Ein Förderprogramm des Bundes eröffnet Langzeitarbeitslosen auch im Landkreis Lichtenfels Chancen.
Langzeitarbeitslose finden oft nur sehr schwer Zugang zum Arbeitsmarkt. Eine Erfahrung, die auch Matthias Muche aus Lichtenfels machen musste. Nach einem Unfall schulte der gelernte Maurer von 2002 bis 2004 zum Fachinformatiker für Systemintegration um. Danach begann, trotz 200 bis 300 Bewerbungen, die Arbeitslosigkeit.
"Das größte Handicap war meine mangelnde Berufserfahrung", erinnert sich Matthias Muche. Mit der Teilnahme am neuaufgelegten ESF-Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose bot sich für den Lichtenfelser die Chance wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Seit 1. Oktober ist Muche beim EDV Service Gerald Stangl im Pabstenweg beschäftigt und sichtlich zufrieden mit seinen Arbeitsplatz. "Ich wollte schon ewig in dem Job arbeiten", sagt er.
Hier sieht er seine berufliche Chance für die Zukunft.
Die Voraussetzung für eine Teilnahme am ESF-Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose war eine Bewerbung, an der auch das hiesige Jobcenter teilgenommen hat und ausgewählt wurde. Damit erhalten 36 Langzeitarbeitslose aus dem Bestand des Jobcenters eine Chance auf Wiedereingliederung ins Berufsleben. Das Programm unterscheidet zwischen Normalfällen, also Menschen die länger als zwei Jahre arbeitslos sind, und Intensivfällen. Darunter fallen alle, die länger als fünf Jahre ohne Beschäftigung sind.
Als Betriebsakquisiteurin des Jobcenters hat Nicole Neder die Aufgabe, motivierte Langzeitarbeitslose und Arbeitgeber zusammenzubringen. Die eigentliche Schwierigkeit sieht Neder darin, dass viele ihrer Klienten die Hoffnung auf eine Festanstellung abgeschrieben haben. "Viele geben sich auf und müssen zunächst motiviert werden", sagt sie.
Eine weitere Besonderheit des ESF-Bundesprogramms ist die Unterstützung durch einen Coach, der immer dann zur Stelle ist, wenn Probleme auftauchen. "Wichtig ist der Austausch, damit man möglichst schnell eingreifen kann", erklärt Melanie Müller vom Bildungsanbieter BDP Peters. Müller ist der Coach von Matthias Muche. Wie ihre Arbeit konkret aussieht, erklärt die Diplompädagogin anhand eines einfachen Beispiels. Zwar besitzt Matthias Muche einen Führerschein, verfügt aber über keinerlei Fahrpraxis. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Belieferung von Kunden oder das Abholen von Gegenständen. Nach Rücksprache mit Melanie Müller hat Matthias Muche dann vom Jobcenter einige Fahrstunden finanziert bekommen. "Das fand ich sehr hilfreich", erklärt Arbeitgeber Gerald Stangl.
Der Chef des EDV Service Stangl ist sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter, der bereits bei größeren Projekten mitgearbeitet hat und dabei auch neue Arbeitsbereiche kennenlernte. Wie beispielweise den Umzug der Computeranlage einer heimischen Firma.
Lohnkostenzuschuss
Geschätzte 10 000 Kabel mussten neu angeschlossen werden. Für den Einarbeitungsaufwand erhalten Arbeitgeber als Ausgleich einen Lohnkostenzuschuss von anfänglich 75 Prozent des Arbeitsentgelts.
Nach mehr als zehnjähriger Arbeitslosigkeit hat es Matthias Muche geschafft, seine Bewerbungshemmnisse abgebaut. Auch die vielen Bewerbungen gehören der Vergangenheit an. Für den Geschäftsführer des Jobcenters, Wolfgang Franz, ist Muche ein gutes Beispiel für eine gelungene Wiedereingliederung in das Arbeitsleben.
Ein Beispiel, das Vorbildfunktion haben könnte. Aus dem ESF-Bundesprogramm stehen allein für das Jobcenter Lichtenfels rund eine Million Euro zu Verfügung. Bundesweit sind es 885 Millionen Euro aus ESF und Eingliederungstitel.