Die Absolventen der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung luden zur Ausstellung ihrer Abschlussstücke. Rund 200 Besucher sahen innovative Arbeiten.
Die diesjährigen Absolventen der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung hatten sich bei der Vorberichterstattung zur Ausstellung ihrer Abschlussarbeiten ausgesprochen bedeckt gehalten. Selbst bei der Vernissage zur Ausstellung verdeckte anfangs eine große Plane die Arbeiten. "Damit wollten wir eine Spannung aufbauen", erläuterten Anne Rumpel und Jennifer Rubach stellvertretend für ihren Jahrgang.
Letztlich ist ihr Konzept aufgegangen. In diesem Jahr waren besonders viele Besucher, Gäste und Ehrengäste zur Ausstellungseröffnung in den zweiten Stock des Stadtschlosses gekommen. Geschätzte 200 Personen. Auch der Titel der Ausstellung "Nur Körbe?" steigerte die Spannung.
Enthüllung
Ein Raunen ging durch die Menge, als die Verhüllung endlich fiel. Zehn Absolventen präsentierten ihre Abschlussstücke und damit die große Vielfalt des Handwerks. Mit der Anfertigung ihrer Abschlussarbeiten und letztlich auch mit dem Konzept der Ausstellung beschritten die Absolventen der Berufsfachschule neue Wege. Mit Talent, Kreativität und Innovation gaben sie auch einen Eindruck vom Stand des Handwerks. Dafür arbeiteten sie die letzten drei Jahre "Werkbank an Werkbank" und entwickelten sich "Schlag auf Schlag" weiter, wie Rubach und Rumpel ausführten.
Kooperation und Nachhaltigkeit
Kooperation und Nachhaltigkeit ist eine Botschaft, die Anne Rumpel mit ihrer ergonomisch geformten Tasche aus Weide vermitteln will. Bei einen Flechtertreffen in Baar (Schwaben) hatte sie die Technik des katalanischen Bodens kennen gelernt. Dieser bleibt dem Betrachter des Stückes normalerweise verborgen. Die junge Flechtwerkgestalterin dachte sich, "es müsste doch irgendeine Möglichkeit geben, den Boden nach oben zu holen" - und fand eine Lösung. Dafür erhielt die 18-jährige vom ehemaligen ehemaliger Leiter der Korbfachschule, Alfred Schneider, ein dickes Lob: "Einfach perfekt!" Ihrer Kreation hat Anne Rumpel den Namen "Amic", das katalanische Wort für Freund, gegeben.
Viel bestaunt wurde auch die Abschlussarbeit von Sophie Blendinger. Der Schmuck der Absolventin, die eine zweite Ausbildung zur Goldschmiedin anstrebt, verbindet traditionelle Flechttechniken mit Messingdraht zu etwas ganz Neuem. Weide wird hier zum schmückenden Accessoire. Den Prototyp ihrer Abschlussarbeit trägt die aus Höchstadt an der Aisch stammende 22-Jährige um Hals und Handgelenk.
Mit Materialien experimentiert
Der diesjährige Abschlussjahrgang hat viel ausprobiert, mit den unterschiedlichsten Materialien experimentiert. Mitunter habe sich das Erlernen einer Technik wie die Entdeckung eines Schatzes angefühlt, so die Meinung von Megumi Higuchi. Ihre filigranen Objekte verbinden die traditionelle oberfränkische Weidenschienenarbeit mit einer japanischen Flechttechnik und Glaskunst.
Patentiertes Design
Tarzan heißt ein minimalistischer Rucksack aus Furnier und Textilien aus nachhaltiger Produktion. Dieser Entwurf von Rosa Gies hat seit Mai bereits Designschutz.
"Sieben.und.zwanzig.halbe" nennt Jennifer Rubach die Neuinterpretation eines Rattansitzmöbels, dessen Verbindungsstücke in 3D-Druck hergestellt wurden. Christine Dötschel aus Weidhausen hat mit ihren Körben "Noisettes" ein Produkt für umweltbewusste Kunden geschaffen. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten in einer organischen Form spiegelt die Abschlussarbeit von Lara Kalb aus Michelau wider. Dass auch ganz normale Alltagsgegenstände neu interpretiert einen gewissen Reiz haben können, bewiesen Jannik Kurzhals mit einer Gebrauchstruhe und Janette Freitag mit dem von ihr entwickelten Pflanzboot.
Die Ausstellung war nur bis einschließlich Sonntag, 8. Juli, zu sehen.