Was passiert, wenn der Stromlieferant pleite ist?

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Was passiert, wenn plötzlich der Stromlieferant keinen Strom mehr liefert?Symbolbild: Marcus Brandt/dpa
Was passiert, wenn plötzlich der Stromlieferant keinen Strom mehr liefert?Symbolbild: Marcus Brandt/dpa

Die Lichter gingen zwar bei keinem aus, aber über 50 000 Kunden waren von der Pleite der Deutschen Energie GmbH (DEG) betroffen - auch der Markt Mainleus.

50 000 Kunden - diese Zahl nennt zumindest der Bundesverband der Energieabnehmer. Die DEG ging Ende vergangenen Jahres in Insolvenz. Ein Abnehmer von DEG-Strom war auch der Markt Mainleus.

"Wir waren betroffen", bestätigt Bauamtsleiter Hans-Georg Busch, der von einem Novum spricht. Nun müsse sich die Gemeinde einen neuen Versorger suchen. Wer das wird, entscheide der Gemeinderat.

Bis dahin muss sich aber niemand Sorgen machen, dass die kommunalen Lichter dunkel bleiben. Denn mit der Insolvenz greift eine Ersatzversorgung durch einen Anbieter vor Ort (das gilt auch, wenn private Haushalte von so einer Insolvenz betroffen sind). Der Ersatz kommt aber teurer. "Wir haben uns deshalb schon zwei, drei Tage nach der Nachricht mit neuen Anbietern auseinandergesetzt", so Busch. Man versuche, im nächsten Monat einen neuen Versorger zu haben. Zahlen nennt Busch zwar nicht, er schließt einen größeren Verlust durch die Notversorgung aber aus. "Das wird uns nicht in den Ruin führen."

Welchen Anbieter Mainleus wählen wird, das kann Busch nicht sagen. Als großen Vorteil eines lokalen Lieferanten wie die Stadtwerke Kulmbach oder die Eon nennt er die direkten Kontakte. Man kenne sich, Probleme seien schnell per Telefon zu klären. Bei einem Anbieter wie der DEG lande man bei einem Herrn X oder Frau Y am Telefon.

Mainleus hat im Gegensatz zu den meisten Gemeinden den Stromanbieter selbst ausgesucht. Häufige Praxis bei den Kommunen im Landkreis ist es, an sogenannten Strombündelausschreibungen teilzunehmen. Die führt der Bayerische Gemeindetag in Kooperation mit der Kubus GmbH für die bayerischen Kommunen und Zweckverbände durch, erklärt der Kulmbacher Kreisvorsitzende des Gemeindetags, Gerhard Schneider, zugleich Bürgermeister von Himmelkron. Dass einmal ein Stromlieferant insolvent gehen kann, ist laut Schneider nie ganz auszuschließen. "Da steckt man nicht drin."

Bis auf Mainleus sind im Landkreis Kulmbach keine weiteren Städte und Gemeinden von der DEG-Pleite betroffen. Fast hätte es aber Marktleugast erwischt. Denn die Frankenwald-Gemeinde hatte bis 31. Dezember 2018 einen Vertrag mit der DEG. "Seit 1. Januar haben wir einen neuen Lieferanten", erklärt Norbert Taig von der Liegenschaftsverwaltung des Marktes. Der Wechsel zu dem anderen Anbieter sei nach einer turnusgemäßen Ausschreibung erfolgt, von der Insolvenz der DEG habe man gar nichts mitbekommen.

Die Stadtwerke Kulmbach - selbst Energielieferant - haben dagegen von der Insolvenz der DEG gewusst und einen großen Vorteil gegenüber solchen Mitbewerbern: "Wir können nicht pleitegehen, weil wir zu 100 Prozent Eigentum der Stadt sind. Das ist ein Herausstellungsmerkmal", betont Werkleiter Stephan Pröschold. Das ist aber nicht der einzige Vorteil, den er sieht: "Wir haben als ortsansässiges Unternehmen natürlich Mitarbeiter aus der Region, die den Kunden bekannt sind. Das ist ein ganz anderes Vertrauensverhältnis als in einem Call-Center anzurufen mit langen Telefon-Warteschleifen und immer anderen Ansprechpartnern."

