Familientreffen mit Onkel Wilfried

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Beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Bad Staffelstein wurden zahlreiche Mitglieder für langjährige Treue geehrt.
Beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Bad Staffelstein wurden zahlreiche Mitglieder für langjährige Treue geehrt.
Über eine Stunde sprach Wilfried Scharnagl am Aschermittwoch in der Staffelsteiner Peter-J.-Moll-Halle. Seine Rede hielt er frei und konzentriert mit einige wohl platzierten Pointen. Mancher Besucher hätte sich freilich die eine oder andere Anekdote mit und über Franz Josef Strauß gewünscht, dessen langjähriger Weggefährte Scharnagl gewesen ist. Fotos: Andreas Welz
Über eine Stunde sprach Wilfried Scharnagl am Aschermittwoch in der Staffelsteiner Peter-J.-Moll-Halle. Seine Rede hielt er frei und konzentriert mit einige wohl platzierten Pointen. Mancher Besucher hätte sich freilich die eine oder andere Anekdote mit und über Franz Josef Strauß gewünscht, dessen langjähriger Weggefährte Scharnagl gewesen ist. Fotos: Andreas Welz
 
50 Jahre gehört Norbert Schüpferling der CSU an.
50 Jahre gehört Norbert Schüpferling der CSU an.
 

Zum Politischen Aschermittwoch der Staffelsteiner CSU-Ortsverbände kamen zahlreiche Besucher in der Peter-J.-Moll-Halle. Als Hauptredner sprach der frühere Chefredakteur des Parteiorgans "Bayernkurier", Wilfried Scharnagl. Der langjährige Weggefährte und Freund von Franz Josef Strauß schilderte der CSU-Familie in kräftigen Worten den Zustand der deutschen und bayerischen Politiklandschaften.

In seiner Rede verstand es Wilfried Scharnagl, der Mitglied der CSU-Landesleitung ist, mit feiner Ironie und malerischen Wortschöpfungen, sein Publikum zu fesseln. Während seines einstündigen Vortrags war es mucksmäuschenstill in der Turnhalle. Die Stille wurde nur unterbrochen von gelegentlichem Applaus und von Lachern.
Wilfried Scharnagl zollte den Kandidaten für die Landtags- und Bundestagswahlen Respekt. Mit Jürgen Baumgärtner stelle sich ein engagierter Mann zur Wahl um die Nachfolge Christian Meißners im Landtag.
Nicht minder lobte er das Engagement von Emmi Zeulner, die dem ehemaligen Kulmbacher Abgeordneten Karl-Theodor zu Guttenberg im Bundestag folgen wolle. Auch für Holger Then aus Bad Staffelstein, den Zweitstimmenkandidaten für das Landtagsmandat, fand er lobende Worte.
Weniger rücksichtsvoll ging der 74-Jährige mit den politischen Mitbewerbern um.
Der SPD gab er nur geringe Chancen für eine Verbesserung des Wahlergebnisses von 2008. Als "Sonnenkönig" bezeichnete er Christian Ude der gern Ministerpräsident des weiß-blauen Freistaats werden möchte. Ude tue stets so, als ob er seine Partei gar nicht brauche.
"Ude kocht nicht mit Champagner sondern nur mit Wasser", stellte Scharnagel fest.

Steinbrück und die Honorare

Als konfus bezeichnet der Redner die Ausführungen von Peer Steinbrück bei der SPD-Veranstaltung in Vilshofen. "Ich hoffe, dass seine Rede ohne Honorar war", feixte Scharnagl. In diesem Zusammenhang erklärte er: "Die Wiege des politischen Aschermittwochs steht in Vilshofen und war eine CSU-Veranstaltung".
Auch der Koalitionspartner FDP kam nicht ungeschoren davon. Wesentliche Unterschiede zur CSU bestünden in der Kinder-, Familien- und Sozialpolitik, machte Scharnagl deutlich. Die Familie und die Liebe der Eltern seien wichtiger als staatliche Versorgung. Die Freien Wähler bezeichnete er als einzigen ernstzunehmenden Gegner, doch die CSU dürfe keine Angst vor ihnen haben. Ihre Stärke liege mehr in den Kommunalparlamenten. Als Kandidaten für die Wahlen am 15. und 22. September spielten die Freien Wähler eine eher untergeordnete Rolle, prognostizierte der Redner.
Wenig Sympathie brachte Scharnagl den Grünen entgegen: "Wie kann alternative Energie, zum Beispiel der Windstrom, genutzt werden, wenn sie gegen die Trassen der Stromleitungen demonstrieren?"

Verbale Nadelstiche für die CSU

Auch die eigene Partei bekam kleine verbale Nadelstiche ab. In der CSU gebe es gelegentlich Missstimmungen. Mit dem Hinweis auf die Bläser der Nothelfer-Musikanten, die traditionell den politischen Aschermittwoch der CSU begleiten, meinte Scharnagl, es würde der Partei gut tun, wenn ihr der Marsch geblasen würde.
In der CDU als Schwesterpartei sieht Scharnagl mehr eine Stiefschwester, deren Wahlerfolg von der CSU abhänge. Den Ministerpräsidenten Horst Seehofer hätte er zunächst als eigensinnigen "geborenen und getauften Bundespolitiker" eingeschätzt. Jetzt mache er aber hervorragende Arbeit.
Vor der anstehenden Landtagswahl am 15. September ist dem Redner nicht bange. Die Wähler, sagte er, wüssten um die Stärke Bayerns mit einer Bevölkerungszunahme von 100 000 im Jahr. Viele bezeichneten den Freistaat als "gelobtes Land" und wollten hier leben.

Grußworte der Kandidaten

Kreisvorsitzender Christian Meißner lobte den Ortsverband Bad Staffelstein, der einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen könne. Bundestagskandidatin Emmi Zeulner kritisierte die Studiengebühren in Bayern und machte sich für die Kranken- und Altenpflege stark. Jürgen Baumgärtner, der Landtagskandidat, brach eine Lanze für kurze Wege zur Schule und eine sinnvolle Auslagerung von Behörden aus der bayerischen Hauptstadt. Zweitstimmenkandidat Holger Then sieht als Bankfachmann seine Aufgaben in der Finanz- und Sicherheitspolitik.

Mitglieder ausgezeichnet

Den Wahlkampfauftakt nahmen der Staffelsteiner Ostvorsitzende, Hans-Josef Stich, und der CSU-Kreisvorsitzende, Landrat Christian Meißner, zum Anlass, langjährige Mitglieder zu ehren, darunter Norbert Schüpferling, der die goldene Ehrenadel für seine 50-jährige Treue zur CSU erhielt.
Norbert Schüpferling erinnerte sich an die Zeit als er der Partei beitrat: "Wir waren in Staffelstein ein kleine Gruppe von zwölf Mitgliedern." Nach etwa zehn Jahren habe der Aufschwung begonnen, und es folgte "ein unglaublicher Mitgliederzuwachs". Für ihn sei dieser Zulauf sehr beeindruckend gewesen, sagte Norbert Schüpferling, und auch heute noch schätze er den überragenden Zusammenhalt im Ortsverband.