Möglicherweise sind die Tage des Brauereigasthofes "Schwarzes Roß" gezählt.
Das "Schwarze Roß" ist von städtebaulich hoher Bedeutsamkeit für den Markt Kasendorf. "Inmitten des Ortskernes und direkt gegenüber dem Rathaus gelegen, stellt es ein optisches Aushängeschild für den gesamten Ort dar. Durch den aktuellen Bauzustand des Gebäudes wirkt sich dies negativ auf das Ortsbild aus, was eine Herabsetzung der Wohn- und Lebensqualität für das gesamte umliegende Gebiet mit sich bringt", so die Ausführungen des Planungsbüros IPU, die im Rahmen des integrierten interkommunalen städtebaulichen Entwicklungskonzeptes erstellt worden sind.
Weil aber das "Schwarze Roß" seit Jahren leersteht, hat es seine Funktion als Gasthaus, Brauerei und Herberge gänzlich verloren. Momentan wird nur das Erdgeschoss genutzt - vom CVJM. "Der Bauzustand des Gebäudes ist gegenwärtig sehr schlecht.
Die Kellergewölbe brechen ein, im Dachboden sind Schäden durch Feuchtigkeit zu verzeichnen und die Innenausstattung ist seit Jahren vernachlässigt und heruntergekommen", konstatiert das Planungsbüro IPU.
Drei Möglichkeiten
Wertfrei stellen die Planer drei Möglichkeiten dar. Eine Komplettsanierung würde rund 4,366 Millionen Euro verschlingen - nur nach Richtwerten gerechnet. Es müssten umfangreiche Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im zwei-etagigen Gewölbekeller durchgeführt werden. Sie sind in der ersten vorsichtigen Kalkulation mit 250 000 Euro angesetzt. Doch schon im ersten Entwurf merken die Planer an, dass eine Komplettsanierung keine verträgliche Lösung sei.
Denn Krux ist, dass das Schwarze Roß eine Nettogrundfläche von 900 Quadratmetern vorweise - "enorm viel Flächenpotential für verschiedene Nutzungen zum Wohle der Allgemeinheit", konstatierte das Planungsbüro.
Deshalb gibt es noch zwei weitere - zukunftsträchtige - Variationen. Das "Schwarze Roß" könnte umgebaut werden - und beispielsweise die Frontfassade und Teile des Fundamentes erhalten bleiben. Möglicherweise könnten im Erdgeschoss eine Sozialstation und Gemeindebedarfsräume für den CVJM und die Demenzgruppen untergebracht werden. Im Obergeschoss wäre Platz für einen weiteren Teil der Sozialstation sowie für Wohnungen. Und auch im Dachgeschoss könnten noch Wohnungen entstehen. Durch solch einen Umbau könnte die Fläche beispielsweise auf 663 Quadratmeter reduziert werden, bei Kosten von 1,345 Millionen Euro.
Bei der Umbauvariante würde der Düllsall bis auf eine kniehohe Mauer an der Straßenfront komplett rückgebaut. Die Beibehaltung der städtebaulichen Kanten soll an dieser Stelle durch eine adäquate Ersatzpflanzung realisiert werden.
Eine weitere Variante wäre ein kompletter Neubau. Dabei würde die gesamte Kubatur des "Schwarzen Rosses" wiederhergestellt werden. "Durch diese Lösung könnte eine sinnvolle städtebauliche Ordnung beibehalten oder wiederhergestellt werden. Mit dieser Variante wird man dem Bedarf nach geforderten Nutzungen gerecht, Teile des Denkmales bleiben beibehalten", erklärt das Konzept. Das Planungsbüro aus Erfurt kommt zum Fazit, dass die Varianten Umbau und Neubaustädtebaulich und denkmalschutztechnisch verträgliche Lösungen seien.
Außerdem verursachen diese beiden Varianten deutlich weniger Kosten als eine Komplettsanierung.
Die Marktgemeinderäte nahmen die Konzeption zur Kenntnis und erteilten einstimmig den Auftrag, diese Konzeptionen weiter zu verfolgen. Die Verwaltung wurde beauftragt zu klären, inwieweit die Städtebauförderung für diese beiden Varianten greift. Bürgermeister Bernd Steinhäuser gab zu bedenken, dass die Reduzierung der Nutzfläche für den Markt eine enorme Erleichterung bedeuten würde. Allerdings ist schon im Vorfeld klar, dass alle Gebäudeteile, die später einer rentierlichen Nutzung zugeführt werden (Wohnungen) von der Förderung ausgenommen sind. "Aber wenn wir insgesamt auf eine Förderung von 40 Prozent kommen, ist das auch schon gut", konstatierte Steinhäuser.