Ein neuer Polizist tut Dienst in Lichtenfels

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Marco Schardt ist einer von zwei neuen Polizisten bei der Inspektion in Lichtenfels. Fotos: Jan Koch
Marco Schardt ist einer von zwei neuen Polizisten bei der Inspektion in Lichtenfels.  Fotos: Jan Koch

Seit Anfang August arbeiten bei der Inspektion Lichtenfels zwei zusätzliche Ordnungshüter. Einer davon ist Marco Schardt, der sich in Lichtenfels bestens auskennt.

"I will wieder ham, fühl mi da so allan", sang die Gruppe STS vor 28 Jahren. So ähnlich ging es Marco Schardt noch bis vor kurzer Zeit. Er wollte zwar nicht nach Fürstenfeld, sondern zurück in seine Heimat - nach Schney, wo der 28-Jährige her stammt. Im Kreis Lichtenfels lebt er mit seiner Frau und seinem Kind in einem Haus. Gearbeitet hat er siebeneinhalb Jahre in Stein bei Nürnberg. Vor drei Wochen hat sich Schardts Wunsch erfüllt: Er ist einer von zwei neuen Polizisten an der Polizeiinspektion Lichtenfels.

Zehn Jahre verbrachte er außerhalb Oberfrankens. Zweieinhalb Jahre in Würzburg, wo er ausgebildet wurde, und siebeneinhalb Jahre in Stein. Mittelfranken, Unterfranken - das sei schon interessant gewesen, aber in all der Zeit habe er immer zurück gewollt, sagt Schardt, der ein ruhiger Typ ist. "Bei mir war es immer so, dass ich immer wieder hier her kam, wenn ich frei hatte." Die Gegend um Lichtenfels sei für ihn einfach wunderschön. Sein Bezug zur Heimat sei in den zehn Jahren nie abgerissen. "Es war immer mein Ziel, dass ich zurück nach Oberfranken kann. Dass es dann natürlich sofort Lichtenfels wurde, war natürlich Glück."

Nicht nur durch seinen Vater, der ebenfalls Polizist in Lichtenfels ist, ist Schardts beruflicher Werdegang mit der Polizeiinspektion Lichtenfels verbunden: "Meine Berufspraktika während der Ausbildung vor knapp zehn Jahren habe ich hier absolviert." Von den Kollegen, mit denen er damals auf Streife gefahren ist, arbeiten heute noch viele in Lichtenfels. Er muss sich daher nicht Unmengen an neuen Namen merken. Dennoch wird es einige Zeit brauchen, bis er sich zurechtgefunden hat.

"Wenn man als Polizist in dem Landkreis tätig wird, aus dem man stammt, dann lernt man den neu kennen", sagt Holger Dremel, der Leiter der Polizeiinspektion. Schardt müsse erst einmal herausfinden, wo es öfters Einbrüche oder Sachbeschädigungen gibt. "Das hat auch damals in Stein etwas gedauert", fügt Schardt hinzu.
Obwohl Lichtenfels der kleinste Landkreis Bayerns ist, dürfe nicht unterschätzt werden, wie viele Dörfer es gibt, betont Marco Schardt: "Ich würde wetten, dass ich einem Lichtenfelser einen Ortsnamen sagen könnte, den er noch nie gehört hat, obwohl der Ort zum Landkreis Lichtenfels gehört."

Nichtsdestotrotz gebe es zwischen Stein und Lichtenfels einige Parallelen: "Grundsätzlich werden hier dieselben Straftaten bearbeitet wie auf anderen bayerischen Dienststellen auch." Einige Arbeitsabläufe würden sich dennoch unterscheiden, weshalb der Findungsprozess noch etwas dauern werde, vermutet Schardt.
Selbst wenn er sich erst noch zurecht finden muss, hat er bereits einiges zu tun. "Ich hab erst einmal alles eingerichtet. Parallel dazu hab ich schon ein paar Anzeigen aufgenommen." Außerdem fährt er schon Streife.
Bereut hat er seine Berufswahl in den zehn Jahren nicht. Wenn er darüber spricht, lehnt er sich nach vorn und redet etwas lauter - die Freude ist ihm anzusehen: "Die Vielfalt in dem Beruf ist kaum zu schlagen. Genau das macht es für mich so spannend." Kein Tag gleiche dem anderen.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten; er bedauere es, dass er oft nicht als Mensch wahrgenommen werde. "Wenn ich ein und dieselbe Person vier Tage hintereinander kontrolliere, erkennt diese Person mich meistens nicht wieder. Sie sieht nur die Uniform und nicht mein Gesicht." So entstehe Schubladendenken: Wer schlechte Erfahrungen mit einem Polizisten gemacht habe, sagt der 28-Jährige, projeziere das auf alle Polizisten. "Das finde ich traurig." Ändern könne er das nicht, er hat sich damit arrangiert.
 
Studium? Vielleicht!

Im Moment ist Marco Schardt froh darüber, in Lichtenfels gelandet zu sein. Doch er hat schon Pläne für die Zukunft. "Wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, möchte ich das Studium für den gehobenen Polizeivollzugsdienst zu absolvieren", sagt er. Dazu müsste er nochmals zwei Jahre fern der Heimat leben - in Sulzbach an der Fachhochschule, wo man den Abschluss zum Diplom-Verwaltungswirt erwerben kann. Wie schnell er diesen Plan also angehen kann, weiß der 28-Jährige jedoch noch nicht.

Vorerst braucht ihn sein Chef Holger Dremel in Lichtenfels. Genauso wie den zweiten Polizisten, der das rund 55 Köpfe zählende Team Anfang August verstärkt hat. Verstärkt stimmt allerdings nicht, weil laut Dremel durch die beiden neuen Kollegen die Zahl der Polizisten bei der Lichtenfelser Polizeiinspektion gerade einmal konstant gehalten werden konnte. Die Ursache: andere Kollegen gehen in Pension oder lassen sich zu anderen Dienststellen versetzen. Holger Dremel möchte sich trotzdem nicht beschweren. Zwei neue Polizisten seien in Ordnung, "ich hätte aber dankend mehr Polizeibeamte genommen". Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Lichtenfels bei der Pro-Kopf-Belastung, die vom Polizeipräsidium in Bayreuth errechnet wird, im Vergleich zu ähnlich großen Inspektionen einen Spitzenplatz einnehme. Woran das liegt, kann sich Dremel nicht erklären.
Sobald Marco Schardt endgültig in Lichtenfels angekommen ist, wird er selbst beurteilen können, wie viel ein Polizist auf der Polizeiinspektion Lichtenfels zu tun hat.