Carina Neupert ist Doppelweltmeisterin im Ju-Jutsu und dreifache deutsche Meisterin. Heuer errang die 28-Jährige den dritten Platz bei den World Games in Kolumbien, dem "Olympia der nichtolympischen Sportarten".
Kampfsport ist prägend und hat Einfluss auf den Charakter", sagt Carina Neupert. Auch als Einzelsportler lerne ein Ju-Jutsuka, im Team zu arbeiten, auf den anderen aufzupassen. Es gehe ums Besiegen, nicht ums Verletzen.
Wenn Carina Neupert in einen Kampf geht, ist sie hoch konzentriert. Auf ihrem Gesicht spiegelt sich das als Emotion wider, was gleich auf der Matte passieren wird. Die 28-Jährige verzieht kaum eine Miene. Dann wird es ernst. Sie federt mit beiden Füßen über den Boden, die Arme in abgewinkelter Abwehrhaltung, jeder Muskel gespannt. Sie pariert den Angriff ihrer Gegnerin, geht blitzschnell in die Offensive und landet mit dem Fuß einen Treffer.
So oder so ähnlich spielen sich die kurzen, schnellen Begegnungen der Ju-Jutsuka auf der Matte ab. Was so leicht aussieht, ist das Ergebnis ausdauernden Trainings. Ju-Jutsu ist eine Kampfsportart, die zur Selbstverteidigung geschaffen wurde.
Die Fall-, Wurf-, Hebel- und Wurftechniken besitzen eine gewisse Eleganz. Natürlich gehört Kraft dazu, doch mit roher Gewalt hat das nichts zu tun.
Erst relativ spät, mit 14 Jahren, hatte Carina Neupert zum Ju-Jutsu gefunden. Bei Bernd Voigt machte sie einen Anfängerkurs mit, den der TSV Staffelstein anbot. Sie fand sofort Freude an der technisch sauberen, kontrollierten Art zu kämpfen und meldete sich bei der Ju-Jutsu-Abteilung des TSV an.
Die Stadt ist stolz auf Carina Trainingsfleiß und Spaß am Sport trugen ihr bald Erfolge ein. "2003 war mein Jahr", sagt sie, denn damals errang sie den deutschen Vizemeistertitel in der Jugend. Seit 2004 gehört sie dem Bundeskader an. In den vergangenen Jahren purzelten die Titel nur so.
Alljährlich ist Carina Neupert deshalb dabei, wenn die Stadt Bad Staffelstein im Dezember ihre erfolgreichsten Sportler bei der Schlusssitzung des Stadtrats ehrt. Zwei Weltmeistertitel hat sie errungen, sechsmal war sie deutsche Meisterin; dazu kommen zahlreiche andere Titel, die Carina Neupert in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm einheimste.
In diesem Jahr erreichte sie den dritten Platz bei den World Games in Cali/Kolumbien, dem "Olympia der nichtolympischen Sportarten", zudem wurde sie erstmals Europameisterin und holte Gold bei den World-Combat-Games in St. Petersburg. Diese Erfolge machen sie glücklich und stolz, sie steigen ihr aber nicht zu Kopf. Sie erzählt davon mit herzlicher Bescheidenheit, als sei es nichts Besonderes.
Carina Neupert, die als Physiotherapeutin in Bad Staffelstein arbeitet, tut aber viel, um in ihrer Kampfsportart fit zu bleiben. 18 bis 20 Stunden trainiert sie wöchentlich, meistens in der Staffelsteiner Peter-J.-Moll-Halle.
Sie fährt aber auch zum Training nach Bamberg zu ihrem Trainer Thomas Freitag, der selbst Vizeweltmeister gewesen ist, oder nach Würzburg, um ihren Kampfstil bei Bundestrainer Roland Köhler zu optimieren.
Selbstverteidigung für Frauen "Prinzipiell kann ich Ju-Jutsu jedem empfehlen", sagt Carina Neupert, die im bayerischen Ju-Jutsu-Verband als Landestrainerin die U15 betreut. Zwar seien es vor allem Männer, die sich für Kampfsport interessierten, doch in den vergangenen Jahren seien die Frauen auf dem Vormarsch. Zur Selbstverteidigung sei Ju-Jutsu ideal: Einen Angreifer zu Boden bringen und ihn dort fixieren - wenn eine Frau das kann, hat sie schon fast gewonnen. Natürlich sei es immer eine Verhältnismäßigkeit der Mittel, welche Griffe man anwende.
Dass darunter höchst effektive Techniken sind, liegt auf der Hand, denn die Ursprünge des Ju-Jutsu finden sich in der japanischen Kriegskunst.
Frauen lernten beim Ju-Jutsu jedoch nicht nur, einen Gegner körperlich auszuhebeln. Sie bekommen nebenbei kleine Lektionen in sicherem Auftreten. Wer mit gesenktem Blick und hängenden Schultern durchs Leben schlurcht, nimmt schon rein äußerlich die Opferrolle ein.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren" - mit dieser einfachen Sentenz fasst Carina Neupert die Faszination zusammen, die Ju-Jutsu für sie besitzt. Ju-Jutsu sei vielseitiger als andere Kampfsportarten: "Schlagen, Treten, Werfen und Bodenkampf - die perfekte Sportart für mich."
Die Adrenalin-Dosis vor dem Kampf möchte sie nicht missen, die gehöre dazu. Eine gewisse Nervosität sei immer dabei. Aufgeregt zu sein ist wichtig, sagt sie.
Dadurch komme keine Routine auf, die nur dazu führe, den Gegner zu unterschätzen. Wer das tut, macht Fehler und liegt schnell am Boden.
Was ist Ju-Jutsu und für wen ist es geeignet Entstehung Die Wurzeln des Ju-Jutsu sind Aikido, Judo sowie Karate. Aus jeder dieser Kampfkünste wurden die für das System Ju-Jutsu besten Techniken vereint. 1967 beauftragten das Bundesinnenministerium etliche Angehörige des Deutschen Dan-Kollegiums, Techniken aus Jiu Jitsu, Judo, Karate, Aikido und anderen Kampfsportarten zu einem neuen Selbstverteidigungssystem zusammenzustellen. Für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte sollte ein effektives, stiloffenes und stilübergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung entstehen.
So fasste man aus den erwähnten Kampfkunststilen diejenigen Techniken zusammen, die für die tägliche Praxis dieser Berufsgruppen am besten erschienen.
Kampfstil Deutsches Ju-Jutsu ist ein modernes, offenes Selbstverteidigungssystem für die Praxis des täglichen Lebens sowie klassische Kampfkunst in einem. Ju-Jutsu als (übersetzt) "sanfte Kunst" basiert hauptsächlich auf Selbstverteidigungstechniken. Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten anwendbar. Durch ständiges Üben werden die Bewegungsabläufe automatisiert. In Kombinationen können die Techniken sinnvoll verbunden und in der freien Verteidigung gegen freie Angriffe als echte Selbstverteidigung angewendet werden. Bei dieser Methode wird bereits mit einer kleinen Auswahl von Verteidigungstechniken von Anfang an ein größtmöglicher Nutzeffekt durch variable Anwendung erzielt. Bestehende Konzepte werden kontinuierlich erweitert und optimiert, ohne sich an die Einschränkungen bestimmter Stile oder Philosophien zu halten. Deshalb ist Ju-Jutsu eine für jeden geeignete Selbstverteidigungsart.
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