In der Alten Vogtei sorgte der Pianist Richard Siedhoff für die richtigen Töne zu der Western-Komödie "Verflixte Gastfreundschaft".
Als Kinofilme noch keine Tonspur hatten, sorgten Klavierspieler für die Spannungsmomente im Film. Für gefühlvolle Töne in den Liebesszenen und harte Anschläge bei Verfolgungsjagden und Schussszenen. So wie Richard Siedhoff, der bereits von seinem letzten Auftritt bei den Kultursonntagen in der Alten Vogtei her bekannt ist. Mit "Verflixte Gastfreundschaft" ("Our Hospitality") vom Buster Keaton aus dem Jahr 1923 vertonte Siedhoff eine der großen Western-Komödien der Stummfilmzeit. Keaton zählte neben Charles Chaplin zu den erfolgreichsten Vertretern des Stummfilms.
Gefährliche Stunts
Es ist die Geschichte des jungen William McKay im amerikanischen Westen um das Jahr 1810, der ungewollt in eine seit Generationen andauernde Blutfehde zwischen seiner Familie und den Canfields gerät. Als einziger Überlebender seiner Sippe wächst William bei einer entfernt lebenden Tante auf. Für Buster Keaton, der im Film die Hauptrolle spielte und die Stunts selbst ausführte, wurde es zwei Mal höchst gefährlich. Einmal riss ein Draht, mit dem Keaton zu seiner Sicherheit festgebunden war und er wurde von der Stromschnelle im Truckee River erfasst. Da der Kameramann die Anweisung hatte, weiterzudrehen, egal was passiert, findet sich diese Szene auch im fertigen Film. Ein anderes Mal schluckte er soviel Wasser, das er von einem Sanitäter behandelt werden musste.
Im Film ist auch der originalgetreue Nachbau einer der ersten Dampflokomotiven zu sehen. Diese besteht aus einer primitiven Form einer Dampflok mit zwei angehängte Kutschen. Diese fährt über Schienen, die lose verlegt sind. Schon allein, wie die Lokomotive über Stock und Stein rattert, dürfte kaum ein zweites Mal zu sehen sein. Ein an der Strecke reglos stehendes Tier, wird nicht etwa vertrieben, sondern die Schienen von beherzten Männern einfach zur Seite gezogen. Schon kann der Zug wieder weiterfahren. Slapstick vom feinsten.
Im Zug begegnet der jungen William McKay der Tochter der Canfields, beide finden Gefallen aneinander. Allerdings wissen die beiden nichts von der Blutfehde, weshalb sie William zum Abendessen einlädt. Es kommt wie es kommen muss, irgendwann kommt seine wahre Identität ans Tageslicht und die Geschichte nimmt an Fahrt auf. Der Ehrenkodex der Familie Canfield verbietet es, einen Besucher umzubringen, während er Gast des Hauses ist. Deshalb beschließt William das Haus nicht mehr zu verlassen. Doch irgendwann muss jeder Gast einmal gehen.
Furioses Finale
Der Zuschauer erlebt ein furiosen Finale zwischen Schluchten, Wasserfällen, Verfolgungsjagden und innigen Kussszenen. Am Ende gibt es sogar ein Happyend. Bei einer "Abrüstung" legen alle ihre Waffen auf dem Tisch. Die drei Männer der Canfields und der junge McKay. Der allerdings hat vorher den Waffenschrank seiner Gastfamilie ausgeraubt und sich bis an die Zähne bewaffnet.
Es dürfte noch bei keinem Kultursonntag in der Alten Vogtei soviel gelacht worden sein, wie beim letzten. Allerdings wurde auch noch nie ein Stummfilm gezeigt, in dem die halsbrecherische Stunts eines Buster Keaton das Vogtei-Publikum begeisterten. Den Zuschauern hat es ausgesprochen gut gefallen "Das hätte ich nicht gedacht", lautete die Meinung einer Besucherin. Vielleicht darf sich das Vogtei-Publikum ein weiteres Mal, auf dem Stummfilm-Pianisten Richard Siedhoff freuen. Andrea Buder von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste hat dies auf entsprechende Nachfrage nicht ausgeschlossen.
Beim Kultursonntag am 18. März tritt mit der Geigerin Yamei Yu ein Publikumsliebling der Vogtei auf. Begleitet wird sie von den Cellisten Claudio Bohórquez.