Ein Hobby mit Umweltaspekt

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Schnäppchenjäger durften sich in Schney über ein interessantes Angebot freuen. Foto: Gerda Völk
Schnäppchenjäger durften sich in Schney über ein interessantes Angebot freuen. Foto: Gerda Völk
Das Angebot beim Trödelmarkt in Schney war vielfältig. Foto: Gerda Völk
Das Angebot beim Trödelmarkt in Schney war vielfältig. Foto: Gerda Völk
 
Hilde Brandner (links) möchte die betagte Geige wieder aufpolieren. Foto: Gerda Völk
Hilde Brandner (links) möchte die betagte Geige wieder aufpolieren. Foto: Gerda Völk
 

Altes wird nicht weggeschmissen, sondern findet im Idealfall jemanden, dem es etwas wert ist. Beim Flohmarkt in Schney war wieder reges Interesse zu verzeichnen.

Die ersten Kunden finden sich auf dem Trödelmarkt in Schney bereits kurz nachdem die ersten Stände aufgebaut sind. Viele Händler kommen schon seit Jahren. "Das ist für mich wie ein Urlaubsnachmittag", erklärt eine Hobby-Trödlerin aus Lichtenfels. Zu Hause würde sie den Samstagnachmittag ohnehin nur mit Arbeit zubringen. Die Frau kommt gerne zum Trödelmarkt auf dem Schützenplatz in Schney, weil der erst in den Mittagsstunden beginnt. Da muss sie nicht schon früh raus wie bei anderen Märkten.
Die Geige dürfte etwa 80 bis 100 Jahre alt sein. Ihre besten Tage liegen, zumindest was das Aussehen anbelangt, schon einige Jahre zurück. "Möglich, dass die Geige aus Mittenwald kommt", sagt Hilde Brandner. Ein Hinweis auf den Geigenbauer findet sich allerdings nirgends. Über den Preis werden sich der Verkäufer und die gebürtige Coburgerin und heute in Mittenwald lebende Frau schnell einig.
Für 35 Euro wechselnd das betagte Stück einschließlich des Bogens seinen Besitzer. Nein, darauf zu spielen beabsichtigt Hilde Brandner nicht. "Die Geige möchte ich mir herrichten", sagt sie. In der Werkstatt ihres Sohnes, der Geigenbauer war, möchte sie dem Instrument wieder zu neuem Glanz und Schönheit verhelfen. Im ehrenden Andenken an ihn die alten Techniken anwenden, so wie er es getan hätte, behutsam und mit viel Geduld. "Was glauben Sie, was das für eine Arbeit ist!"
Bei der Restaurierung will die Frau die alten Unterlagen ihres Sohnes zu Rate ziehen und mit einem Gemisch aus Wiener Kalk und Öl in vielen Arbeitsschritten die Oberfläche des Instrumentes polieren.


Edle Tücher und Strümpfe

Sie sind eigentlich zu schade zum Nase putzen. Edle Stofftaschentücher aus zartem Batist, die besser zum Trocknen der Tränen bei Liebeskummer geeignet sind, als für einen handfesten Schnupfen in der kalten Jahreszeit. Gut 100 Kartons dieser zarten Tüchlein habe die Oma einst gesammelt, erzählt eine Hobby-Trödlerin aus Sonneberg. Bis auf wenige Kartons hätten alle einen Abnehmer gefunden. Auch die Leinentücher aus Omas-Zeiten sind bei heutigen Hausfrauen begehrt. "Nichts Schöneres als Leinen zum Abtrocknen", erklärt eine Kundin und kauft schon mal zwei Stück für wenige Euro.
Die Hobby-Trödlerin aus Sonneberg hat auch Luxuriöses im Angebot wie echte Seidenstrümpfe (mit Naht) und Glaceehandschuhe, geschätzte 80 Jahre alt. Zu haben sind sie für ein paar Euro, und damit für deutlich weniger Geld als zu der Zeit, als diese Dinge ein Muss für die Dame der besseren Gesellschaft waren. Es hat eben alles seine Zeit.
Davon kann auch ein Hobby-Trödler aus Bad Staffelstein berichten. Sammeltassen, wer kennt sie nicht? Eine Tradition, die auf die Zeit des Biedermeiers zurückgeht. Damals war es in bürgerlichen Kreisen üblich, solche Tassen zu sammeln oder zu besonderen Anlässen zu verschenken. Besondere Anlässe waren in der Region Kommunion und Konfirmation. "Ich habe 15 Sammeltassen, sieben Tortenplatten, fünf Hortensien und drei Reisewecker geschenkt bekommen. Und das als Bub", erinnert sich der Mann. Noch zu D-Mark-Zeiten ließ sich das dreiteilige Porzellan gut an den Sammler oder die Sammlerin bringen. Damals brachte eine Sammeltasse je nach Ausführung mindestens 30 D-Mark ein - heute gerade einmal drei Euro. "Die jungen Leute sammeln nicht mehr, und die, die früher einmal gesammelt haben, kaufen kaum noch", lautet die Erfahrung des Staffelsteiners. Für ihn ist der Verkauf von Trödelware ein Hobby mit Umweltaspekt, wenn auch erst einmal die Standgebühr erwirtschaftet werden muss. "Sehen wir es als Umweltschutz, das Zeug wird nicht weggeschmissen", sagt er und schmunzelt. So ein Trödelmarkt taugt auch dazu, in vergangene Epochen abzutauchen, man muss nur die Augen offen halten.