Ganztägig in die Burgkunstadter Grundschule

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Die Grundschule in Burgkunstadt soll eine offene Ganztagsschule werden. Ein entsprechendes Pilotprojekt soll ab dem Schuljahr 2015/2016 laufen. Foto: Gerda Völk
Die Grundschule in Burgkunstadt soll eine offene Ganztagsschule werden. Ein entsprechendes Pilotprojekt soll ab dem Schuljahr 2015/2016 laufen.  Foto: Gerda Völk

Die Burgkunstadter Lerneinrichtung nimmt als einzige aus dem Landkreis an einem Pilotprojekt der Staatsregierung teil. In einer Variante ermöglicht es sogar in den Ferien eine Betreuung bis 18 Uhr.

An der Grundschule in Burgkunstadt soll eine offene Ganztagsschule eingerichtet werden. In seiner Sitzung am Dienstag beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der Abwicklung des Antragsverfahrens. Burgkunstadt wäre damit die einzige Grundschule im Landkreis Lichtenfels, die an dem Pilotprojekt der bayerischen Staatsregierung teilnimmt.
An der Pilotphase, die zum Schuljahr 2015/2016 startet, nehmen insgesamt 300 Gruppen (nicht Schulen) an ausgewählten Standorten in ganz Bayern teil. "Ich war sehr überrascht, dass wir den Zuschlag bekommen haben", freute sich Bürgermeisterin Christine Frieß (CSU), die darin einen weiteren Beitrag zur Vereinbarung von Familie und Beruf sieht.

Jugendhilfe und Schule
Neben der klassischen Form der offenen Ganztagsschule (Betreuung bis 16 Uhr) sehen die Planungen der Staatsregierung auch ein offenes Ganztagsangebot als Kombimodell von Jugendhilfe und Schule
vor. Ein Angebot, das sich besonders für Schulen eignet, die einen hohen Betreuungsbedarf an den Tagesrandzeiten haben. Die Kinder könnten dann täglich bis 18 Uhr betreut werden, und zwar in der Schul- und Ferienzeit.
Das Kombimodell umfasst eine Mittagsverpflegung, eine verlässliche Hausaufgabenbetreuung und ein hortpädagogisches Angebot. Am Kombimodell können Grundschüler mit einem Betreuungsbedarf bis mindestens 16 Uhr an mindestens vier Unterrichtstagen je Schulwoche teilnehmen. Als Kooperationspartner ist der katholische Kindergarten im Gespräch.
Allerdings war die Vorlaufzeit sehr kurz, wie Kämmerin Heike Eber ausführte. Beim "Ganztagsgipfel" der Staatsregierung am 24. März kristallisierte sich die Öffnung des Grundschulbereichs für die offene Ganztagsschule heraus. Die Stadt als Sachaufwandsträger und die Schulleitung bekundeten ihr Interesse am Pilotprojekt. Mit Unterstützung des Landratsamtes und des staatlichen Schulamts Lichtenfels wurde die Grundschule Burgkunstadt von der Regierung von Oberfranken zur Teilnahme vorgeschlagen. "Alle haben am selben Strang gezogen", erklärte Eber. Meldeschluss für eine Teilnahme am Pilotprojekt war der 28. April. Wenige Wochen später, am 21. Mai, erhielten Stadt und Grundschule von der Regierung von Oberfranken eine Zusage.
In einer Teilnahme am Pilotprojekt sieht Stadträtin Ingrid Kohles (FW) einen Imagevorteil für die Stadt, da der Name der Burgkunstadter Schule unter denen genannt wird, die von Anfang an dabei waren. Vorteile sieht auch die Rektorin der Grundschule, Stefanie Mayr-Leidnecker. "Schulen, die beim ersten Schwung dabei sind, werden besser ausgebildet und sind auch besser vorbereitet", lautet ihre Erfahrung.
In einem nächsten Schritt soll bei den Eltern der Bedarf ermittelt werden und für welches Modell (klassische Form oder Kombimodell) sie sich letztlich entscheiden. Bei 170 Schülern, die ab dem nächsten Schuljahr die Grundschule besuchen werden, dürfte laut Mayr-Leidnecker bei etwa 40 bis 45 Kindern ein entsprechender Bedarf bestehen. Wieder muss es schnell gehen, da der Antrag bis zum 1. Juli bei der Regierung von Oberfranken eingegangen sein muss.

Hängebrücke und Baumpodest
Des Weiteren stimmte der Stadtrat der vorübergehenden Unterbringung der Schulkindbetreuung im Obergeschoss des Altbaus der Mittelschule zu. Rund 35 000 Euro muss die Stadt in die dafür erforderlichen Maßnahmen wie Brandschutz, Sanitäreinrichtungen und Handwerkerleistungen investieren. Dank Spendengelder kann demnächst im Pausenhof der Grundschule ein Spielturm mit Hängebrücke und Baumpodest aufgestellt werden. Stadtrat Thomas Müller (Bürgerverein) hätte diesen Tagesordnungspunkt gerne zurückgestellt und hatte einen entsprechenden Antrag gestellt, der allerdings mehrheitlich abgelehnt wurde. Der Stadtrat habe in seiner vergangenen Sitzung beschlossen, alle mit Kosten verbundenen Maßnahmen für Kinderbetreuungseinrichtungen und Bildung zu stoppen, argumentierte Müller. Zudem mache die Aufstellung des Spielgerätes keinen Sinn, da noch nicht geklärt sei, wo die (Grund-)Schule künftig stehen soll. Wie Müller auf Nachfrage mitteilte, hat der Bürgerverein ein eigenes Konzept zum Thema Bildung ausgearbeitet. Statt Millionen von Euro in die Sanierung von Altbauten zu investieren sollte besser eine nach modernsten räumlichen und pädagogischen Gesichtspunkten geplante Schule in der Nähe des Gymnasiums gebaut werden. Müller bezifferte die Kosten dafür auf 2,5 Millionen Euro. Mit dem Thema soll sich der Arbeitskreis Bildung bei seiner Sitzung am 16. Juni beschäftigen.
Stadträtin Ingrid Kohles (FW) zeigte sich bestürzt über das Ausmaß der Schäden an der mittlerweile gesperrten Mainbrücke in Mainklein. "Das hat bei uns eingeschlagen wie eine Bombe." Dabei habe es 2010 noch geheißen, dass die Theisauer Brücke schlechter sei. Kohles fragte sich, ob am "Bürgermeisterbonus", den die Theisauer Brücke genießen soll, etwas dran sei. Da die Mainkleiner Brücke gerne und oft von Fußgängern und Radfahrern genutzt wurde, werde die Fraktion der Freien Wähler einen Antrag auf Bau einer Ersatzbrücke für diesen Personenkreis stellen. Man habe bereits Kontakt mit einem Fachmann aufgenommen, der im Kulmbacher Umland bereits ähnliche Brückenbauwerke erstellt habe. Bürgermeisterin Frieß wies den "Bürgermeisterbonus" zurück, da sie auch die Mainkleiner Brücke gerne genutzt habe. Zudem begrüßte sie die Initiative der Freien Wähler.
Am Ende äußerte Stadtrat Thomas Müller (Bürgerverein) massive Kritik am Verfahren zur Entscheidungsfindung und an den Beschlussvorlagen. Der Stadtrat werde gar nicht oder zu spät informiert, lautete seine Begründung. Kämmerin Heike Eber machte ein weiteres Mal darauf aufmerksam, dass der Zeitrahmen bezüglich der Einführung der offenen Ganztagsschule sehr eng gesteckt war. "Es liegt nicht immer nur an der Verwaltung."