Die Familie Greßano renovierte ihren Gasthof in der Ebensfelder Hauptstraße mit viel Liebe zum Detail. Die mustergültige Sanierung des historischen Anwesens wird am Dienstag mit dem "Goldenen Ammonit" belohnt.
Die einstige Sortenvielfalt ist noch heute genauso legendär wie die ehemalige Wirtin: Rund 35 verschiedene Biere hatte Markina Greßano im "Hirschen" aus. Mit ihrem ausgleichenden Wesen war sie guter Geist und Seele des Wirtshauses. Sie vermochte es, Jung und Alt miteinander ins Gespräch zu bringen - oder zum Schafkopfspiel zu verlocken.
"Was machen wir mit dem Objekt?" Die Frage beschäftigte Hans-Peter Greßano nach dem Tod seiner Tante im Jahr 2004. Ausgiebig wurde Varianten im Familienrat erörtert. Ergebnis: "Wir richten's wieder her und spezialisieren uns auf Hochzeiten und Familienfeiern", so der 50-Jährige.
Gemeinsam geplant Begonnen wurde die allumfassende Sanierung des Gebäudekomplexes, der aufs Jahr 1760 zurückgeht, vor gut vier Jahren.
In dem Bamberger Architekten Harald Quinger fanden die Greßanos einen sensiblen Mitstreiter, der ihnen gar zu hoch fliegende Pläne ausredete. Die Bauherren folgten meist dem fachlichen Sachverstand des Architekten - und fuhren gut damit.
Unter der Maxime "Was kann man sinnvoll machen?" (Quinger) wurde aus der altbekannten, aber nicht unter Denkmalschutz stehenden Dorfwirtschaft ein Haus, das vielen Ansprüchen gerecht wird.
Die einst offene Durchfahrt ist nun verglast und verbindet als elegantes Fojer die beiden Gasträume. Während der Gast einst bei Wind und Wetter über den Hof musste, wenn er von einem zum anderen Raum oder zur Toilette wollte, durchquert er nun ein schönes Fojer.
Apropos schön: Wunderbar gelungen ist die Neugestaltung der Gaststube, in der die ausgeklügelte Lichtführung und geschmackvolle Farbgebung miteinander harmonieren.
Der Verkehrslärm der Bamberger Straße bleibt allerdings draußen, denn die Fenster sind schallgedämmt.
Im "Frankenstübla", der eigentlichen, urigen Gaststube, in der sich die Einheimischen freitags und montags zum Dämmerschoppen sowie sonntags "nach dä Kärng" treffen, wurde nur wenig verändert. Dafür erhielt der große Greßano-Saal mit seinem imposanten Tonnengewölbe nicht nur ein neues Treppenhaus. Im Saal wurden die Beleuchtung und Bestuhlung so erneuert, dass der Charakter des 5,5 Meter hohen Raums unterstrichen wird. Neue Teile der Lamperie wurden viermal gestrichen, um den Farbton der alten genau zu treffen. Bei größeren Musikversanstaltungen finden hier bis zu 160 Gäste Platz.
Und frieren müssen sie auch nicht mehr: Der einst hier stehende, manchmal rot glühende Kanonenofen wurde entfernt und durch eine Holzhackschnitzelheizung ersetzt, die in einer angrenzenden Scheune untergebracht ist. Alle Details aufzuzählen, würde diesen Artikel sprengen, denn schließlich galt es bei der Sanierung auch, zahlreiche brandschutztechnische Auflagen zu erfüllen. Deshalb besitzt der Saal jetzt zudem eine breite Fluchttreppe, die in den Innenhof führt und sich dort gut ins Ensemble einfügt.
Ein gastronomischer Schatz "Wenn man so ein altes Haus hat, erlebt man ständig Überraschungen, sagt Hans-Peter Greßano rückblickend über die Renovierungsarbeiten.
Sein Sohn Johannes fügt an: "Das ist wie eine Wundertüte!" Und Architekt Harald Quinger lobt: "Es hat jetzt mehr Denkmalcharakter als vorher."
Was ist der Baupreis "Goldener Ammonit"? Vom wem? Das Landratsamt und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels vergeben gemeinsam den Baupreis "Goldener Ammonit".
Für wen? Ziele des Baupreises sind, die regionale Baukultur aufzuzeigen und beispielhafte Leistungen auf folgenden Gebieten des Bauens und Wohnens öffentlich auszuzeichnen: Wohngebäude, sanierte Altbauten, aber auch gewerbliche Gebäude.
Die ausgezeichneten Bauvorhaben sollen künftige Bauherren motivieren und zur Nachahmung anregen.
Kriterien Bei der Vergabe wird Wert gelegt auf Gestaltung des Baukörpers, Eigenständigkeit des Entwurfs, Einfügen des Baukörpers in den vorhandenen Bestand, Einfügen in die Landschaft, umweltschonendes und energiesparendes Bauen, fachgerechte Erhaltung und Modernisierung, Erhalt historischer Details und Bausubstanz, denkmalgerechte Sanierung sowie Einfügen eines Anbaus an ein historisches Gebäude.