Und: Das Geld, das mit dem Verkauf von Strom und Gas gewonnen wird, wird wieder in die Region investiert, betont Pröschold und nennt an erster Stelle Freizeiteinrichtungen wie die Schwimmbäder und die Eisbahn. "Andere schütten Dividenden an ihre Aktionäre aus."

Rund 5500 Gaskunden (von 6200 möglichen Anschlüssen) haben die Stadtwerke und 7000 Stromkunden (von 18 000). Für Pröschold keine schlechte Quote, zumal die Stadtwerke erst seit zwei Jahren als Energielieferant am Markt sind. Bislang ist von den Gemeinden im Landkreis nur Marktschorgast Kunde. Das könnte sich aber ändern, hofft Stephan Pröschold. Denn viele Kommunen hätten noch laufende Verträge und würden überlegen, nach deren Ablauf eine lokale Lösung zu suchen. "Natürlich muss da auch der Preis passen", so Pröschold.

So kommen Gemeinden an ihre Stromlieferanten

Ausschreibung Der Bayerische Gemeindetag führt in Kooperation mit der Kubus GmbH die Strombündelausschreibungen für viele Kommunen durch.

Beratung Die Kubus Kommunalberatung und Service GmbH ist ein Unternehmen kommunaler Spitzenverbände. Sie hat den Auftrag, für Kommunen und deren Einrichtungen unabhängige Beratungsleistungen und Servicedienste zu erbringen. Dazu zählen die Ausschreibung und der Abschluss rechtssicherer Lieferverträge für Strom und/oder Erdgas.

Ziel Das Ziel der Gesellschaft ist es, durch die Bündelausschreibung günstige Strombezugspreise für die öffentlichen Auftragsgeber zu erreichen.

Stadtwerke Die Stadtwerke Kulmbach sind erst seit 1. Januar 2017 als Stromanbieter auf dem Markt. Sie beteiligen sich jedoch nicht an den Ausschreibungen des Gemeindetags, weil sie sich auf die Region konzentrieren wollen.

Kommenrtar

So kann das gehen, wenn man um jeden Pfennig (oder Cent) fuchst: Der Markt Mainleus ist einer von 50 000 betroffenen Kunden des pleitegegangenen Stromanbieters Deutsche Energie GmbH.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen: Klar ist es wichtig, aufs Geld zu achten. Das gilt für Privatleute wie für Unternehmen und Kommunen. Aber manchmal ist es vielleicht doch besser, einmal ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen und nicht am falschen Ende zu sparen. Zum Beispiel bei der Wahl des Stromanbieters.

Mal Hand aufs Herz: Wer hat denn schon einmal von der Deutsche Energie GmbH (DEG) gehört? Vermutlich die wenigsten. Anders sieht es da bei den großen Anbietern aus. Namen wie Eon beziehungsweise Bayernwerk oder Stadtwerke dürften jedem schon einmal untergekommen sein. Und bei denen ist man als Kunde auf einer (relativ) sicheren Seite. Neben der Versorgungssicherheit gibt es persönlichen die Verbindungen vor Ort dazu. Und das hat halt alles seinen Preis.

Was für den Strom gilt, gilt übrigens auch für viele andere Dinge des täglichen Lebens. Zum Beispiel den Handytarif. Was nutzt beispielsweise die billigste Flatrate fürs Telefonieren und Surfen, wenn dafür die Netzabdeckung schlecht ist? Richtig: Nix.

Oder der vermeintlich günstige, große Flachbild-Fernseher, wenn Bild und Ton schlecht sind. Da ärgert man sich über jeden Euro, den man dafür ausgegeben hat.

Und was lernen wir aus den genannten Beispielen? Hier wie da gilt: Kaufst du billig, hast du billig.