Getreide gedroschen wie früher

1 Min
Die Garben werden fachgerecht in den Aufnahmeschacht der Dreschmaschine gestreut. Fotos: Andreas Welz
Die Garben werden fachgerecht in den Aufnahmeschacht der Dreschmaschine gestreut.  Fotos: Andreas Welz
Braumeister Reinhold Reblitz karrt das Bier stilgerecht mit einem alten Traktor auf den Festplatz.
Braumeister Reinhold Reblitz karrt das Bier stilgerecht mit einem alten Traktor auf den Festplatz.
 
Michael (3) aus Ebern wird von Vater Alexander Schramm informiert.
Michael (3) aus Ebern wird von Vater Alexander Schramm informiert.
 
Prall gefüllte Kornsäcke werden von der Dreschmaschine gehoben.
Prall gefüllte Kornsäcke werden von der Dreschmaschine gehoben.
 
Luka freut sich über eine Weizenähre.
Luka freut sich über eine Weizenähre.
 
Georg Pornschlegel gönnt sich einen Schluck heimischen Bieres.
Georg Pornschlegel gönnt sich einen Schluck heimischen Bieres.
 
Der Opa erklärt seinem Enkel einen Garbenbinder.
Der Opa erklärt seinem Enkel einen Garbenbinder.
 
Rund zehn Mann/Frau stark ist die Dreschmannschaft.
Rund zehn Mann/Frau stark ist die Dreschmannschaft.
 

In Nedensdorf ließen sich die Besucher gerne mitnehmen auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Sie erlebten, wie mühselig die Landarbeit war, die heute mit Hilfe von Maschinen erledigt wird.

Luka aus Lichtenfels war begeistert vom Dreschfest. Der ratternde Traktor und die große Dreschmaschine auf dem Dorfplatz hatten es ihm gestern angetan. Oma Birgit überreichte ihm eine Weizenähre und wollte dem Viereinhalbjährigen erklären, wo das Mehl seines Butterbrotes herkommt. Lukas Augen hatte aber schon die lange Kuchentheke entdeckt, an der Landfrauen selbst gebackene Köstlichkeiten anboten. Für erwachsene Besucher des mittlerweile 16. Dreschfestes gab es natürlich auch heimisches Bier, und die vielen Auswärtigen wunderten sich, was so ein kleines Dorf alles auf die Beine stellen kann.
Die Mitglieder der Dreschgenossenschaft Nedensdorf, eine Abteilung des rührigen Obst-und Gartenbauvereins, demonstrierten, wie mühselig Landarbeit in früheren Zeiten war. Was heutzutage mit Hilfe von Maschinen erledigt wird, war früher anstrengende Handarbeit. Zum Beispiel das Dreschen.
Das Korn wurde von Hand geschnitten, zu Garben gebunden, auf Wagen geladen und in die Diele gefahren, wo es im Winter von Hand gedroschen wurde.

Gemeinschaftsarbeit

Nach und nach erleichterten Maschinen die Arbeit - Garbenbinder beispielsweise. Einer davon stand auf dem Dorfplatz. Die Dreschflegel wurden durch Dreschkästen ersetzt, die auf dem Hof aufgestellt und über Riemen von Traktoren angetrieben wurden. In Nedensdorf diente ein kraftvoll bullernder 60 Jahre alter Eicher Diesel mit 25 PS aus den 50er Jahren als Antriebsmaschine. Die Garben wurden mit dem Binder am Schafholz unweit des Staffelsteiner Stadtteils geerntet und auf einen gummibereiften Anhänger geladen. Der historische Leiterwagen kann diese Aufgabe nicht mehr übernehmen.
Georg Pornschlegel ist Profi, er war der wichtigste Mann auf dem Dreschplatz, denn er streute das Dreschgut dosiert in den Aufnahmeschacht ein. Zuviel darf es nicht sein, denn sonst verstopfen Schüttler und Siebe. Das Gebläse trennt die Körner von Stroh, Streu und Abfall. Nach Entfernung der Grannen und Reinigung wurden die Körner abgesackt. Der Dreschkasten verfügte ursprünglich über eine Strohpresse, die in den Jahrzehnten verloren ging. Wie zu erfahren war, suchen Mitglieder der Dreschgenossenschaft nach Ersatz. Eine moderne Strohpresse übernahm diese Aufgabe.
Die Dorfgemeinschaft habe sich oft einer einzigen Dreschmaschine bedient, die an den jeweils erntenden Bauer vermietet worden sei, erinnerte sich Pornschlegel. Zur Erntezeit sei sie dann pausenlos im Einsatz gewesen.
Für das Beschicken der Dreschmaschine mit Garben, das Absacken des Getreides sowie das Abnehmen und Aufladen des ausgedroschenen Strohs waren rund zehn Personen notwendig, wie er berichtet. "Heute haben wir nur noch drei Nebenerwerbslandwirte in Nedensdorf", sagte er wehmütig, er selber habe die Landwirtschaft schon seit geraumer Zeit aufgegeben. Die zahlreichen Besucher des Dreschfestes kamen jedoch alle auf ihre Kosten; sie ließen sich gern auf eine Zeitreise in die Vergangenheit der Landwirtschaft mitnehmen.