Die 23-Jährige gehört zu den 36 jungen Leuten, die in der letzten Woche im westlichen Oberfranken ihre praktische Prüfung als Landwirt abgelegt haben. Doch sie hat noch weitere berufliche Ziele.
"Wenn die Eltern uns nicht gefunden haben, dann haben sie die Ställe in der Nachbarschaft abgesucht", erzählt Carola Rudingsdorfer. Schon in der Kindheit zeigte sich ihre Begeisterung für Tiere und die Landwirtschaft. Nach dem Abitur wollte die junge Frau aus dem Raum Weißenburg Landwirtin werden. Weil sie aber keinen Ausbildungsplatz fand, hat sie zunächst Tierarzthelferin gelernt. Ihren Traumberuf hat sie inzwischen realisieren können.
Am Freitag legte Carola Rudingsdorfer, die mittlerweile im Landkreis Lichtenfels wohnt, ihre praktische Prüfung im Ausbildungsberuf Landwirt ab.
In diesem Jahr waren es insgesamt 36 junge Leute, die in der letzten Woche im Bereich Oberfranken-West ihre praktische Prüfung abgelegt haben. Fünf von ihnen kommen aus dem Landkreis Lichtenfels. Davon haben drei junge Leute eine ganz normale Ausbildung durchlaufen, die beiden anderen sind Absolventen des Bildungsprogramms Landwirtschaft (BiLA).
Dass Carola Rudingsdorfer beim ersten Anlauf keinen Ausbildungsplatz fand, führt sie heute auf gewisse Vorurteile zurück. "Manche konnten sich Frauen in der Landwirtschaft nicht vorstellen", sagt die 23-Jährige. Bedenken, die Landwirt Dieter Lorenz aus Unterzettlitz nicht hatte. Im Verlauf eines Gespräch hatte Lorenz der Freundin seines Sohnes Florian eine Lehre auf seinem Milchviehbetrieb angeboten.
Carola Rudingsdorfer hat diese Chance ergriffen und gleich nach Beendigung ihrer ersten Lehre als Tierarzthelferin mit der zweiten Ausbildung begonnen. Durch ihre Vorbildung konnte sie das Berufsgrundschuljahr weglassen. Ihre Stärke liegt im tierischen Bereich. Natürlich kann sie auch mit dem Schlepper umgehen. "Aber da muss ich mich nicht wöchentlich draufsetzen. Ein bis zwei Mal im Monat reicht auch", schmunzelt die 23-Jährige.
In den Ställen des Aussiedlerhofes am Ortsrand von Unterzettlitz stehen rund 200 Stück Vieh, darunter 95 Milchkühe und ihre Nachzucht.
Beim Pressegespräch am Samstagnachmittag hat Carola Rudingsdorfer alle Hände voll zu tun. In den Mittagsstunden kam ein kleines Bullenkalb zur Welt. "Ich muss ihm beibringen, dass aus dem roten Schlauch etwas Gutes kommt, was normalerweise aus dem Euter der Kuh kommt", erklärt die Junglandwirtin. Das kleine Kalb gehört offenbar zu denen, die schnell begreifen, wo die Nahrung herkommt.
Carola Rudingsdorfer ist gerne im Stall. Allerdings an die Gummistiefel mit Stahlkappe musste sie sich erst gewöhnen. Bei 200 Tieren im Stall braucht es viel Wissen, gibt es viel zu tun. Neben dem täglichen Melken geht es um Herdenmanagement, wann zu besamen ist, welche Kühe bald kalben werden und auch darum, dass die Tiere gesund bleiben. Das sind nur einige der Punkte, die Carola Rudingsdorfer nennt.
Bei der praktischen Prüfung am Freitag auf einem Hof in Großwalbur musste sie einen Gerstenschlag bestellen. Dazu die richtige Sorte auswählen und die Sämaschine betriebsbereit machen. Auch die Ertragsberechnung eines Weizenfeldes bereitete ihr keine Schwierigkeiten. "Wir hatten uns gut vorbereitet", sagt sie. Drei Stunden waren für die Pflanzenproduktion vorgesehen, in weiteren drei Stunden ging es um die Tierproduktion.
Anders als noch vor einigen Jahren kommen mittlerweile immer mehr Prüflinge nicht aus der Landwirtschaft. "Gut ein Drittel der Prüflinge haben keinen Betrieb zu Hause", sagt Bildungsberater Klaus Reininger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg. Gebraucht werden sie dringend. "Ab einer bestimmten Größe schafft ein klassischer Familienbetrieb die Arbeit oft nicht mehr alleine", erklärt Reininger. Dann wird eine zusätzliche Kraft eingestellt. Zudem besteht die Möglichkeit, seinen Meister oder Techniker zu machen.
Auch für Carola Rudingsdorfer ist noch lange nicht Schluss. Im Oktober beginnt die Winterschule, Ziel ist die Meisterprüfung. Danach möchte sie einen Klauenpflegekurs belegen und sich zur Besamungstechnikerin ausbilden lassen.
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