Zur Krumba in Willmersreuth ticken die Uhren anders: Da haben die Bratwürste plötzlich sechs Zipfel, und die "Spießlesregger" machen reichlich Beute.
"Woschdfohrer" oder "Spießlesregger" sind in Zeiten, in denen frische Siedwürste beim Metzger fast immer verfügbar sind, eigentlich längst ausgestorben. Doch einmal im Jahr - zur "Krumba" - lässt der Verein zur Förderung der Heimatpflege IG Willmersreuth das alte Brauchtum wieder aufleben.
Die "Krumba" ist ein altes Hausschlachtfest, das jedes Jahr am Sonntag nach Christi Himmelfahrt gefeiert wird. Bis heute allerdings ist unklar, ob der Begriff von den "krummen Beinen der Sau", die geschlachtet wird, oder von den krummen Touren der Woschdfohrer stammt. Fest steht: Früher hatte das "Wurstfahren" eine soziale Funktion. Denn so wurden auch Bürger, die selbst nicht schlachten konnten, mit guten Bissen bedacht.
Gleich zwölf Jugendliche aus Willmersreuth haben sich in diesem Jahr zur Woschdfohrer-Gruppe zusammengeschlossen.
Mit Kittelschürzen, traditioneller bäuerlicher Kleidung und rußgeschwärzten Gesichtern kommen sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf den Platz am Dorfhaus und fordern ihren "Krumba"-Anteil. Rainer Eichner mit seinem Akkordeon führt den Zug an. Die Gäste werden von den Woschdfohrern geschwärzt. Das gehört dazu.
Die Wirtsleute Tanja Sagner und Markus Kaiser lassen sich nicht lumpen. Sie rücken gerne einen großen Topf Wurstbrühe heraus und stellen ihn auf die Trage der Woschdfohrer, stecken dutzendweise Presssack und Siedwürste an die Stecken, die ihnen die "Spießlesregger" entgegenhalten.
"Wemme unner Krumba hom und des Säula schlochtn dom, gibds a Schipf und Fleisch und Werschd, do leb ich wie a gruußer Ferschd", bedanken sich die Woschdfohrer lautstark und ziehen mit ihrer Beute zufrieden von dannen.
Bei der Krumba 2016 in Willmersreuth, die heute Abend ausklingt, gibt es aber
noch ganz andere Spezialitäten: Da haben die Bratwürste in Willmersreuth sechs Zipfel und sehen aus wie ein Stern, erläutert Bratwurst-Brater Dietmar Hensel. "Und Krumba-Pralinen haben wir neben all den anderen typischen Spezialitäten in diesem Jahr auch", sagt Horst Gellerer und zeigt handgemachte, süße Spezialitäten, die perfekt zum Muttertag passen.
Doch im Mittelpunkt stehen natürlich die typischen Krumba-Spezialitäten vom Schwein. Horst Gellerer ist seit vielen Jahren für die "Sau am Spieß" zuständig. Heuer bringt sie 68 Kilo auf die Waage. "Des is a scheens Säula. Das macht doch Spaß", sagt Gellerer, der noch lange am Drehspieß stehen will. Denn in einem Punkt sind sich alle Willmersreuther einig: Die Krumba ist etwas ganz Besonderes, und ein bisschen bäuerliche Traditions- und Brauchtumspflege gehören zum Landleben auch im 21. Jahrhundert noch dazu.