"Die Arbeit im Stadtrat lohnt sich"

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Der Dachstuhl des Rathauses muss saniert werden - eine Aufgabe, die sich wohl in die nächste Wahlperiode hineinziehen wird. Foto: Barbara HerbstLichtenfels vor der Wahl; Foto: Barbara Herbst
Der Dachstuhl des Rathauses muss saniert werden - eine Aufgabe, die sich wohl in die nächste Wahlperiode hineinziehen wird.  Foto: Barbara HerbstLichtenfels vor der Wahl; Foto: Barbara Herbst
 

Bianca Fischer blickt dankbar auf erreichte Ziele zurück. Doch in ihrem letzten Jahr als Bürgermeisterin von Lichtenfels wird sie nicht mehr alle angefangenen Aufgaben wie die Dachstuhlsanierung am Rathaus zu Ende führen können.

Es wird ihr letztes Jahr als Bürgermeisterin. Bianca Fischer kam als Quereinsteigerin 2002 in die Politik. Bis zu ihrem Wechsel arbeitete sie als Verwaltungsrichterin in Bayreuth. Kommendes Jahr kann sie aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. Das möchte sie auch nicht: "Ich persönlich finde, dass zwei Amtsperioden ganz generell für das Bürgermeisteramt genügen. Danach soll auch wieder frischer Wind kommen."
Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass sie natürlich all die Dinge, die sie begonnen hat, gerne noch fertig bekommen möchte. "Bei realistischer Betrachtung muss ich sagen: Es geht nicht." Aktuell steht die Umrüstung des Altenheims in eine Wohnanlage mit Betreuung an, der Dachstuhl des historischen Rathauses muss saniert werden, und die Stadtentwicklung, zum Beispiel in der Coburger Straße, soll vorankommen.
"Ich freue mich, wenn meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger und der neue Stadtrat das weiterführen würden", sagt sie.
Mit vielen Vorstellungen sei sie 2002 von Bayreuth zurück in ihre Heimatstadt Lichtenfels gekommen. "Dann habe ich als Erstes feststellen müssen, dass die Finanzen dramatisch eingebrochen sind. Es war die schlechteste finanzielle Situation seit Ende des Zweiten Weltkriegs." Demgegenüber stand die Stadt - ein Betrieb mit fast 300 Mitarbeitern, ein weit ausgedehntes Stadtgebiet mit vielen Straßen und viele Pflichtaufgaben, die die Bürger zu Recht erwarteten. "Dann werden Sie sehr schnell auf den Boden der Realität - auf dem Sie sowieso stehen müssen - geholt."
Die Finanzen haben sich etwas erholt, aber das ist keine Garantie für die Zukunft. "Die finanziellen Verhältnisse werden die Herausforderung der Zukunft sein. Daran sind die Investitionen auszurichten. Das ist eine simple Aussage, aber die wichtigste", sagt Bianca Fischer.
Ihre Schlussfolgerung daraus waren strikte Prioritäten - und den Bürgern klar sagen, was geht und was nicht, oder was erst später geht. "Die Bevölkerung in Kösten hat geduldig gewartet, bis es mit der Dorferneuerung losging. Sie hatte Verständnis, weil wir die Gründe erklärt haben." Erst musste die Autobahn fertig sein, dann war der Stadtteil auf der Liste nach oben gerutscht.
"Wir brauchen keine Show-Effekte, sondern müssen immer ganz unten bei der Bevölkerung anfangen", sagt Fischer. "Ich bemerke, dass es ein Verständnis der Bevölkerung gibt, dass ich nicht mit einem Füllhorn über das Land ziehen kann."
Bei all dem sorgsamen Wirtschaften bleiben aber auch große Projekte, an die sie sich lange nach ihrer Amtszeit erinnern wird: das neue Pflegeheim des Roten Kreuzes an der Moritzkappl, das nach einem Bürgerentscheid verwirklichte Fachmarktzentrum in der Mainau und die sanierte Synagoge in der Innenstadt. "Vor allem aber bin ich dankbar für den Wählerauftrag, dass ich das alles machen durfte. Ich habe mit meinem beruflichen Wechsel eine neue Welt gefunden, die ich gesucht habe. Ich konnte und durfte sie kennenlernen. Darüber bin ich froh - da gibt es keine Reue."

Wahlkampf gelassen beobachten

Die kommende Wahl und den Wahlkampf kann sie beobachten und steckt nicht mehr selbst mittendrin. "Die Arbeit im Stadtrat lohnt sich, weil ich dort etwas für das allgemeine Wohl - nicht für mein eigenes - arbeiten kann. Das bedeutet, eine gewisse Demut an den Tag zu legen. Ich muss ergründen, was die Einzelnen wollen - und was gut für das Ganze ist", sagt Fischer. Das sei sehr anspruchsvoll, "aber das ist es wert". Ihr persönlich ist es daher wichtig, dass möglichst viele kompetente und mutige Menschen mit dem Willen zur Sacharbeit in den Stadtrat gewählt werden. "Ob das nun Männer, oder Frauen sind, ist mir persönlich nicht so wichtig", sagt die Bürgermeisterin. Sie ist die einzige Frau unter lauter Bürgermeistern, im Stadtrat sitzen vier Frauen und 26 Männer. "In meinem vorherigen Beruf war ich auch die einzige Frau. Ich muss als Frau die Leistung bringen, die verlangt wird, aber ich darf mich nicht verbiegen."
Das heißt für sie, stets sachlich und objektiv zu bleiben und niemals den Draht zur Bevölkerung durchzuschneiden. "Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ich sage: Ich bin die falsche Ansprechpartnerin - zum Beispiel im technischen Bereich, da ist der Stadtbaumeister vielleicht der bessere Gesprächspartner."
Im verbleibenden Jahr wird sie ihre Arbeit für die Stadt zu Ende bringen und kann dem Wahlkampf gelassen entgegen sehen: "Ich kann keine Steilvorlagen liefern, damit andere den Ball ins Tor bringen."



Ich persönlich finde, dass zwei Amtsperioden ganz generell für das Bürgermeisteramt genügen. Danach soll auch wieder frischer Wind kommen.

Bianca Fischer (CSU)
Bürgermeisterin in Lichtenfels