Damit die Brücken weiter tragen

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Salz und Witterung knabbern am Beton. Die Brücke in Redwitz über die Rodach muss 2014 teilweise erneuert werden.
Salz und Witterung knabbern am Beton. Die Brücke in Redwitz über die Rodach muss 2014 teilweise erneuert werden.
Die Bahnbrücke bei Reundorf gehört der Stadt Lichtenfels.
Die Bahnbrücke bei Reundorf gehört der Stadt Lichtenfels.
 
Die Mainbrücke in Altenkunstadt.
Die Mainbrücke in Altenkunstadt.
 
Die Brücke über die Rodach von Redwitz nach Marktgraitz.
Die Brücke über die Rodach von Redwitz nach Marktgraitz.
 
Die B173 führt bei Redwitz über die Bahnlinie Lichtenfels-Kronach. Fotos: Tim Birkner
Die B173 führt bei Redwitz über die Bahnlinie Lichtenfels-Kronach. Fotos: Tim Birkner
 

Unzählige Brücken gibt es im Landkreis. Allein 140 müssen Land und Bund unterhalten. Dazu kommen die des Kreises und der Kommunen. Bei regelmäßigem Unterhalt halten sie rund 80 Jahre. Wird daran gespart, muss eher neu gebaut werden.

Mit den Straßen und Brücken ist es genauso wie mit dem eigenen Haus. Wer kleine Reparaturen sofort erledigt, dem bleiben große Schäden erspart. Das Land Bayern zählt auf seinen Staatsstraßen rund 5000 Brücken, 1339 davon sind sanierungsbedürftig. Das Geld reicht aber nur für 176. Das geht aus der Antwort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hervor, der von der SPD im Bayerischen Landtag jedes Jahr die gleiche Frage gestellt bekommt: In welchem Zustand sind die Brücken des Landes?

Im Landkreis Lichtenfels muss Bayern 84 Brücken unterhalten. Zwei von ihnen gelten als "dringend sanierungsbedürftig", teilt das Staatliche Bauamt in Bamberg mit. Das sind die Mainbrücke zwischen Alten- und Burgkunstadt und die Rodachbrücke zwischen Redwitz und Marktgraitz. Schon in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten an der Mainbrücke beginnen, bei der lange um eine zusätzliche Linksabbiegespur gefeilscht wurde.
Sie ist Wunsch der Kommunen und diese müssen entsprechend die Mehrkosten von rund 300.000 Euro übernehmen. Beim Land bleiben rund 2,7 Millionen Euro.

Redwitz weiß noch nichts

Im kommenden Jahr soll die Rodachbrücke dann "teilerneuert" werden. Die Gemeinde Redwitz weiß bis heute noch nichts von ihrem Glück. "Das höre ich zum ersten Mal", sagt Bürgermeister Christian Mrosek (CSU). Ebenfalls 2014 soll die Brücke der B 173 über die Bahn erneuert werden. Die Bundesstraße wird fit gemacht, damit - wenn die Ortsumgehung Trieb und Hochstadt fertig ist - der Unterhalt an die Gemeinde abgetreten werden kann. "Klar ist, wir brauchen diese Verbindungsstraße zwischen Redwitz und Hochstadt", sagt Mrosek. Nicht ganz so klar sieht er das mit dem Unterhalt. "Darüber werden wir noch reden müssen." Er weiß, was der Unterhalt von Brücken kostet. Gerade erst hat die Gemeinde die Siemens-Brücke über die Bahn für 350 000 Euro saniert. Jetzt steht die Mühlenbrücke in Mannsgereuth an. Dort hat die Gemeinde die zulässige Tonnage gerade erst von 15 auf neun Tonnen gesenkt. "Wir schauen jetzt jedes Jahr, ob es noch eine Weile geht - die Mühle ist nicht bewirtschaftet und die Gemeinde hat das Geld nicht. Also muss die Brücke so lange wie möglich durchhalten", sagt Mrosek.
"Jedes Jahr ist eine Sichtkontrolle durch das Bauamt an der Reihe", sagt auch Jürgen Gra ßinger, Stadtbaumeister in Lichtenfels. Alle sechs Jahre werden die städtischen Brücken von einem Ingenieurbüro überprüft. Lichtenfels hat seine Hausaufgaben weitestgehend gemacht. Einzig die Bahnbrücke in Reundorf ist noch in einem schlechten Zustand. Graßinger hat sich bereits Gedanken über eine neue Brücke gemacht. "Was wir genau machen, und ob wir 2013 damit schon beginnen werden, muss der Stadtrat entscheiden", sagt Graßinger, der bereits einen Bauplan in der Schublade liegen hat.
Bauingenieure rechnen mit einer Lebensdauer von 80 Jahren für eine Brücke, wenn sie stets unterhalten wird. Die Brückenköpfe halten gewöhnlich länger, die Brücke selbst etwas kürzer. "Es kommt auch auf die Bauart an", sagt Graßinger, "in den 60er-Jahren waren schlanke Brücken modern, da hatte man nur eine Überdeckung von zwei Zentimetern." Heute wird der Stahl im Inneren mindestens mit 4,5 Zentimetern Beton umgossen. "Unsere Mainbrücke in Lichtenfels ist solch eine robuste Brücke - die hält", sagt Graßinger.

Deutsche Bahn zahlt neue Brücke

Auf den Kreisstraßen sind die Brücken soweit in Schuss, dass keine größeren Sanierungen notwendig sind. Für den Unterhalt von Straßen und Brücken standen 2012 rund 220 000 Euro - ohne Winterdienst - im Haushalt. Die Kreisstraße von Ebensfeld nach Oberbrunn bekommt 2014 allerdings doch eine neue Brücke. Die alte hält zwar noch, doch sie wird zu klein, wenn die Bahn ihre Strecke von zwei auf vier Gleise erweitert. Also wird die bestehende Brücke abgerissen und durch eine größere ersetzt, die die Bahn bezahlen muss.
Ganz andere Sorgen plagen den Bürgermeister in Weismain. Udo Dauer (CSU) weiß noch nicht einmal, wie viele Brücken er unterhalten muss. Geld hat die klamme Kommune keines. Jetzt macht sich die Stadtverwaltung erst einmal daran, ein Brückenbuch zu erstellen. "Das wurde in Weismain stiefmütterlich behandelt. Als die 17 Kommunen zum Stadtgebiet dazukamen, haben wir keinerlei Unterlagen bekommen", sagt der Bürgermeister. Das ist 40 Jahre her. Dauer versucht, die Altlasten abzuarbeiten. Wenn er weiß, welche Brücken ihm gehören und wo bereits Gutachten vorliegen, kann er sich die übrigen ansehen - und dann eine Liste mit den dringendsten Reparaturen erstellen. Dauer ist Kummer gewohnt: "Das klingt vielleicht etwas verschlafen, aber wir machen es wenigstens - ich bin sicher, wir sind nicht die einzigen, die kein Brückenbuch haben."