Windpark-Bau: Kirchleus kriegt den Schwerverkehr ab

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Auf der Kirchleuser Platte und bei der Ortschaft Hain soll ein Wald von Windrädern entstehen: mit zwölf 200-Meter-Anlagen. Über die Genehmigung entscheiden die Landratsämter Kulmbach und Kronach. Eine Bestandsaufnahme.

Ein Wald von Windrädern ist auf der Kirchleuser Platte und im Bereich des benachbarten Spitzbergs geplant. Wenn alle zwölf 200 Meter hohen Anlagen genehmigt werden, wird sich das Landschaftsbild dort nachhaltig verändern.

Dabei wissen die Investoren: Alle Wege führen über Kirchleus, um den Schwerverkehr mit den Bauteilen auf den Berg raufzubringen und um den Baustellenverkehr abzuwickeln.

Im Dreiländereck, wo die Landkreise Kulmbach, Kronach und Lichtenfels zusammentreffen, sind in den Regionalplänen Oberfranken Ost und West drei Windkraft-Vorranggebiete ausgewiesen: Hain-Ost (Kronach) sowie Schimmendorf-Nord und Schimmendorf-Nordost (Kulmbach).

Im Hinterzimmer
Die Bauanträge der Investoren liegen seit Dezember bei den Landratsämtern Kulmbach und Kronach, die ein aufwendiges Genehmigungsverfahren durchzuführen haben.
Auf Kulmbacher Seite plant die Firma Windpark Schimmendorf GmbH + Co KG den Bau von sieben Windrädern. Dabei lassen sich die örtlichen Grundbesitzer und der Investor GP Joule, eine deutschlandweit auf dem Feld der erneuerbaren Energien tätige Firma, ungern in die Karten blicken. Die jahrelangen Vorbereitungen sind im Hinterzimmer abgelaufen. Eine öffentliche Versammlung, um die Bevölkerung zu informieren, hat bisher nicht stattgefunden.

Doch so viel ist klar: In Schimmendorf-Nord (Nähe Samelstein) sind zwei 200-Meter-Anlagen vorgesehen, gegenüber in Schimmendorf Nordost - getrennt durch die Kreisstraße KU 33 - fünf. Die Erschließung soll über eine Zufahrt erfolgen, die in der Nähe des Kirchleuser Friedhofs von der Bundesstraße 85 abzweigt und nach Oberdornlach führt.

Allerdings ist man bei GP Joule offen für eine gemeinsame Lösung mit dem Investor, der auf Kronacher Seite bei Hain fünf - in der Bevölkerung höchst umstrittene - Windkraftanlagen bauen will. "Wir befinden uns noch in der Genehmigungsphase und wissen nicht, wie es ausgeht. Aber es ist sinnvoll, wenn es eine andere Erschließungsstraße gibt, diese auch mitzunutzen. Es geht darum, die Kosten und die landschaftlichen Eingriffe zu minimieren", so der GP-Joule-Sprecher.

Er meint die Zufahrt, die die MVV Energie AG für Hain-Ost plant. Der Mannheimer Konzern - mit 5500 Beschäftigten und über vier Milliarden Euro Jahresumsatz eines der führenden Unternehmen der Branche - will seine Baustellen am Reinberg und am Spitzberg zwischen Hain (Gemeinde Küps) und Wildenberg (Weißenbrunn) über eine Erschließungsstraße von der B 85 - vorbei am Kirchleuser Steinbruch und am Samelstein - erreichen.
"Wir haben gewissenhaft und sorgfältig verschiedene Varianten der Zufahrt zum geplanten Windpark geprüft, selbstverständlich auch hinsichtlich der Straßenverhältnisse vor Ort. Derzeit sehen unsere Planungen eine Zufahrt über die B 85 in Höhe des Steinbruchs vor. Für alternative Zuwegungen, auch gemeinsame, sind wir offen, sofern sie sich als machbar erweisen", erklärt dazu eine Konzernsprecherin.

Von Kronacher Seite ist eine Zufahrt nicht möglich. Die Bauteile kommen auf der Autobahn bis zur Abfahrt Neudrossenfeld und werden auf der B 85 weitertransportiert - durch Kulmbach und bis Kirchleus.

Der Ort an der Landkreisgrenze zu Kronach kriegt in jedem Fall den Schwerverkehr ab. Und der ist nicht ohne. Pro Windrad sind zehn überlange oder überbreite Schwertransporte notwendig, teilweise nachts und mit Polizeibegleitung - insgesamt also 120. Bei den modernen Schwachwindanlagen vom Typ Nordex mit einer Nabenhöhe von 140 Metern stellt der Transport der 60 Meter langen Rotorblätter die größte Herausforderung dar.
Dazu kommen noch der Transport der Baukräne sowie der Baustellenverkehr. Immerhin müssen pro Windrad zirka 1100 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert und abgefahren werden. Im Gegenzug bringen jeweils 200 Betonmischer das Material für die Fundamente.

Kerwa in Hain abgesagt
Im Landratsamt Kronach geht man davon aus, dass ein Bescheid für Hain-Ost im nächsten Vierteljahr rausgehen wird. Die Entscheidung verzögert sich durch den Beschluss des Marktes Küps, das gemeindliche Einvernehmen nicht zu erteilen. Es ist nun eine genaue Prüfung der Gründe erforderlich. Offenbar waren die Küpser Gemeinderäte bei ihrer ablehnenden Stellungnahme stark beeindruckt vom Protest aus den Ortsteilen Hain und Weides. Dort geht das Zerwürfnis in der Bevölkerung inzwischen so weit, dass am vergangenen Wochenende die Kerwa abgesagt worden ist.

Verzögerungen gibt es auch am Landratsamt Kulmbach. Hier hat die Stadt Kulmbach ebenfalls ihr Einvernehmen verweigert. Außerdem muss naturschutzfachlich geprüft werden, ob und wo der Schwarzstorch (Bild) vorkommt. Jagdpächter Erwin Passing beobachtet "seit zehn bis zwölf Jahren" im Bereich Ober-/Unterdornlach und Kirchleuser Platte den geschützten Vogel. Im Schimmendorfer Revier sind laut Jäger Raimund Nagel dagegen Uhu, Gabelweihe und Wachtel anzutreffen.

Es geht um den Schwarzstorch
Bis Herbst rechnet das Landratsamt Kulmbach - so oder so - mit dem Abschluss der beiden Schimmendorfer Verfahren. Derzeit fehlen noch Unterlagen von Fachbehörden, unter anderem die Nachkartierungen des Naturschutzes zum Schwarzstorch und seinen Flugrouten und die artenschutzrechtliche Bewertung. Einzelheiten dazu sind aktuell nicht zu erfahren - aber es wäre nicht das erste Mal, dass der Schwarzstorch die Windkraft ausbremst.