Glückliches Lichtenfels - entweder haben die Bewohner der Stadt wenig Grund zum Klagen, oder es kommt fast niemand von den Bedenkenträgern unter 50 Jahren.
Viel mehr Schlüsse lassen die Beobachtungen zur Bürgerversammlung im Stadtschloss nicht zu. Wohl 40 Bürger waren gekommen, Platz zu nehmen und dem Bericht des Bürgermeisters Andreas Hügerich zu jüngst Vergangenem zu lauschen. An einer Fensterreihe saßen zudem noch die Ressortleiter der Stadt, eben jene Mitarbeiter, die zu profunden Bürgerfragen profunde Antworten geben konnten. Allerdings blieb der allgemeine Tenor, den Hügerich seinen Worten mit auf den Weg gab, dass man gemeinsam gestalte, gemeinsam überlege, gemeinsam bewege. Jedoch: Es mochte sich zwar wiederholen, unglaubwürdig klang es nicht, was der Bürgermeister über die Arbeit des Stadtrats an dieser 25. Bürgerversammlung binnen 42 Monaten erwähnte. Aber bei all dem Gesagten musste auch auffallen, dass von eben jenem Stadtrat ein Großteil nicht gekommen war. In Zeiten adventlicher Verpflichtungen muss das wenig bedeuten.
Bedeutung hingegen hatten Tagesordnungspunkte wie Vermögens- und Verwaltungshaushalt. Ersterer lag 2017 bei 15 Millionen Euro, Letzterer bei rund 40 Millionen Euro. Verschuldet sei Lichtenfels nicht, Spielräume für Investitionen sind gegeben. Und auch wenn viel von Concept Laser die Rede ist, das bis zu 700 neue Mitarbeiter einzustellen gedenke und darum um zwölf Hektar an der A 73 expandiert, so hielt Hügerichs Bericht auch noch eine Ausweitung des Gewerbegebiets in der Schney um 40 Hektar parat. "Dran bleiben", wolle die Stadt mit Investitionen in diese Richtung. Dazu gehörten auch die 48 Bauplätze, die in Reundorf erschlossen wurden. Hierbei sei die Stadt sogar unter Druck geraten, da 40 Reservierungen für die Bauplätze vorlagen. Aussicht auf mehr Bauplätze gab Hügerich auch, anzudenken in Roth oder Isling.
Doch auch innerstädtisch liegen Pläne für das Aufpeppen der Kreisstadt vor. Im Gang ist derzeit schon die Kindertagesstätte in der Reitschgasse, an der Hügerich den barrierefreien Weg zwischen Parkhaus und Säumarkt betonte. Im Wesentlichen aber schaffe die Stadt mit rund zwei Millionen Euro Baukosten Platz für eine Kindergruppe mit zwölf Kindern, einen Kindergarten für 25 Kinder und einen Kinderhort für 30 Kinder. Absichten, Taten und Zahlen, die sehr wohl auch mit dem Boom in Zusammenhang stehen dürften, wonach ein Zuzug an Fachkräften auch ein Angebot an deren Familien zeitigt. Auch lobte Hügerich den Lichtenfelser Einzelhandel, der mittlerweile 80 Stationen bietet, an denen die Lif-Card eingelöst werden kann. "Das ist Geld, das hier in den Geschäften bleibt", so Hügerich auf den Geschäfte schwächenden Internethandel anspielend.
Eine aufgeheizte Stimmung wie beim legendären "Jetzt red i" kam nicht auf. Sechs Personen sollten sich an diesem Abend aus dem Publikum zu Wort melden. Besonders gewichtig dabei das Ansinnen eines Bürgers aus Kösten, der erklärte, man lebe im Ort seit Jahren mit einem unerträglichen Gestank. Gäste gingen von der Terrasse einer Wirtschaft mit dem Essen sogar in die Wirtschaft hinein, um das nicht aushalten zu müssen, so ein drastisches Bild des Mannes. An dieser Stelle war Thomas Kraus vom Tiefbau als Antwortgeber gefordert. Das Problem sei der Stadt bekannt, liege in den Faulprozessen der Pumpleitungen. Seit zwei Jahren nehme man sich des Problems an. Doch außer dem Versuch neuerlichen Durchspülens der Leitung, gab es keine Aussicht auf eine alternative Behandlungsmethode.
Kreisbäuerin Marion Warmuth hingegen äußerte ihre Besorgnis, dass es vor lauter Baulandausweisung zu einer "Verstädterung der Dörfer" kommen könnte, mit dann Beeinträchtigung landwirtschaftlicher Betriebsabläufe.
Deutliche Kritik, wenngleich vom Stettener Georg Brahmann vorgebracht, gab es auch zur Lichtenfelser Stadtalm, jener Adventsholzhütte, die derzeit vor dem Rathaus steht. Die Einrichtung selbst sei gut, aber der Name Alm sei sprachlich auf eine Wiese gemünzt, so der Kern der Kritik. Dem konnte Hügerich schlecht beikommen und so verwies er auf die Marketingtauglichkeit des Wortes. Die 25. Auflage der Bürgerversammlung endete wie sie begann: ruhig und ohne große Schmerzen für irgendwen.