Max Zeulner ist in Hochstadt vom Zweiten zum Ersten Bürgermeister aufgestiegen. Komplett neu ist er im Rathaus also nicht, doch die Chefrolle auf Dauer bringt einige neue Aspekte mit sich.
Im Mai übernahm Max Zeulner (CSU) in Hochstadt das Amt des Bürgermeisters von Thomas Kneipp. 77,4 Prozent der Wähler hatten ihn zuvor zu dessen Nachfolger gewählt. Im Interview mit dem Fränkischen Tag spricht er über seinen Start mitten in der Corona-Krise.
Herr Zeulner, die ersten 100 Tage im Amt sind vorüber. Wie haben Sie Ihren Einstieg als Bürgermeister erlebt?
Max Zeulner: Die ersten 100 Tage waren sehr interessant. Ich war bisher der Zweite Bürgermeister von Hochstadt und hatte in Vertretungszeiten Einblick in die Tätigkeiten des Ersten Bürgermeisters, aber es ist doch ein Unterschied. Als Zweiter Bürgermeister habe ich eher öffentliche Veranstaltungen wahrgenommen, doch jetzt sieht man erst, was noch alles anfällt. Ich habe aber ein super Team, wir haben ein gutes Miteinander. Das gilt für meinen Zweiten Bürgermeister, meine Fraktion und die anderen Fraktionen. Wir haben jetzt längere Gemeinderatssitzungen als bisher, aber ich denke, das ist normal, weil doch einige Neue dabei sind, die Rückfragen haben und sehr engagiert und interessiert sind. Ich bin soweit zufrieden mit den ersten 100 Tagen. Wir haben einiges aus der alten Legislaturperiode fertiggestellt und neue Sachen angestoßen. Man möchte natürlich viel bewegen, aber es ist einfach so, dass viele Komponenten zu beachten sind und eines nach dem anderen anzupacken ist.
Was war für Sie die größte Umgewöhnung in Ihrer neuen Rolle?
Ich hatte am Anfang etwas Probleme, meinen neuen Tagesablauf zu organisieren (lacht). Zu meinem bisherigen Arbeitgeber bin ich immer mit der Fahrgemeinschaft eine halbe Stunde hin und her gependelt, war pünktlich um 7 Uhr dort, habe mittags in der Kantine gegessen und bin später wieder heimgefahren. Das ist so jetzt nicht mehr der Fall. Ich habe versucht, den Arbeitszeitbeginn einigermaßen beizubehalten und bin in der Regel zwischen halb 8 und 8 Uhr im Rathaus. Die Mittagspause lasse ich meistens ausfallen oder bleibe im Rathaus und hole mir etwas vom ortsansässigen Bäcker oder Metzger.
Was ist aus Ihrer Sicht die derzeit größte Baustelle in der Gemeinde?
Wir wollen das Feuerwehrhaus in Hochstadt fertigstellen. Das ist eine Maßnahme, die auf jeden Fall dieses Jahr in der Planung noch ansteht und nächstes Jahr umgesetzt werden soll. Dann zeigt die Nachfrage nach Baugrund, dass es notwendig ist, in Hochstadt Bauplätze zu erschließen. Da stehe ich in Verhandlungen mit Grundstückseigentümern und hoffe, dass wir innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Baugebiet ausweisen können. Es besteht auch die Möglichkeit, innerorts vorhandene Bauplätze zu verändern, zum Beispiel durch Zukauf, um sie so attraktiver zu machen. Wir haben außerdem eine eigene Wasserversorgung über zwei Tiefbrunnen und eine eigene Kläranlage. Da muss einiges saniert werden. Das wird auch in den nächsten Jahren eine große Aufgabe sein.
Welche Ziele haben Sie außerdem, die derzeit vielleicht noch gar nicht in Planung sind?
Auch bei langfristigen Zielen ist es jetzt schon notwendig, Vorarbeiten zu leisten. Da wäre zum Beispiel, die Ortsdurchfahrt von Hochstadt im Rahmen der Städtebauförderung zurückzubauen, sobald die Umgehungsstraße fertig ist, sie entsprechend zu verkleinern und neu zu gestalten. Dann würde ich gerne in den Ortschaften Obersdorf und Thelitz eine Dorferneuerung durchführen, natürlich auch über Förderprogramme. Das wird sicherlich noch dauern und von den finanziellen Mitteln der Gemeinde abhängig sein. Was ich noch gerne umsetzen möchte, ist, mit einem Bauträger und einem Betreiber ein seniorengerechtes Wohnen mit Tagespflege in Hochstadt zu ermöglichen.
Gab es in den ersten 100 Tagen einen Moment, der sie richtig aufgeregt hat?
(Überlegt) Nein, das war bisher nicht der Fall. Da gab es nichts, wo ich sagen würde: Ich habe meine Entscheidung in Frage gestellt.
Gab es stattdessen ein richtiges Highlight?
Was mich gefreut hat, ist, dass mein erster Haushalt, den wir zusammen mit den Gemeinderäten und dem Kämmerer aufgestellt haben, vom Landratsamt genehmigt wurde. Mit ein paar Auflagen, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten, denn ich möchte weiterhin mit meinen Gemeinderäten in Hochstadt etwas bewegen und neugestalten.
Mit der Corona-Pandemie gab es in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit ein alles bestimmendes Thema. Wie hat das den Einstieg beeinflusst?
Als Träger des Kindergartens hatte ich fast jede Woche ein bis zwei Besprechungen mit der Kindertagesstättenleitung. Das war ein gutes Zusammenarbeiten, auch mit allen Mitarbeiterinnen des Kindergartens und den Eltern. Und toi, toi, toi: Wir haben bisher im Kindergarten keinen Corona-Fall gehabt. Die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, das Verständnis der Eltern und auch deren Mithilfe haben sicherlich dazu beigetragen. Ansonsten fehlen mir schon ein bisschen die öffentlichen Veranstaltungen. Ich spreche gerne mit den Bürgern vor Ort, und gerade bei Vereinsfesten sowie bei Besuchen zu Geburtstagen und Ehejubiläen, die im Moment so nicht möglich sind, kommt man ins Gespräch. Ansonsten habe ich die ganze Situation so angenommen, wie sie ist, und versucht, das Beste daraus zu machen.
Das Gespräch führte
Jann Weckel.