Das Eich in Staffelstein: Widrigkeiten des Alltags analysiert

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"Das Eich", Stefan Eichner, als Verwandlungskünstler: Er paradierte bekannte Sänger in Anlehnung an die "Songs an einem Sommerabend" in Kloster Banz. Foto: Andreas Welz
"Das Eich", Stefan Eichner, als Verwandlungskünstler: Er paradierte bekannte Sänger in Anlehnung an die "Songs an einem Sommerabend" in Kloster Banz. Foto: Andreas Welz

Stefan Eichner nahm als "Das Eich" kein Blatt von den Mund und unterhielt sein Staffelsteiner Publikum mit treffenden Beobachtungen und dem ihm eigenen Witz.

In der Alten Darre blieb am Samstag kein Auge trocken und kein Zwerchfell ruhig. "Das Eich" brillierte als "entspannter Franke" mit seinen Liedern und Texten, in denen er den Versuch startete, die Menschheit von allem Verrückten, Skurrilen und Perversen zu befreien. Über drei Stunden agierte am vergangenen Samstag Stefan Eichner auf der Bühne, getragen von den Wogen, die ihm aus dem begeisterten Publikum entgegen schwappten.

Es sind gerade die Widrigkeiten des Alltags, die er auf seine einmalige Art und Weise analysiert und zu denen er seine ganz eigenen Theorien entwickelt, welche die Zuhörer immer wieder lautstark bestätigten. Gewürzt wird dieser etwas andere Kabarettabend mit jeder Menge Liedgut und einer gesunden Handvoll schwachsinniger Aktionen.
"Wie reagiert man als "Entspannter Franke" auf unfreundliche Menschen?" - der Kulmbacher Humorist beantwortet die Frage mit dem ihm eigenen Schalk.
Rasch fand er einen Draht zu seinem Publikum, schreckte nicht vor deftigen Ausdrücken zurück, und hatte auch mit Fäkalhumor die Lacher auf seiner Seite.

Hart ging er mit der heutigen Jugend ins Gericht. Diese sei zu doof, eine Baseballmütze aufzusetzen und Hosen in passender Größe zu kaufen. Ja, früher, in seiner Jugendzeit, da war alles ganz anders. Da habe man sogar ein Buch gelesen und es gab Fotos aus Papier. Es gab keine E-Mails oder Facebook, und im Fernsehen nur drei Programme.

Heute erreiche die Volksverdummung täglich neue Dimensionen. Die Nordic-Walker bekamen ihr Fett weg, "aber sicher nicht mit Nordic Walking" resümierte der Comedian.


Ernste Themen mit Sarkasmus

Mit viel Sarkasmus schilderte Eichner seine Zeit als Zivildienstleistender in einem Krankenhaus. Dabei brach er eine Lanze für das Pflegepersonal, das unterbezahlt und überfordert sei. Autofahrende Blondinen nahm er ebenso aufs Korn wie Prominente. "Lothar Matthäus hat Erfolg mit Gammelfleisch aus dem Osten", tönte von der Kleinkunstbühne, und den Zuhörern blieb der Kloß im Hals stecken.

Kindererziehung macht Eichner zu einem ernsten Thema. Die Kleinen würden von den Eltern verhätschelt, dürften nicht mit den Rad zur Schule fahren, und würden bereits im Kindergartenalter bei Aufmerksamsdefiziten mit Drogen behandelt. "Keine Medikamente gegen den Zappel-Philipp", forderte er.

Fröhlich wurde der Humorist erst wieder bei einem seiner Lieblingsthemen: Die Oma mit dem Hund. Die resolute 100-Jährige, die beim Einkaufen Energie und Frohsinn versprühe, und keine Angst davor habe, dass sie ihr junger Hund überlebe.

Als Verwandlungskünstler präsentierte sich der Mime zum Schluss des Abends. Zum Gaudi des Publikums parodierte er aus seinem Standardprogramm Herbert Grönemeyer, Reinhard May oder Udo Lindenberg, was ihm dann auch, wie erwartet, viele Zugabe-Rufe einbrachte.