Franz Josef Beume war 35 Jahre Landarzt in Bad Staffelstein

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So ist Franz Josef Beume den Staffelsteinern bekannt: Als Arzt, der Ruhe ausstrahlt, auf seine Patienten eingeht und der Zeit hat, um sich die Krankheitsgeschichte(n) anzuhören und dann seine Diagnose zu stellen. Fotos: p
So ist Franz Josef Beume den Staffelsteinern bekannt: Als Arzt, der Ruhe ausstrahlt, auf seine Patienten eingeht und der Zeit hat, um sich die Krankheitsgeschichte(n) anzuhören und dann seine Diagnose zu stellen.  Fotos: p
Franz Josef Beume an der Orgel der Staffelsteiner Kilianskirche: Mit knapp sieben Jahren lernte er das Klavierspielen, auf der Orgel spielt er leidenschaftlich gern, um abzuschalten und Stress abzubauen. Kaum sitzt er auf der Orgelbank, ist er ein anderer Mensch, und manches Zipperlein ist hier plötzlich wie weggeblasen.
Franz Josef Beume an der Orgel der Staffelsteiner Kilianskirche: Mit knapp sieben Jahren lernte er das Klavierspielen, auf der Orgel spielt er leidenschaftlich gern, um abzuschalten und Stress abzubauen. Kaum sitzt er auf der Orgelbank, ist er ein anderer Mensch, und manches Zipperlein ist hier plötzlich wie weggeblasen.
 

35 Jahre praktizierte Franz Josef Beume als Landarzt und Balneologe in der Badestadt Staffelstein. Der 70-Jährige verlässt Franken Ende März. In Eschwege wendet er sich einem neuen Lebensabschnitt zu.

Das Orgelspiel ist für Franz Josef Beume Ausgleich und Leidenschaft. Wenn er auf der Orgelbank sitzt, kann er sich stundenlang improvisierend mit einer Melodie ausein andersetzen. Das macht Freude, das bringt Energie. Und das ist wichtig für jemanden, der 60 bis 70 Stunden pro Woche im Dienst ist.

Eine Balance, eine gesunde Lebensordnung, ist eine der fünf Säulen der Kneippschen Therapie. Die Heilkraft des Wassers, ausreichend Bewegung für Körper und Geist, eine ausgewogene Ernährung und der Einsatz von Heilpflanzen sind die anderen Komponenten. Die Ansätze des Pfarrers Kneipp sind dem Badearzt nicht nur wohl bekannt, er lebt auch danach.

Da ist zum Beispiel die Zeit. Franz Josef Beume, der im Oktober 1978 seine Staffelsteiner Arztpraxis eröffnete, steht bei seinen Patienten im Ruf, viel Ruhe auszustrahlen, sich Zeit fürs Gespräch zu nehmen und auf ihre Krankheitsgeschichte(n) einzugehen.

300 Hausbesuche im Quartal

Das ist nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der die Arbeit von Medizinern getaktet ist von der unsichtbaren Stechuhr des Leistungskatalogs. So ist es kein Wunder, dass der Landarzt Beume zusammen mit einer Helferin auf 250 bis 300 Hausbesuche im Quartal kam - wohl wissend, dass der Gesetzgeber definiert, dem Patienten sei ein Weg von bis zu 30 Kilometern zur Praxis zumutbar.

Franz Josef Beume sagt, es sei ihm in den 35 Jahren als Landarzt immer wichtig gewesen, ein Vertrauensverhältnis zum Patienten aufzubauen. Er selbst sieht sich als "Familiendoktor", der für alle da ist. "Empathie umgesetzt in Menschlichkeit" nennt er das. Hinhören können ist ihm wichtig - sich öffnen, sein Herz öffnen. Und ein gewisses Bauchgefühl spielt auch stets eine Rolle dabei. Empathie und Menschlichkeit seien die Kernkompetenzen des Lebens, sagt er. Spricht hier der Arzt oder auch der Musiker?

