Frischer Sauerstoff für die Fische

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Ohne Zulauf: Der Mühlbach ist abgesperrt, um die Anwohner vor Hochwasser zu schützen. Jetzt schwimmen die Fische mit den Bäuchen nach oben und die Uferböschungen sind voller Muscheln. Fotos: Tim Birkner
Ohne Zulauf: Der Mühlbach ist abgesperrt, um die Anwohner vor Hochwasser zu schützen. Jetzt schwimmen die Fische mit den Bäuchen nach oben und die Uferböschungen sind voller Muscheln.  Fotos: Tim Birkner
Die Tischtennisplatte steht gerade noch im Trocknen, die Schaukel schon nicht mehr.
Die Tischtennisplatte steht gerade noch im Trocknen, die Schaukel schon nicht mehr.
 
Die Wohnwagen haben am Samstagabend die umgekehrte Richtung genommen. Der Campingplatz wurde evakuiert.
Die Wohnwagen haben am Samstagabend die umgekehrte Richtung genommen. Der Campingplatz wurde evakuiert.
 
Überall, wo noch Platz war, stehen ein paar Anhänger. Insgesamt 25 wurden am Samstag vom Platz geschleppt.
Überall, wo noch Platz war, stehen ein paar Anhänger. Insgesamt 25 wurden am Samstag vom Platz geschleppt.
 
Die Feuerwehr pumpt Wasser in den Mühlbach. Dazu musste am Sonntag der Bürgermeister-Dr. Hauptmann-Ring gesperrt werden. sjo
Die Feuerwehr pumpt Wasser in den Mühlbach. Dazu musste am Sonntag der Bürgermeister-Dr. Hauptmann-Ring gesperrt werden.  sjo
 

Auf dem Campingplatz in Oberwallenstadt müssen die Wohnwagen evakuiert werden und im Mühlbach brauchen die Fische dringend Sauerstoff. Zwei Seiten des selben Hochwassers.

Die Fische im Mühlbach schwimmen mit den Bäuchen nach oben, der ausgebuchte Campingplatz in Oberwallenstadt ist überschwemmt: Das Hochwasser hat auch in Lichtenfels Spuren hinterlassen, die neu sind.
Ein Anwohner des Mühlbachs verständigte am Sonntag die Polizei, weil die Fische mit den Bäuchen nach oben im Wasser lagen. "Ich bin seit 30 Jahren bei der Feuerwehr - so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Kreisbrandinspektor Hermann Schuberth. Rund 40 Wehrleute aus Lichtenfels, Wallenstadt und Kösten pumpten am Sonntag zwei Stunden lang Wasser in den Mühlbach. So bekamen die Fischer wieder genügend Sauerstoff.

"Wir haben rund 100 Kubikmeter Wasser mit Sauerstoff angereichert und somit den bestehenden Sauerstoffgehalt verdreifacht", sagt Schuberth. Unterstützung bekamen die Helfer von Fischereifachmann Alexander Krappmann aus Seehof. Er konnte den Sauerstoffgehalt messen.
Insbesondere in der Laichzeit bräuchten die Fische viel Wasser - und die jetzige Hochwassersituation fällt - anders als bei anderen Hochwassern - eben genau in diese Laichzeit.

Kraftwerke stehen still

Die Uferböschungen des Mühlbaches sind voller kleiner Muscheln. Stefan Schneidawind, Prokurist der SÜC und unter anderem für die Wasserkraftwerke am Main zuständig, sagt: "Diese Unmengen Dreieckmuscheln haben auch Paarungszeit und verbrauchen viel Sauerstoff." Auch er kann sich nicht erinnern, dass in den Sommermonaten der Mühlbach einmal wegen Hochwassers abgelassen worden wäre, "zumindest nicht in den vergangenen 15 Jahren". Den Zulauf in den Mühlbach sperrt die Stadt ab einem Pegel von 4,00 bis 4,20 Metern an der Mainbrücke. Dann werden die Schleusen am Einlauf elektrisch geschlossen. Der Pegelstand - der sich durch Regenwasser, das hineingeleitet wird, auch wieder erhöhen kann - wird dann durch Pumen am unteren Ende reguliert. Das Wasserkraftwerk steht dann still. Auch in Hausen und Oberwallenstadt sind die Kraftwerke derzeit abgeschaltet. "Erst ab einer Wassermenge unter 140 Kubikmetern pro Sekunde werden sie wieder eingeschaltet", sagt Schneidawind. Am Montagmittag waren es am Messpunkt in Schwürbitz noch fast 250.

Das Hochwasser hat auch den Campingplatz in Oberwallenstadt überflutet. Eigentlich sollten gerade alle 136 Plätze belegt sein. Das Geschäft läuft im Sommer gut. Jetzt sitzt Karl Gröschel in seinem Büro an der Anmeldung in Papierstapeln und versucht alle zu erreichen, um ihnen die schlechte Nachricht zu überbringen. Für die 45 Dauercamper war am Samstag Schluss. 20 Wohnwagen konnten von ihren Besitzern herausgefahren werden. Gröschel hat dann mit einem Mitarbeiter vom städtischen Bauhof und den helfenden Händen der Gäste die restlichen 25 Wohnwagen in Sicherheit gebracht. Sie stehen nun im Pulk am Wehr oder an der Wenden straße.

"Glücklicherweise hatten nur noch zwei ihr Vorzelt aufgebaut", sagt Gröschel. So konnte er den Campingplatz am Samstag bis kurz vor 22 Uhr räumen. "In den 40 Jahren, in denen es den Platz nun gibt, ist das höchstens fünf- oder sechsmal vorgekommen", sagt er. Unterdessen kommt ein Holländer zur Tür hinein. Er nimmt die Absage gelassen, wendet und will nach Bad Staffelstein weiter.

Am Montag um 12 Uhr ist der Pegel des Mains bei 4,16 Metern. Das heißt, die Tischtennisplatte ist gerade noch erreichbar, bei der Schaukel ist schon Land unter. "Im Augenblick steigt das Wasser wieder", sagt Gröschel mit einem Blick auf den Hochwassernachrichtendienst. Rund einen Zentimeter pro Stunde steigt der ohnehin schon reißende Main weiter. Doch gute Nachrichten hat Gröschel auch: "Wenn das Wasser weg ist, trocknet der Platz schnell wieder, da er ja im Urstromtal des Mains liegt." Wenn alles gut geht, können am Wochenende die ersten Zelte und Wohnwagen wieder stehen.