Im Dezember hat Andreas Kümmert aus Gemünden am Main (Kreis Main-Spessart) die Castingshow "The Voice of Germany" gewonnen. Jetzt hat er sein Album "Here I am" veröffentlicht, seit Freitag ist er auf Deutschland-Tour. Am Samstag war er in der Stadthalle in Lichtenfels zu Gast.
"Ihr habt also alle am Samstagabend nichts Besseres zu tun, als hier zu sein? Ist das geil!" So begrüßt Andreas Kümmert sein Publikum in der Stadthalle Lichtenfels. Er scheint noch immer nicht so richtig fassen zu können, dass all die Aufmerksamkeit ihm gilt. Irgendwie ist er ja doch immer noch der nette junge Mann von nebenan, der mit seiner Gitarre durch die Clubs der Republik getingelt ist.
Allerdings hat sich da im vergangenen Jahr viel verändert. Von "The Voice of Germany" hatte sich Andreas bloß ein bisschen Publicity für seine Musik erhofft, nicht mehr. Dass er die Show gewinnt, war nicht geplant. Und seinen Sieg sieht Andreas auch immer noch zwiespältig: "Dass die Show meine Musik bekannt gemacht hat, ist natürlich toll. Aber dieses Rumgehype um die Kandidaten, dieser Druck durch die Verträge, dass man nicht dann aussteigen kann, wenn man will, das brauche ich gar nicht."
"Fans gehen vor Presse" Deswegen freut sich der 27-Jährige auch schon auf die nächste Voice-Staffel: "Da gibt's dann ne neue Show mit einem neuen Gewinner und der Hype um mich flacht ab." Darauf freut sich Andreas sichtlich, denn berühmt zu werden, war nie sein Ziel. Das merkt man auch sofort, wenn man sich mit ihm unterhält: Er will er selbst bleiben, sich nicht verstellen. Als während des Interviews Fans vorbei kommen und um ein Autogramm bitten, unterbricht er sofort das Gespräch: "Fans gehen vor Presse."
Wie wichtig Andreas Kümmert seine Fans sind, hat Thorsten Lessing am eigenen Leib erfahren dürfen. Der 45-Jährige hatte Karten für das Konzert gekauft und sich schon sehr darauf gefreut. "Aber dann musste ich mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus", erzählt der 45-Jährige aus Ebensfeld. Auf Andreas‘ Facebook-Seite bot er daraufhin die Karten an, schrieb, dass er nicht gehen könne und das Interessierte die Karten im Krankenhaus abholen könnten.
"Jannis, unser Bassist, hat daraufhin im Krankenhaus angerufen und gefragt, ob wir ihn mit einem Ständchen überraschen dürfen", sagt Andreas. "Ich stand gerade vor der Klinik, als Andreas und die Jungs aus dem Taxi gestiegen sind", so Lessing, "ich konnte es gar nicht glauben und dachte mir, ich kann ja wenigstens nach einem Autogramm fragen." Als er dann erfuhr, dass er der Grund für den Besuch der Musiker war, war der gebürtige Berliner völlig fassungslos. "Er hat sich in meinem Zimmer dann einfach hingesetzt und gespielt. Ich dachte die ganze Zeit, dass muss versteckte Kamera oder sowas sein."
Viel im Studio statt auf der Bühne Das war es aber nicht - nur ein Beweis dafür, wie wichtig Andreas seine Fans sind. Dass er in den vergangenen Monaten nur wenig live gespielt hat und mit der Albumproduktion beschäftigt war, war ihm unangenehm. "Sonst bin ich es ja gewohnt, viermal pro Woche irgendwo aufzutreten." Dieses Defizit kann der Vollblut-Musiker jetzt in den kommenden Wochen aufholen.
Und das tut er auch. In Lichtenfels spielt Andreas zwei Stunden lang, mit Leib und Seele. Einmal holt er spontan einen Zuschauer auf die Bühne, der für ihn Gitarre spielen darf. Einen Song singt er im Duett mit Jochen Thoma, dem Sänger seiner Vorband "Lick and a Promise". Beide kennen sich seit Jahren, haben schon oft gemeinsam Konzerte gegeben. Tragen jeweils Fan-T-Shirts des anderen. Und haben einmal vereinbart, dass der erste, der es schafft, eine deutschlandweite Tour zu machen, den anderen mitnimmt. Versprochen ist versprochen.
Als Andreas nach zwei Stunden von der Bühne geht, ist er fix und fertig. So fertig, dass die geplante und vom Publikum geforderte Zugabe - "Rocketman" - ausfallen muss. Genauso wie die anschließende Autogrammstunde im Foyer. Andreas selbst bedauert das vermutlich noch mehr als sein Publikum.
Dafür kann der 27-Jährige danach nach Hause. Am Sonntagabend macht seine Tour Halt in der Posthalle in Würzburg. Für Andreas ist es der letzte Besuch zu Hause für die nächsten Wochen. Was kommt danach? "Danach falle ich wahrscheinlich erst mal in ein Loch", sagt Andreas und schmunzelt. Aber er will auf einigen Festivals spielen, unter anderem beim "Umsonst und draußen" in Würzburg. Außerdem plant er im Herbst eine größere Pub- und Club-Tour. Eines ist sicher: Ruhig wird es so schnell nicht um den "Rocketman".
