Ein mobiler Anhänger soll der Flechtregion am Obermain noch mehr Gesicht verleihen. Aber es gibt Streit ums Geld und die Gestaltung. Jetzt muss der Lichtenfelser Stadtrat entscheiden.
Das Projekt "Mobile Flechtwerkstatt" nimmt langsam Formen an. Bei der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus und Wirtschaft am Montagabend im Rathaus informierte Manfred Rauh, Geschäftsführer des Vereins "Zentrum Europäische Flechtkultur" (ZEF).
Die "Mobile Flechtwerkstatt" soll zur Steigerung des Bekanntheitsgrades der Flechtregion am Obermain beitragen und als mobile touristische Attraktion dienen. Zur Realisierung des Projektes wurden bereits Gespräche mit Auwi Stübbe von der Fachhochschule Coburg geführt. "Die haben schon Ideen im Kopf", erläuterte Rauh.
Anhänger mit Modulen
Bei der "Mobilen Flechtwerkstatt" handelt es sich im Prinzip um einen Anhänger, der je nach Einsatzort mit entsprechenden Modulen bestückt wird. Die Kosten für Projekt bezifferte Rauh auf 211 000 Euro.
Davon entfallen auf Planung und Bau 119 000 Euro, weitere 19 000 Euro für Planung und Konzeption, 28 000 Euro für Öffentlichkeits- und Medienarbeit mit Internetpräsentation sowie weitere 45 000 Euro für Personaleinsatz und Nebenkosten. Rauh geht von einer 60-prozentigen Förderung aus. Die restlichen 40 Prozent teilen sich die Stadt Lichtenfels (acht Prozent), der Landkreis Lichtenfels (vier Prozent), die Oberfrankenstiftung (18 Prozent) und das ZEF (zehn Prozent).
Die Kosten in Höhe von 119 000 Euro für Planung und Bau des Anhängers sei nach Ansicht von Ausschussmitglied Roland Lowig (Wählervereinigung Leuchsental Jura) zu hoch gegriffen. Ein ausklappbarer Schankwagen ohne Schankmodul wäre kostengünstiger und würde sich auch entsprechend umbauen lassen, argumentierte Lowig.
"Wenn ich einen Ah-Effekt erreichen möchte, dann kann ich nicht mit einen ausrangierten Bieranhänger kommen", entgegnete Rauh. Entscheidend sei nicht der Anhänger, sondern das was oben draufkommt.
Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) gab zu bedenken, dass es sich bei der "Mobilen Flechtwerkstatt" nicht um einen Verkaufs- oder einen Infostand handeln soll, sondern um ein Projekt, das Emotionen und Lust zum Mitmachen wecken soll.
Frank Rubner (CSU) wollte das Thema nicht in öffentlicher Sitzung diskutiert wissen, sondern im nichtöffentlichen Teil, da es sich laut Tagesordnung nur um einen Sachstandsbericht handeln sollte. Ein entsprechender Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Ein Beschluss über einen Finanzierungsanteil in Höhe 20 000 Euro soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 9. November treffen. Der Förderantrag könnte dann im Dezember eingereicht werden.
Die "Mobile Flechtwerkstatt" könnte dann im nächsten Herbst auf Reisen gehen.
Stadtplätze mit Flechtwerk
Um das Thema Flechten geht es auch im Projekt "Stadtplätze". "Im Stadtgebiet gibt es markante Plätze für eine Gestaltung, die ins Auge fallen", erläuterte Rauh. Einer dieser Plätze wäre der Bahnhofsvorplatz, ein weiterer der Lichtenfelser Marktplatz. Wie Rauh weiter ausführte, liegt die Projektleitung in den Händen von Elisabeth Dicker, Fachlehrerin an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, die bereits erste Ideen entwickelt hat. Fundierte Entwürfe hofft Rauh in einigen Wochen vorstellen zu können.
Beim Korbmarkt waren sie der Renner, die Flechtkurse und Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene.
Auch die Sommerakademie Flechten in der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung erfreute sich über Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik. Das Interesse am Urhandwerk ist so groß, dass von Seiten der Stadt und des ZEF ein ganzjähriges Angebot an Flechtkursen und Workshops geplant ist. Heimische Flechterinnen und Flechter würden bei Bedarf gerne Kurse halten, nur mangele es ihnen oft an den geeigneten Räumlichkeiten, erläuterte Rauh in seinem Sachstandsbericht zum Konzept eines geplanten ganzjährigen Angebotes. Geplant sind ein- bis dreitägige Kurse zum Teil mit Übernachtungsmöglichkeiten sowie Einsteigerkurse und Weiterbildungskurse.
Eine weitere Möglichkeit wäre ein Gesamtpaket aus Flechtkursen mit Übernachtung und themenbezogenen Rahmenprogramm wie beispielsweise Stadtführungen oder eine Wanderung entlang des Pfad der Flechtkultur.
Entsprechende Räumlichkeiten wurden laut Bürgermeister Hügerich schon ins Auge gefasst.
Citymanager Steffen Hofmann gab einen Ausblick auf die geplanten Veranstaltungen des Citymanagements im Jahr 2016. Anlässlich des 500. Jahrestag des Deutschen Reinheitsgebots findet am 24. April ein Brauereifest auf dem Lichtenfelser Marktplatz statt. Im Mai ist ein Kindererlebnistag geplant. Zur Fußball-Europameisterschaft wird es am Lichtenfelser Marktplatz wieder Public Viewing geben. Die sechste Auflage des Flechtkulturlaufs findet am 18. Juni statt und der Kinosommer wird im August wieder zahlreiche Filmbegeisterte auf dem Lichtenfelser Marktplatz locken. Nach dem Erfolg des ersten Lichtenfelser Dämmerschoppens in diesem Jahr ist im Oktober 2016 eine Neuauflage geplant.
Märchenwald wird verschoben
In wenigen Wochen ist es wieder soweit, dann öffnet der Märchenwald seine Türen und dreht die Märcheneisenbahn wieder Runde um Runde. Bedingt durch die Baustelle am Rathaus verschiebt sich der Märchenwald und einige Stände mehr in Richtung Marktplatz, teilte Bürgermeister Hügerich mit. Freuen dürfen sich die Kinder auf eine Neuerung. Auch die Fensteröffnungen an den vier Adventssamstagen wird es wieder geben, wenn auch das Rathaus dafür heuer nicht zur Verfügung steht. "Da wird noch ein passendes Objekt gesucht", versprach der Bürgermeister.