Was macht eigentlich... Dietmar Hofmann? Ein Jahr nach seiner Wahlniederlage genießt Thurnaus Ex-Bürgermeister wieder gewonnenene Freiheiten, unter anderem fürs Kegeln, Theaterspiel - und die Hühnerzucht.
Der schwarz-rote Vogelkasten am Apfelbaum schaukelt im Frühlingswind. 1.FCN steht in Weiß unter dem Einflugloch, das eine Blaumeise umflattert. Wie passend: Wer Club-Fan ist, der muss eine Meise haben. "Und grenzenlose Leidensfähigkeit, die hilft auch in der Kommunalpolitik", fügt Dietmar Hofmann lächelnd hinzu, als er an der Nisthilfe dreht, während zu Füßen des 51-Jährigen aus Eiern gezogene Zwerghühner der Rasse
Bantam gesperbert scharren (gesperbert wegen des Federkleids, das von der Musterung an den Greifvogel erinnert).
Vogelwild geht es zu auf dem Grundstück von Dietmar und Andrea Hofmann in der Dr.-Hans-Pollmann-Straße 7 - sehr viel ruhiger hingegen im Leben des Ex-Bürgermeisters und seiner Frau. "Sich einmal abends hinsetzen und mit der Familie gemeinsam in Ruhe essen, das war zu Amtszeiten undenkbar, der Terminkalender war pickepackevoll." Termine hat Dietmar Hofmann immer noch viele - schon allein deswegen, weil er Mitglied in zahlreichen Vereinen ist. "Aber jetzt kann ich mir die Dinge genauer aussuchen und auch einmal Nein sagen."
Begeisterter Hobby-Schauspieler Ja sagt der 51-Jährige zu seiner großen Leidenschaft Theaterspiel. Auf die Rolle als jugendlicher Liebhaber scheint er abonniert zu sein bei den "Berndorfer Kirchenmäusen". Prompt verkörpert er auch in der aktuellen Krimikomödie "Ein gewöhnliches Wochenende" die Hauptrolle des (in diesem Fall verhinderten) Gigolo, dem das geplante Schäferstündchen mit der Geliebten durch die Ehefrau und ein Gaunerduo gehörig versalzen wird. "Jetzt kann ich mich auch zeitlich wieder voll in die Probenarbeit reinknien."
Reinknien will sich der Thurnauer zudem in seine Lieblingssportart mit der Kugel und den neun Kegeln. "Ich habe über Jahre das Training aus Zeitgründen vernachlässigt und meinen einst passablen Kegelschnitt dadurch ganz schön versaut. Das soll sich ändern."
Als Kicker "minder begabt" Nur tatenlos am Spielfeldrand zusehen kann Dietmar Hofmann, wenn sein geliebter "Club" in der 2. Bundesliga rumstakst. "Manchmal mag man es nicht mit angucken", kommentiert er kurz und knapp die aktuelle Situation. Als Fußballer war Dietmar Hofmann selber, wie er einräumt, "minder begabt und habe das auch früh eingesehen". Aber bei seinem Heimatverein, dem TSV Thurnau, kann er immerhin als Mitglied im Vorstand die Geschicke ein Stück weit mitbestimmen.
Mitbestimmung - die ist ihm weiterhin in der Kommunalpolitik wichtig. 14 Monate ist es her, dass er in der Stichwahl gegen seinen CSU-Herausforderer Martin Bernreuther unterlag. "Ich komme gut mit ihm aus und habe keine persönlichen Probleme mit Martin", sagt der alte über den neuen Rathauschef - und wird kurz wehmütig: "Eine zweite Amtszeit wäre schön gewesen. Es sind viele Entwicklungen angeschoben worden, deren Fertigstellung ich gern noch als Bürgermeister mitgestaltet hätte."
Es habe für ihn nie zur Disposition gestanden, nach der Niederlage auch sein Amt als Gemeinderat für die SPD/Offene Liste niederzulegen. "Ich habe die meisten Stimmen aller Kandidaten erhalten, ich sehe das als Auftrag der Bürger, und den Auftrag erfülle ich." Nach den Jahren an der Gemeindespitze, aber auch im Gremium empfinde er "allergrößten Respekt für jeden, der für ein politisches Amt zur Verfügung steht, auch ein ehrenamtliches". Man brauche ein dickes Fell, sagt der 51-Jährige, "weil bisweilen jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird".
Wie er sich selber einschätzt? "Es hilft ungemein, sich selber nicht allzu wichtig zu nehmen und sein Umfeld als den Nabel der Welt zu betrachten. Es gibt Vorfälle, die helfen mir beim Einnorden. Wenn ich an die Atomkatastrophe von Fukushima denke, dann frage ich mich manchmal schon, vor welchem Hintergrund sich mancher in Debatten verrennt wegen vergleichsweiser Kinkerlitzchen vor unserer Haustür."
Journalist in Bamberg Sich über das lokale und überregionale Geschehen auf dem Laufenden halten: Dieses Faible hat nicht zuletzt mit Dietmar Hofmanns Beruf zu tun. Als Journalist ist er mittlerweile seit fast 30 Jahren im Geschäft; in den Jahren als Bürgermeister reduzierte er auf Teilzeit, reduzierte er auf Teilzeit, war zwei Tage die Woche in der BR-Lokalredaktion. Seit März ist er wieder in Vollzeit, allerdings hat sich dadurch das Betätigungsfeld des 51-Jährigen verlagert: Er arbeitet nun für die gesamte Mediengruppe Oberfranken, gestaltet als Blattmacher in der Bamberger Zentralredaktion auch Zeitungsseiten anderer Lokalausgaben.
Wenn er abschalten will, was macht Dietmar Hofmann? Genau: Er wirft den Rasenmäher an. "Auf unserem Grundstück bin ich da gut zwei Stunden beschäftigt. Das monotone Rattern des Motors versetzt mich in eine andere Welt. Da bin ich völlig losgelöst und vergesse alles um mich herum." Fast alles: Er bremst in jedem Fall für Tiere, in seinem Fall Hühner.