Franz Josef Beume kam 1943 in Worbis im Eichsfeld zur Welt. Sein Vater weckte in dem Buben schon früh die Liebe zur Musik. Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre besuchte Franz Josef Beume ein humanistisches Gymnasium in Vlodrop/Holland, das von Franziskanern geführt wurde. Was er dort lernte, dafür ist er noch heute dankbar: "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung - diesen franziskanischen Leitgedanken hatte ich im Berufsleben immer vor Augen."

Eigentlich, sagt er, wollte er Missionar werden. Den Entschluss, Mediziner zu werden, traf er auf dem Staffelberg, während eines Besuchs bei den Eltern, die damals schon in Staffelstein wohnten.

Land- oder Schiffsarzt?

Nach dem Abitur studierte er in Göttingen Medizin und promovierte. Durch eine Fügung des Schicksals ließ er sich in Staffelstein nieder, denn ursprünglich hatte er anderes im Sinn: Schiffsarzt auf einem Forschungsschiff wollte er werden. Ein Nachbar seiner Eltern, der damalige Staffelsteiner Bürgermeister Reinhard Leutner, bat ihn jedoch, wegen des damals schon existierenden Ärztemangels, nach Oberfranken zu kommen und eine Landarztpraxis zu eröffnen. "Ich bin mit den Norddeutschen zurecht gekommen, dann kann ich das mit den Franken auch" sagte er sich - und sagte zu. Die Stadt stellte ihm das ehemalige Kindergartengebäude in der Viktor-von-Scheffel-Straße zur Verfügung, das er später erwarb.

Der Abschied von Bad Staffelstein fällt Franz Josef Beume nicht leicht. "Einen alten Baum verpflanzt man nicht", schreibt er im Neujahrsbrief 2014 an seine Freunde. "Wenn sich aber dieser alte Baum selbst ausgräbt, sich im neuen, guten Boden reaktiviert, dann sollte man es gut heißen."

Mehr Zeit für Hobbys

Konkret heißt das: Der 70-Jährige wird sich nicht aufs Altenteil zurückziehen, sondern in einer größeren Praxis in Eschwege weiter ärztlich tätig sein - allerdings nicht mehr in Vollzeit. "Wir ziehen da hin, wo die Geschwister meiner Frau wohnen", erklärt er, "damit wir uns im Alter gegenseitig beistehen können."

Gern geht er zwar nicht, doch dieser Schritt ist in seinen Augen konsequent: "Sie müssen einen Schlussstrich ziehen. Deshalb muss ich gehen und die vertraute Klientel gänzlich verlassen."

Seine Praxis und seine Patienten weiß er bei der Ärztin Gabriele Frey in guten Händen. Etwa ein Jahr praktizierten beide nun zusammen. Dabei war es gar nicht leicht, jemanden zu finden, der die Praxis übernimmt. Relativ locker sei er an die Sache herangegangen, habe eine Anzeige in einem Ärztefachblatt veröffentlicht und 50 Kollegen angeschrieben. "Zehn zeigten Interesse, fünf sind sogar erschienen - aber sie hatten ganz andere Vorstellungen als ich, was man in einer Landarztpraxis zu machen hat". Wie das bei ihm aussieht: Nicht im weißen Kittel, nicht von oben herab, sondern vermittelnd, auf Augenhöhe.

Orgelmusik und Morsetaste

Seine Heimorgel wird er mitnehmen nach Eschwege. Er besitzt eine sakrale Computerorgel mit 50 Registern und - leider nur - zwei Manualen. Drei wären ein Traum. Auf diesem Instrument spielt er öfters nachts und mit Kopfhörern, um keinen aus dem Schlaf zu reißen. Mendelssohn-Bartholdy, Bach und die französischen Romantiker schätzt er besonders. Es muss aber nicht immer die Orgel sein, Franz Josef Beume ist außerdem passionierter Funkamateur.