Im Schönbrunner Feuerwehrhaus fand die "Christbaumversteigerung" statt. Bei der heiteren Veranstaltung wurden Waren und Nahrungsmittel an den Höchstbietenden verkauft. Das dabei eingenommene Geld fließt in Projekte, die der Dorfgemeinschaft wichtig sind.
Samstagabend, Feuerwehrhaus: mehrere Dutzend Schönbrunner warten, dass es endlich losgeht. Bis auf den letzten Platz ist der Schulungsraum besetzt, einige Stühle und Sitzgarnituren müssen noch eilends herbeigeschafft werden. Dann greift Bernhard Wagner zur Messingglocke und bimmelt. Jetzt geht es los! Der Vorsitzende der Soldatenkameradschaft Schönbrunn hält Würste und Brezeln in der Hand, zeigt sie den Gästen und ruft nach einem ersten Gebot: "Wer bietet auf?"
An diesem Abend ist "Christbaumversteigerung" im zweitgrößten Staffelsteiner Stadtteil - wie jedes Jahr am Tag vor Dreikönig - und wie jedes Jahr ein absoluter Höhepunkt im Vereinsleben. Im jährlichen Wechsel organisieren die Soldatenkameradschaft und die Freiwillige Feuerwehr das Spektakel. Sie planen, helfen, bewirten die Gäste.
100 Preise und noch viel mehr Heuer ist es der Vorsitzende der Soldatenkameradschaft, der mit seinen Mannen für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Schon am Samstagnachmittag hatte er mit seinen Helfern die Preise aufgebaut: Würste, Schinken und Brotzeiten in die Kühlung gebracht. Rund 100 Preise sowie zusätzlich die hausgemachten Schinken- und Wurstwaren stehen für die Gäste zur Auswahl.
Los geht es mit einer Blase Presssack. 490 Gramm wiegt die, sagt Bernhard Wagner und hält sie zusammen mit einer Riesenbrezel hoch. Auch der hinterste Gast soll sehen, was er ersteigern kann.
"Wer bietet auf?", ruft Bernhard Wagner in den Raum. Schon kommen die ersten Rufe. Ein Euro, zwei Euro - so geht es weiter. Dann bietet keiner mehr- der Preis bleibt bei zwölf Euro stehen.
"Zum Ersten, zum Zweiten und - wenn keiner mehr da ist - zum Dritten!" Bernhard Wagner freut sich, dass die Waren versteigert sind und überreicht sie dem Bieter, Josef Geldner.
Harald Köttel steht daneben, hält den Geldbeutel zum Abkassieren bereit.
Derweil redet Wagner weiter. Jetzt hat er eine kleine Weihnachstkrippe in der Hand, dazu eine geräucherte Wurst: "Fünf Euro!", ruft eine Dame. Bernhard Wagner grinst. "Ich glaab, da kriegst es", meint er, doch schon ist der nächste Zuruf zu hören: "Sechs Euro!" - "Da hast noch an Dümmern g'funden", meint Wagner lachend und übergibt das Kripplein dem Herrn, der sechs Euro dafür geboten hatte.
Die Waren werden angepriesen Auch die anderen Gäste haben ihre Freude an der Versteigerung: Bernhard Wagner ist jetzt in seinem Element.
Mit Begeisterung preist er seine Waren an und lobt alle Vorzüge, die die Güter haben. Mit lautem "Achtung! Eine Obstschale - ihr könnt a was anners reintun!" - gibt es nun und Haushaltsgegenstände. Danach werden Felgenreiniger und eine Laterne versteigert. Den Bildband über Kloster Banz will zuerst keiner haben - na klar: da fehlt doch was: "Ohne Wurst geht nix!", ruft Bernhard Wagner und legt eine Geräucherte dazu. Jetzt kommen die Gebote; Buch und Wurst sind ruckzuck versteigert.
Sonnenschutz fürs Auto, ein Hotel-Gutschein zum Brunchen, Turnschuhe oder ein ganzer Heizkörper - fast alles gibt es zu ersteigern, bis auf einen Christbaum, der der Veranstaltung eigentlich seinen Namen gegeben hat.
In den ersten Jahren habe es wirklich mal einen Christbaum gegeben, erinnern sich Josef Geldner und Bernhard Wagner.
Vor knapp 50 Jahren, als die Versteigerung noch im Keller des jetzigen Kindergartens stattgefunden habe, stand ein Baum, an dessen Zweigen die Würste hingen. Die wurden dann einzeln mit dem Zweiglein abgeschnitten und versteigert.
Seit das Versteigern im Feuerwehrhaus stattfindet, gibt es den Baum nicht mehr. "Wennsd die ganzen Wörschd nohängersd, brecherd der Baam ja z'amm", erklärt Bernhard Wagner lachend.
Viel Geld ist auf diese Weise im Lauf der Jahre zusammengekommen. Geld, das die Schönbrunner in ihre Ortschaft investierten. So wurde damit im Vorjahr das Kriegerdenkmal hergerichtet und der Platz außenherum neu gestaltet; im Feuerwehrhaus wurde eine Küche eingebaut, und die Schönbrunner spendeten einen Betrag für die Anschaffung ihres neuen Feuerwehrfahrzeugs; außerdem machen sie Wanderungen mit Einkehr oder laden auch mal ihre Vereinskameraden zur Busfahrt mit Fischessen ein.