Auf der Homepage des Umwelt-Landesamtes kann man sich einen Überblick über das Thema Wolf in Bayern verschaffen. So wird dort auch Buch geführt über die Sichtungen und nachgewiesenen Fälle. "Seit 2006 konnten in Bayern mehrfach einzelne Wölfe nachgewiesen werden. In der Regel sind dies einzelne durchwandernde Tiere, die ihre Elternrudel entweder aus dem süd-westlichen Alpenbogen oder aus Polen und Nord-Ost-Deutschland verlassen haben. Darüber hinaus gibt es in Bayern in fünf Regionen standorttreue Wölfe", heißt es auf der LfU-Homepage. Das sind der Bayerische Wald, der Veldensteiner Forst, der Truppenübungsplatz Grafenwöhr, die Rhön und der Manteler Forst. Zwar gibt es beim Wolfs-Monitoring bisher keinen Kulmbacher Fall, aber gesicherte Nachweise aus den Nachbarlandkreisen sind auf der LfU-Homepage aufgeführt. So für den 1. Mai in Bayreuth (Fotobeweis), für den 2. Januar in Hof (Speichelprobe) und für den 28. Dezember in Kronach (Foto).
"Ich bin keine Wolfsgegnerin", sagt Silke Settmacher, die sich selbst im Tierschutz engagiert. Aber sie wüsste schon gern, welches Tier ihr Pony Carlos so zugerichtet hat, und findet, dass man offen mit dem Thema Wolf umgehen sollte. Zumindest sollten alle Tierbesitzer informiert werden, meint sie, damit sie sich um entsprechende Schutzmaßnahmen für ihre Freilandhaltung kümmern können - egal ob nun ein wildernder Hund oder ein Wolf sein Unwesen in der Gegend treibt.
Tipps für die Begegnung mit einem Wolf
Der Wolf reagiert auf den Anblick von Menschen vorsichtig, aber er ergreift nicht immer sofort die Flucht. Oft zieht sich das Tier langsam und gelassen zurück. Falls doch eine Begegnung stattfinden sollte, sind folgende Regeln zu beachten:
- Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
- Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen anleinen und nahe bei sich behalten.
- Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig bemerkbar.
- Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
- Füttern Sie niemals Wölfe - die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.
Zäune und Herdenhunde zum Schutz
Der Wolf nutzt die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung. Deshalb müssen vor allem Schafe, Ziegen, Kälber und Pferde auf Weiden und Koppeln geschützt werden. "Wolfszäune sind auf jeden Fall ein Thema", sagt Frank Schenkel von "Frankenstall" aus Welschenkahl. Der Stall-, Hallen- und Zaunbauer hat entsprechende Elektro-Weidezäune im Landkreis Bayreuth schon errichtet, in Kulmbach noch nicht. Der Landkreis Kulmbach gehört allerdings auch nicht zum staatlich festgelegten Weideschutzgebiet, das sich laut Schenkel in einem bestimmten Umkreis rund um Grafenwöhr erstreckt. In diesem Bereich mit nachgewiesenem Wolfsvorkommen bekommen die Weidehalter vom Staat finanzielle Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms "Herdenschutz Wolf". Beispielsweise werden damit die Kosten für den Bau von wolfssicheren Zäunen oder die Anschaffung von mobilen Ställen zu 100 Prozent übernommen.
Einer, der so einen Wolfszaun gebaut und einen entsprechenden Förderantrag gestellt hat, ist Norbert Böhmer, der in Plankenfels (Landkreis Bayreuth) eine Muttertierhaltung mit Direktvermarktung betreibt. Seit 2009 hat er immer wieder gerissene Kälber in seinem Bestand. Beim ersten getöteten Kalb ging er noch von einem wildernden Hund aus - kurz danach sah der Jagdpächter einen Wolf - , die anderen Kälber seien nach und nach einfach verschwunden, lediglich Leichenteile seien dann später in den umliegenden Wäldern aufgetaucht. Einen Abstrich der Bissstellen mit anschließender Untersuchung auf Wolfs-DNA habe es aus diesen Gründen nie gegeben.
Norbert Böhmer ist sich sicher, dass er "mitten drin" lebt im Wolfsgebiet. Neben dem Zaun setzt er deshalb für die Sicherheit seiner Weidetiere zusätzlich noch auf Herdenschutzhunde.