Der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt aus Selbitz im Landkreis Hof irrlichterte durch den Landkreis, ehe er sich bei den Genossen für den Ausbau der B 173 starkmachte.
Ein Unglück kommt selten allein. So erging es dem SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Adelt aus Selbitz im Landkreis Hof am Aschermittwoch. In der Einladung zum traditionellen "Weiß'n-Käs'-Essen" des SPD-Kreisverbandes Lichtenfels hatte der Sozialdemokrat doch glatt die Ortsbezeichnung Burgkunstadt überlesen und irrte auf der Suche nach dem Regens-Wagner-Platz in der Korbstadt Lichtenfels herum.
Nachdem ihm ein Passant auf sein Malheur hingewiesen hatte, traf er mit eineinhalbstündiger Verspätung im Saal München des Regens-Wagner-Heimes in Burgkunstadt ein, wo ihn die 70 Zuhörer schon sehnsüchtig erwarteten. Noch völlig außer Atem verschüttete er sein Wasserglas, das sich über Manuskript und Jackett ergoss.
Als der begossene Pudel auch noch seinen Beruf verriet ("Ich bin studierter Geograph"), kringelten sich die Besucher vor Lachen.
Brücke zur Lokalpolitik Der Abgeordnete ließ sich von alledem nicht aus der Ruhe bringen. Er wählte die freie Rede und das klare Wort, zeigte sich konziliant und sachorientiert und zog damit die Zuhörer in seinen Bann. Er arbeitete zahlreiche Politikfelder ab und schlug dabei immer wieder die Brücke zur Lokalpolitik - kein Wunder, war er doch 23 Jahre lang Bürgermeister in Selbitz im Landkreis Hof gewesen. Adelt brach eine Lanze für den Ausbau der B 173 zwischen Lichtenfels und Kronach mit Worten, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließen: "Der Lkw-Verkehr spottet jeder Beschreibung."
Aus eigener Erfahrung schilderte er, dass man in seiner Heimatstadt Selbitz vor fünf Jahren das Hallenbad habe schließen müssen.
Als Grund nannte er ein jährliches Defizit von 200 000 Euro. Mit Blick auf die Diskussion um den Bau eines gemeinsamen Lehrschwimmbeckens zwischen Altenkunstadt und Burgkunstadt stellte der Abgeordnete, der für die SPD den Stimmkreis Lichtenfels/Kronach betreut, fest: "Gerade in einer Zeit, in der es immer mehr ältere Mitbürger gibt, für die Schwimmen eine gesunde Freizeitbetätigung ist, finde ich es schade, dass ein Hallenbad nach dem anderen schließt."
Zuschüsse nach Gutsherrenart Seiner Meinung nach habe die mangelnde finanzielle Ausstattung vieler Kommunen dazu beigetragen. Statt Förderzentralismus und Zuschüsse nach Gutsherrenart zu betreiben, sollte man lieber eine grundsätzliche Strukturreform betreiben.
Adelt schlug vor, den Anteil der Kommunen am allgemeinen Steuerverbund von 12,75 auf 15 Prozent zu erhöhen, Kommunen bei der Entschuldung zu helfen und durch die Einführung von Regionalbudgets den Städten und Gemeinden mehr Mittel und Eigenverantwortung zu überlassen.
Mit dem Umstand, dass es im Landkreis Lichtenfels noch Gemeinden ohne Straßenausbaubeitragssatzung gibt, ging er - ohne konkrete Namen zu nennen - hart ins Gericht: "Das sind keine gleichwertigen Lebensbedingungen. Entweder alle oder keine", schimpfte er. Dies müsse geändert werden, so der Redner. Aber nicht um eine neue Einnahmequelle zu schaffen, sondern um die Straßen in Ordnung zu halten.
Auch zu den Stromtrassen, die durch Nordbayern verlaufen sollen, hatte der Redner seine ganz eigene Meinung: Er plädierte für eine unterirdische Verlegung derselbigen.
Zuvor hatte der Kreisvorsitzende der Jusos, Sebastian Müller, erklärt, bei der anstehenden Jahresversammlung der SPD-Jugendorganisation sein Amt zur Verfügung zu stellen. "Wir werden einen guten Nachfolger finden", versicherte er. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Burgkunstadt, Hans Peter Marx, und der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich in seiner Funktion als Kreisvorsitzender hatten mit kurzen Reden den politischen Aschermittwoch eröffnet. Selbstverständlich wurden Kartoffeln und weißer Käse serviert. Alleinunterhalter Bernhard Willsch umrahmte das Essen mit flotten Sprüchen und Melodien. Mit der inbrünstig gesungenen Arbeiterhymne "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" klang die Veranstaltung aus.