Bis in die Nacht zum Mittwoch waren die Feuerwehren nach dem Austreten von Ammoniakgas in Lichtenfels im Einsatz. Messungen am Mittwochmorgen ergaben, dass keine Gesundheitsgefahr mehr besteht.
Der Feuerwehreinsatz, der am Dienstag gegen 13.30 Uhr begonnen hatte, zog sich bis in die Nacht hinein. Etwa um 1 Uhr wurde der Einsatz beendet, die Feuerwehrleute begannen mit dem Abbau. Der Ammoniakwert wurde bis dahin von der Feuerwehr so weit reduziert, dass der Keller für die Nacht versiegelt werden konnte, meldet die Polizei. Die Bewohner des Hauses konnten ihre Wohnungen für diese Nacht jedoch nicht mehr beziehen. Sie übernachteten anderswo.
Eine Messung am Mittwochvormittag ergab, dass die Räume oberhalb des Kellers gasfrei sind, sagt Kreisbrandinspektor Ottmar Jahn auf Anfrage dieser Zeitung. "So ein Gefahrguteinsatz ist keine Routine, denn so etwas haben wir relativ selten", fährt Jahn fort, der einer der ABC-Spezialisten der Landkreis-Feuerwehren ist. Die Herausforderung bei diesem Szenario sei gewesen, an das Kühlaggregat heranzukommen. Für die Feuerwehrleute mit Chemikalienschutzanzügen, doppelten Handschuhen und Atemschutzgerät war das in dem dunklen Keller nicht einfach.
Es sei gelungen, die Leckage abzudichten und den giftigen Stoff zu identifizieren. Das Ammoniak wurde abgesaugt und sofort mit Wasser niedergeschlagen, erklärt der KBI. Zwischendurch sei immer wieder gemessen worden, wie stark die Luft noch mit Ammoniak durchsetzt war.
Zum Einsatz kam die Dispo-Gruppe ABC, bestehend aus Kräften der Wehren Altenkunstadt, Michelau, Bad Staffelstein und Lichtenfels-Main. Diese Feuerwehren verfügen sowohl über die entsprechende ABC-Abwehrausrüstung als auch über ausgebildetes Personal.
Etwa 40 Feuerwehrleute im Kreis
Lichtenfels haben die ABC-Abwehr-Qualifikation, sagt Ottmar Jahn. Nach der Feuerwehrgrundausbildung folge die Schulung zum Atemschutzgeräteträger und erst dann die Qualifizierung zum Träger eines Chemikalienschutzanzugs. In Aufbaulehrgängen werden die Spezialisten stets auf dem neuesten Stand gehalten.
Oliver Schardt, Kreisbrandmeister für Gefahrgut, ist zufrieden mit dem Einsatz: "Es ist gut gelaufen, mit einer sauberen Struktur." Die Rettungssanitäter hätten die Gefahr sofort erkannt und dies umgehend an die Integrierte Leitstelle (ILS) gemeldet, so dass entsprechend nachalarmiert werden konnte.
Die Messungen seien eindeutig gewesen, so dass schnell bestimmt werden konnte, welches Gas es ist. Kontinuierlich seien während des Einsatzes die Werte in den Wohnungen des Hauses und auf den Straßen im Umkreis gemessen worden, sagt Oliver Schardt.
Der Kommandant der Lichtenfelser Feuerwehr, Andreas Lehe, der die Einsatzleitung hatte, ist ebenfalls zufrieden mit dem Ablauf dieser "Materialschlacht". Überrascht waren die Einsatzkräfte nach seinen Worten von der uralten Kühlanlage, zu deren Betrieb das Ammoniak einst gebraucht wurde.
Und wie lief es mit dem Verständnis der Bürger? Schließlich mussten die Lichtenfelser am Dienstag wegen der gesperrten Kreuzung Bamberger Straße/Am Stadtgraben/Bahnhofstraße bis hin zum Säumarkt von 13.30 bis 1 Uhr Umwegen in Kauf nehmen. Andreas Lehe sagt, die allermeisten hätten die Anweisungen der Absperrposten befolgt. Einige aber nicht: "Es gibt tatsächlich Menschen, die heben das Band hoch und gehen einfach weiter."
Nun muss ein Sachverständiger klären, ob und wie weit das Gebäude wieder bezogen werden kann. Dabei geht es ferner um die Schadensregulierung mit der Versicherung. Der Sachverständige ermittelt zudem, was im Kellerbereich des Hauses saniert werden muss.
Wie gefährlich ist Ammoniak?
Der Stoff
Ammoniak ist eine chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff. Es ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Unter wässrigen Bedingungen wirkt es als Base. Ammoniak ist eine der meistproduzierten Chemikalien und Grundstoff für die Produktion aller weiteren Stickstoffverbindungen. Der größte Teil des Ammoniaks wird zu Düngemitteln, insbesondere Harnstoff und Ammoniumsalzen, weiterverarbeitet.
Gesundheitsgefahr
Durch den unangenehmen Geruch, der schon bei niedrigen Konzentrationen wahrnehmbar ist, existiert eine Warnung, so dass Vergiftungsfälle mit Ammoniak selten sind. Gasförmiges Ammoniak kann vor allem über die Lungen aufgenommen werden. Dabei wirkt es durch Reaktion mit Feuchtigkeit stark ätzend auf die Schleimhäute. Auch die Augen werden durch die Einwirkung von Ammoniak stark geschädigt. Beim Einatmen hoher Konzentrationen ab etwa 1700 ppm besteht Lebensgefahr durch Schäden in den Atemwegen und Atemstillstand. wikipedia