Ein Berg mit ganz normalem Hausmüll, nichts Strahlendes, kein Sondermüll: Trotzdem muss in der versiegelten Mülldeponie Oberlangheim gemessen, gefiltert und gefackelt werden, um die Altlast zu kontrollieren.
Es ist kaum noch Betrieb auf der Deponie in Oberlangheim. Zwar existiert noch die Linksabbiegespur auf der sich früher die Lkws der Müllabfuhr eingereiht haben, nachdem sie den Berg fast geschafft hatten - doch die Zeiten sind seit Mai 2005 vorbei. Damals wurde der letzte Müll eingebracht, um danach die Deponie endgültig zu versiegeln. Jetzt wächst Gras drüber, Löwenzahn blüht. Der Müll scheint verschwunden.
Für das Auge stimmt das. Doch sonst sind die rund zwei Millionen Kubikmeter Abfall ständig präsent. Technischer Leiter Wolfgang Schneider und Deponiewart Josef Dinkel haben auch heute, acht Jahre nach der Schließung, zu tun, die Deponie unter Kontrolle zu halten. Es geht um Wasser und um Gase.
Methangas wird abgefackelt Der Müll aus Lichtenfels und Kronach gärt im Bauch des Berges vor sich hin.
Dabei entsteht Methangas, ähnlich wie bei Bäumen, die in Stauseen unter Wasser langsam zerfallen. "Das ist 14-mal schädlicher für die Umwelt als CO2 ", sagt Schneider. Also wird das Gas verbrannt und damit in Kohlendioxid umgewandelt. Das muss bei mindestens 1000 Grad passieren. Dafür hat Schneider im Winter eine neue Fackel in Betrieb genommen. Sie ist kleiner als die vorherige, dem Berg geht allmählich das Gas aus. Trotzdem waren es vergangenes Jahr noch 400.000 Kubikmeter, die abgefackelt wurden. "Es waren immer wieder Leute da, die das nutzen wollten. Doch alle sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich nicht rechnet", sagt Schneider.
Wäre da noch das Wasser. Der größere Teil der Deponie ist mit einer Lehmschicht abgedeckt, auf der eine Kunststoffbahn verlegt ist. Sie ist dann mit rund einem Meter Erde überdeckt. Oben wächst Gras und Löwenzahn.
Das ist gerade noch erlaubt, denn Tiefwurzler könnten bis an die Kunststoffbahn wachsen und diese mit der Zeit zerstören. Regenwasser, das die meterdicke Schicht nicht aufnehmen kann, wird von der Kunststoffschicht aufgefangen und nach hinten in den Wald oder nach vorne, zur Straße hin, in die Kanalisation geleitet. Vorher läuft es durch Sammler, damit Schneider und Dinkel regelmäßig Proben nehmen können. "Alles normal", sagt Schneider zu den Messwerten - kein Problem für die Lichtenfelser Kläranlage.
Bleibt das Wasser, was doch irgendwie in den Berg gelangt, zum Beispiel über die drei Hektar, die nur die Lehmschicht und keine Kunststoffbahn zum Schutz haben. Dieses Sickerwasser wird am Fuß der Deponie aufgefangen, gesammelt und dann aufbereitet. Aus dem Sammelbehälter schöpft Schneider schwarze Brühe, die stinkt.
Dann öffnet Deponiewart Dinkel einen blauen Überseecontainer, in dem die Aufarbeitungsanlage eingebaut ist. In zwei Kesseln ist Kohlegranulat, durch das diese Brühe dann gepumpt wird; drei bis vier Kubikmeter jeden Tag.
Wenn Schneider dann nach der Reinigung schöpft, sieht es schon etwas besser aus: helles, etwas trübes Wasser. "Das hat einen chemischen Sauerstoffbedarf von rund 500 Milligramm pro Liter und ist damit im Bereich des häuslichen Abwassers", sagt Schneider, schüttet das Wasser zurück und es läuft in die Kanalisation.
260.000 Euro kostet die Betreuung, Aufbereitung, Kontrolle jedes Jahr. Die Hälfte zahlt der Landkreis Lichtenfels, die andere Kronach. Investitionen wie die neue Fackel sind da noch nicht dabei.