Heuschnupfen: Warum die Pollen heuer besonders jucken

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Der junge Kieferntrieb muss bestäubt werden... Foto: Josef Schröder
Der junge Kieferntrieb muss bestäubt werden... Foto: Josef Schröder
...damit die Zapfen dann Samen ausbilden können. Foto: Josef Schröder
...damit die Zapfen dann Samen ausbilden können. Foto: Josef Schröder
 
Und manchmal verirrt sich der Staub dabei aufs Autodach. Foto: Anja Greiner
Und manchmal verirrt sich der Staub dabei aufs Autodach. Foto: Anja Greiner
 

Kein Regen, dafür umso mehr Wind. Das Wetter in den vergangenen Wochen hat dem Blütenstaub einen Freiflug nach dem anderen spendiert. Die Folge: Auch Nicht-Allergiker juckt plötzlich die Nase.

"Kiefer", sagt die Apothekerin am Telefon, "Kiefer wie Fichte". Maxi Kiefer steht in der Adelgundis-Apotheke in Bad Staffelstein und beantwortet die Fragen, die jedes Jahr wieder mit dem ersten Blütenstaub hereingeweht werden.

Ja doch, Allergiemittel hätten sie heuer schon recht gut verkauft, sagt sie. Kein Regen, der die Pollen abwaschen könnte, dafür umso mehr Wind, der den Blütenstaub unablässig durch die Luft wirbelt. "Da sind dann auch noch Pollen von vor drei Wochen dabei", sagt Maxi Kiefer. Diese etwas andere Fein staubbelastung führt dann auch dazu, dass viele die eigentlich mit Heuschnupfen bislang nichts am Hut hatten, vor Maxi Kiefer in der Apotheke stehen: mit tränenden Augen, Husten oder trockenem Hals.
"Die meisten dachten, es wäre eine Erkältung."

Wenn Bäume sprechen
Schon seit einiger Zeit beobachte sie, dass immer mehr Menschen allergisch reagierten. "Da sind die Leute 70 oder 80 Jahre alt, hatten ihr Leben keine Allergien, plötzlich geht es los mit dem Heuschnupfen."

Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthma bundes leiden 16 Prozent der Deutschen unter Heuschnupfen. Bereits 2004 hat der Ärzteverband Deutscher Allergologen geschrieben, dass bis zu 24 Prozent der 20- bis 44-Jährigen einen aller gischen Schnupfen haben.

Allzu viel scheint sich in den vergangenen zehn Jahren also nicht getan zu haben.

"Geringfügig vielleicht", sagt Helmut Carl, Hautarzt in Lichtenfels. Aber eigentlich könne er nicht sagen, dass die Leute häufiger Heuschnupfen bekämen als früher. Für mehr Besuche in der Praxis wegen juckender Nasen macht Carl nicht unbedingt die Pollen verantwortlich. Die Leute, sagt er, sind empfindlicher geworden.

Das schönste wäre, sagt Maxi Kiefer, es würde alles aus der Luft rauswaschen, "nur so ein bisschen Regen hilft nicht". Das könnte alles sogar noch schlimmer machen: Die Pollen, so steht es in der Apotheken-Umschau, würden dann nämlich so lange das Wasser aufsaugen bis sie platzen und dabei noch mehr allergieauslösende Substanz freigeben.

Nun ist Staub nicht gleich Staub und Kiefer manchmal doch nicht gleich Fichte: "Die Blüte von den Nadelbäumen ist heuer extrem", sagt Kerstin Schmidt von der Umweltstation Weismain.

Vermischt mit ein bisschen Raps senkt sich der Blütenstaub dann wie ein gelber feiner Vorhang auf Autos, Tische und Fenster. Der einzige Vorteil dieser Pollen: Sie sind zu groß um die Schleimhäute zu belasten. Allergien, sagt Schmidt, lösen die Pollen somit nicht aus. Warum die Nadelbäume heuer so sehr blühen, darauf weiß sie keine Antwort.

Bäume, sagt der Lichtenfelser Förster und Revierleiter Wolfgang Weiß, sind auch Lebewesen. Sie haben ihren eigenen Rhythmus. Sie stoßen Pheromone aus, kommunizieren so mit anderen Bäumen in der Region und dann beschließen sie, meist in einem Abstand von fünf Jahren, zu blühen.

Würden die Nadelbäume jedes Jahr gleich blühen, würden sich die Tiere, die sich von den Samen ernähren auf eine bestimmte Futtermenge einstellen. In der Folge würden sie alles fressen und nicht mehr genug Samen für die Vermehrung der Bäume selbst übrig lassen. Die Bäume, sagt Weiß, bauen absichtlich Schwankungen ein.
Manchmal, sagt er noch, blühen die Bäume aber auch, wenn sie unter Stress stehen. Wenn sie kurz davor sind zu sterben und noch einen letzten Rest ihres Lebens hinterlassen wollen.


Tipps für Allergiker

1. Täglich Haare waschen
2. Abends lüften, oder wenn es geregnet hat
3. Pollenfilter ins Auto einbauen lassen
4. Staubsauger mit Mikrofilter verwenden
5. Kleidung vom Tag nicht im Schlafzimmer hinlegen
6. Brille statt Kontaktlinsen
7. Rasen kurz halten, damit er nicht blüht
8. Pflanzen wählen, die Bienen und Hummeln anziehen - deren Pollen sind zu schwer, um vom Wind transportiert zu werden
9. Pollenflugvorhersagen im Internet nutzen Quelle: AOK und allergieratgeber.de