Interview: Was Kathy Kelly von Franken hält

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Kathy Kelly Foto: Music Contact System
Kathy Kelly Foto: Music Contact System

Als Mitglied der Kelly Family hat Kathy Kelly die halbe Welt gesehen. Seit 14 Jahren ist sie nun solo unterwegs, singt vor allem Gospel und traditionellen Irish-Folk. Im Mai wird die 52-Jährige in der Josephskirche in Burgkunstadt zu hören sein.

Kathy Kelly ist jetzt 52 Jahre alt, als drittältestes Kind der Kelly Family hat sie die halbe Welt gesehen. Seit fast 14 Jahren ist sie solo unterwegs. Am 9. Mai gibt sie gemeinsam mit dem Chor "Route 16-60" aus Redwitz ein Konzert in der Josephskirche in Burgkunstadt. Mit uns sprach Kathy Kelly über das, was sie stark macht, warum eine Castingshow für sie keine Herausforderung darstellt und warum Musik ihr Leben ist.

Frau Kelly, waren Sie schon mal hier in der Gegend?
Kathy Kelly: Ja, ich war schon öfter in Franken, in Kulmbach und Erlangen zum Beispiel.

Und, wie sind ihre Erfahrungen mit den Franken?
Es ist ein ganz anders Volk, sie haben nichts mit Bayern zu tun. Ich finde Franken sind ein unglaublich ehrlicher Menschenschlag. Das gefällt mir. Und dass sie hier noch so viele Burgen und alte Gemäuer haben.

Ihre Musik ist ja recht vielseitig...
Was ich mache ist eine Mischung aus Gospel, Irish-Folk und Sachen, die ich selbst komponiert habe. Das sind dann vor allem spanische Lieder - dort bin ich groß geworden.

Wie sieht das aus, wenn Sie selber komponieren, haben Sie ein bestimmtes Muster?
Manchmal schreibe ich nur den Text und dann kommt irgendwann die Melodie. Manchmal nehme ich auch meine Gitarre, fange einfach an zu spielen und der Text kommt dann später. Ich bin jemand, der beides kann. Meistens hab ich dann auch zu viel Text und es muss am Ende noch gekürzt werden.

Haben Ihre Geschwister einmal eines Ihrer Konzerte besucht?
Es kommt sehr selten vor, dass wir uns gegenseitig auf unseren Konzerten besuchen, wir sind meistens gleichzeitig auf Tour.

Sind denn alle noch Musiker?
Eigentlich sind noch alle musikalisch aktiv. Außer Joey, der ist ja eher sportlich unterwegs.

Haben Sie musikalische Vorbilder?
Tina Turner als Frau und als Sängerin, Jose Carreras, Bruce Springsteen, aber auch Rhianna oder Beyoncé. Ich mag einfach große Stimmen.

Im Mai treten Sie gemeinsam mit dem Redwitzer Chor "Route 16-60" in Burgkunstadt auf, wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Das läuft alles über meine Agentur. Ich sehe mir nur die Städte an und die Kirchen und schaue was mir gefällt, wo ich gerne auftreten würde. Der Chor hat von mir die Lieder bekommen, die wir zusammen singen und dann werden wir am Tag der Aufführung gemeinsam proben. So ein Konzert geht dann oft über zwei Stunden.

Was möchten Sie, dass die Menschen aus ihren Konzerten mitnehmen?
Ich freue mich riesig, wenn Leute am Ende mitsingen, mitklatschen, wenn es für sie viel Freude ist, wenn sie mit einem Lächeln rausgehen. Das gelingt mir fast immer. Es ist aber nichts, was ich erzwingen möchte, das passiert einfach und dann denke ich ,wow'.

Was steht als nächstes in Ihrem Terminplan?
Im April werde ich in Wetzlar bei einem Opernabend auftreten und im September geht's nach Bukarest und Prag.

Sie sind Opernsängerin?
Mittlerweile ja. 2001 habe ich mit der Ausbildung zur Opernsängerin angefangen, fünf Jahre die Stimme stabilisiert und seit fünf Jahren habe ich regelmäßig Unterricht bei einem Tenor.

Was reizt Sie daran?
Ich war jemand, der immer Herausforderungen gebraucht hat, eine wilde Natur, wie ein wildes Pferd sozusagen. Ich brauche die Disziplin, das habe ich vielleicht vom Ballett. Das gibt mir Halt, daran wachse ich. Und es ist schön zu sehen, dass deine Kunst nicht stehen bleibt, dass man an seine Grenzen kommt.

Apropos Grenzen, Sie haben auch schon beim "Supertalent" mitgemacht und bei der Reality-Show "Die Alm", sind Sie da auch an ihre Grenzen gekommen?
Nein, an meine Grenzen bin ich da nicht gekommen. Ich bin eher jedesmal einen Schritt weiter gekommen.

Wie meinen Sie das?
Hinter jeder Castingshow steht ein Team von Psychologen und man weiß nie, was die sich ausdenken, man muss super wach sein und versuchen, durch die Minenfelder heil durchzukommen. Nicht, dass bei solchen Shows alle böse wären, aber es sind eben immer Herausforderungen.

Was war die größte Herausforderung auf der Alm?
Eigentlich gab es keine für mich. Auf der Alm musste man leben wie vor Hundert Jahren. Ich habe mich schon mein ganzes Leben selbst versorgt. Ein paar Tage auf der Alm und ich konnte mich wieder genau erinnern, wie ich das früher immer alles gemacht habe. Mit meiner Familie war es viel härter - das habe ich erst dort realisiert. Wir waren immer in einem Bus, der war kleiner als die Alm.

Sind Sie jetzt durch mit Casting-Shows?
Ich finde ein oder zwei sind ok, mehr müssen nicht unbedingt sein.

Und wenn doch mal der Dschungel ruft?
Das Dschungelcamp reizt mich schon, aber ich glaube, ich würde es nicht machen, da habe ich zu viel Angst.

Sie sind ausgebildete Ballerina, kam für Sie nie etwas anderes als Musik in Frage?
Bis ich 17 war, habe ich meine Ballett-Ausbildung gemacht. Danach habe ich das nicht mehr ausgeübt, ich habe dann mehr Musik gemacht und produziert. Ich wollte immer Musik machen, mit acht habe ich meine erste Gitarre bekommen, ich war besessen von der Musik und der Kunst.

Gibt es etwas in ihrem Leben das Sie bereuen, das sie heute anders machen würden?
Die Frage hab ich mir noch nie gestellt. Ich hab so viele Extreme erfahren, da hat es einen Grund, das es so ist, wie es ist. Ich glaube, so einen Karriere kann man nicht steuern.

Sie treten oft in Kirchen auf, singen viele Gospel-Lieder, sind Sie ein gläubiger Mensch?
Ich war immer ein gläubiger Mensch, aber nie so, dass ich es auch anderen aufdrängen wollte. Irgendwann habe ich verstanden, dass Religion in Institutionen Grenzen haben muss, die meisten Menschen brauchen einen Rahmen, um sich sicher zu fühlen. Als Künstler hast du die Aufgabe, die Grenzen zu sprengen, ohne hoffentlich etwas falsch zu machen.