Gefährliche Glocken verstummen

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Die Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels Foto: Johannes Gurguta
Die Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels  Foto: Johannes Gurguta

Bei der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lichtenfels stehen Bauarbeiten bevor. Sowohl der Kirchturm als auch das Gemeindehaus sind marode und müssen arbeits- und kostenaufwendig saniert werden.

Stille. Kein einziger Ton schallt vom Kirchturm der Martin-Luther-Kirche. Das Gotteshaus wurde 1903 geweiht und musste, wie viele andere Kirchen auch, der Aufrüstungsgier der beiden Weltkriege Tribut zollen. Heute leidet der Kirchturm an Altersproblemen. Rost am stählernen Glockenstuhl zwang die Gemeinde 2012, das Glockensystem stillzulegen.

Ostern ohne Glockenläuten

"Es ist einfach frustierend", sagt Pfarrerin Anne Salzbrenner. Eine Firma habe den Rost bei einer Wartung entdeckt, die einmal im Jahr stattfindet. Die erste Katastrophenmeldung eine Woche vor Ostern sei ein Schock gewesen, so Salzbrenner. "Ein Osterfest ohne Glockenläuten. Das geht nicht." Glockenschläge seien aber laut Gutachten zu gefährlich für den maroden Bau. Es wurde ein Statiker zugezogen, der mit Hilfe von heimischen Firmen ein Provisorium erstellen konnte. Dieses konnte aber aufgrund des strikten Verbots der Landeskirche nur zweimal benutzt werden.
Erst als im April 2013 ein zweiter Statiker des Ingenieurbüros Burges & Döhring zugezogen wurde, habe man bemerkt, dass der gesamte Kirchturm einsturzgefährdet sei. Neben dem rostigen Glockenstuhl ist auch die Stahlkonstruktion im inneren des Kirchturms marode, und das Dach ist beschädigt. Eine Kosteneinschätzung sei nun nicht mehr möglich. Das ganze Projekt zögere sich außerdem hinaus, da der Statiker nur alle drei bis vier Monate Zeit habe, sich den Turm anzusehen und einen Bericht an die Landeskirche zu schreiben. Außerdem hätten die Arbeiten am Gemeindehaus 200 000 Euro gekostet. Dort habe es hineingeregnet.
Das sei eine psychische Beeinträchtigung, bemerkt die Pfarrerin. "Die Glocken haben zum Leben dazugehört. Für mich haben sie sogar den Tagesablauf geregelt." Hauptkostenträger der Erneuerungen sei die Kirchengemeinde Lichtenfels. Zuschüsse seien aber auch durch die Landeskirche, vom Landesamt für Denkmalpflege und durch Spenden eingegangen.
Wie lange es noch dauert, bis die Arbeiten einen Fortschritt zeigen und die Glocken wieder läuten, steht jedoch in den Sternen.