Jungen Leuten wird drastisch vor Augen geführt, wie es ist, betrunken oder bekifft zu sein. Wie das geht? Mithilfe bestimmter Brillen. Der ADAC lässt sie Schüler der Mittelschule Altenkunstadt aufsetzen - mit frappierenden Ergebnissen.
Die Schüler der Mittelschule Altenkunstadt fühlen sich in diesen Tagen wie berauscht - dafür verantwortlich sind keine hochprozentigen Getränke, sondern eine ganz besondere Brille: die Rauschbrille. Sie sorgt beim Sicherheitstraining des ADAC, an dem die siebten bis neunten Klassen teilnehmen, für keinerlei Durchblick, sondern vernebelt die Sinne der Jugendlichen. Nach ihrem Einsatz ist auch dem letzten klar: Alkohol trinken und Autofahren? Das verträgt sich nicht!
Sie torkeln, schwanken, kichern Die Schüler aus der 9. Klasse des M-Zuges müssen kichern, sobald einer ihrer Mitschüler über den Parcours torkelt. Doch sobald sie selbst an der Reihe sind, vergeht ihnen das Lachen. "Huch, ich sehe meine Füße doppelt", stellt Damaris Wolff verblüfft fest. Sie hat die Brille mit dem Ein-Promille-Effekt aufgesetzt.
"Ab diesem Wert sieht man alles doppelt", erklärt Moderatorin Dagmar Mayer vom ADAC.
Es kommt zu Gleichgewichtsstörungen am laufenden Band: Die Pennäler haben ihre liebe Not, gerade über den weißen Strich zu laufen, Pylonen fallen dem schwankenden Gang der Teenager zum Opfer und die Suche nach der verlorenen Münze wird zur Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen.
Hände greifen daneben Zudem erlebt Damaris den Tunnelblick: "Mein Gesichtsfeld war richtig eingeschränkt." Auch das Wahrnehmungsvermögen ist beeinträchtigt. Davon weiß an diesem Morgen Eva Schütz ein Lied zu singen. Sie hat Mühe, nach dem Ball zu greifen, den Mayer in ihren Händen hält.
"Mein Reaktionsvermögen ist plötzlich verzögert", erklärt die junge Dame ihre Fehlgriffe.
Die Veranstaltung ist für die Jugendlichen nicht nur eine Mordsgaudi, sondern auch eine lehrreiche Schulstunde. Mayer verdeutlicht den jungen Leuten, die Auswirkungen von Alkohol auf das Autofahren: "Schon ab 0,3 Promille macht sich eine Verlängerung der Reaktionszeit bemerkbar. Sie verlängert sich bei 0,8 Prozent sogar um die Hälfte."
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger Die Expertin tut das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf kurzweilige Art und Weise. Meyer testet immer wieder das Wissen der Schüler rund um das Thema "Drogen und Verkehr". Sie staunt, was die Jugendlichen bereits alles wissen.
Auf die Fragen, wie schnell sich Alkohol im Blut abbaue, antwortet Alex Rink wie aus der Pistole geschossen: "In der Stunde sind es 0,1 Promille."
Die Mittelschüler erfahren aber auch, dass Jugendliche, die von der Polizei alkoholisiert aufgegriffen werden, sehr oft der Führerscheinstelle gemeldet werden. "Wenn ihr dann den Führerschein machen wollt, kann es zu Schwierigkeiten kommen", warnt Mayer.
Klare Worte findet die Rednerin auch für die illegalen Drogen: "Damit wirft man nur sein Leben weg. Also lasst die Finger davon." Bei diesen Suchtmitteln könne im Unterschied zum Alkohol auch noch nach Wochen oder gar Monaten eine Ausfallerscheinung beim Autofahren auftreten.
Ein wichtiger Hinweis für junge Fahrer Zudem weist sie die jungen Leute auf das absolute Alkoholverbot hin, das seit 2007 für alle Kraftfahrer unter 21 Jahren und alle Fahranfänger bis zum Ablauf
der Probezeit gelte - auch wenn diese über die genannte Altersgrenze hinausgehe. Deutlich wird bei dem Dialog zwischen Schülern und Expertin auch, dass die Jugendlichen bereits ihre Erfahrungen mit der Droge Alkohol gemacht haben. Auf die Frage, wer gelegentlich Bier, Sekt oder Wein konsumiere, gehen zahlreiche Hände in die Höhe. Vor allem bei Festen und Feiern werde ab und an ein Gläschen getrunken.
Die Botschaft der Veranstaltung, gewissenhaft mit Alkohol umzugehen, kommt bei den jungen Leuten an. "Mit Alkohol kann man sein Leben kaputt machen", findet Tamara Mahr drastische Worte, während Jasmin Schmidtlein meint: "Man kann auch ohne hochprozentige Genüsse Freude am Leben haben." Zum Abschluss ermuntert Meyer die Mittelschüler dazu, die nächsten sechs Monate einmal gänzlich auf Alkohol zu verzichten.