toilettenproblematik bislang kulant und öffnen die fürs Personal vorgesehenen Räume für ganz Verzweifelte. Besonders tragisch: Auch hier haben die Ladenbesitzer mit schlimmen Verschmutzungen zu kämpfen. In so einem Fall müssen die Personaltoiletten für mehrere Tage dichtgemacht werden - die Leidtragenden sind dann die Mitarbeiter.
15 bis 25 Kunden am Tag
Bislang offen stehen die Türen noch bei den gastronomischen Betrieben "Heißhunger" und "Buonissimo". Das hat sich mittlerweile bei den Besuchern herumgesprochen - täglich fragen dort etwa 15 bis 25 Menschen nach dem stillen Örtchen.
"Ich finde es nicht in Ordnung, dass hier keine öffentlichen Toiletten eingerichtet werden. Das Center bietet den Kunden eine so schöne Ecke zum Einkaufen", schimpft eine Mitarbeiterin von Tchibo über die fehlenden sanitären Anlagen. Sie befürchtet sogar, dass die Kunden durch das Fehlen der Sanitäranlagen abgeschreckt werden und in Zukunft woanders einkaufen gehen.
Stadt wird nicht eingreifen
Zur Problematik am Fachmarktcenter möchten sich die Centermanager Fritz und Michael Regus kommende Woche äußern. Die Stadt werde bei dieser Thematik nicht aktiv, sagt der Lichtenfelser Stadtbaumeister Jürgen Graßinger. "Wir greifen auf keinen Fall ein. Das ist eine private Geschichte, weil das Center auf keinem öffentlichen Bereich steht. Die Toiletten sind da, die Kunden müssen nur an der Kasse danach fragen."
Dass es in den kommenden Wochen zu einer Lösung des Problems kommen wird, ist unwahrscheinlich. Bei Zusammenkünften der Geschäftsleute mit dem Centermanagement wurde das Thema zumindest schon angesprochen.