Wann hat das Warten ein Ende?

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Im Wohnblock an der Hermann-Limmer-Straße stehen die meisten Wohnung leer. Der Gebäudekomplex soll neuen, barrierefreien Wohnungen weichen. Wann das passiert? Darüber schweigt sich die Baugenossenschaft Kulmbach aus. Foto: Katrin Geyer
Im Wohnblock an der Hermann-Limmer-Straße stehen die meisten Wohnung leer. Der Gebäudekomplex soll neuen, barrierefreien Wohnungen weichen. Wann das passiert? Darüber schweigt sich die Baugenossenschaft Kulmbach aus. Foto: Katrin Geyer
Auch die Mehrfamilienhäuser in der Michel-Weiß-Straße sollen abgerissen werden.Foto: Katrin Geyer
Auch die Mehrfamilienhäuser in der Michel-Weiß-Straße sollen abgerissen werden.Foto: Katrin Geyer
 

Das Gutachten zur Schadstoffbelastung des Bodens in der Blaich liegt vor; die Sanierung soll im nächsten Jahr erfolgen. Trotzdem stellt sich die Frage: Wann wird endlich der dringend benötigte Wohnraum geschaffen?

Wann tut sich was in der Blaich? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Anwohner des Stadtteils im Norden Kulmbachs.

In Kulmbach sind bezahlbare Wohnungen knapp. Auf zwei Grundstücken in der Michel-Weiß-Straße und an der Hermann-Limmer-Straße, die der Baugenossenschaft Kulmbach und Umgebung gehören, könnten solche Wohnungen entstehen. Allein: Es tut sich nichts - seit Jahren.

Das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Ein wichtiges Etappenziel in einem langen und langwierigen Verfahren ist geschafft. Die Beteiligten allerdings hüllen sich (noch) in Schweigen. "Es gibt Überlegungen, aber noch keine konkreten Pläne zur Bebauung", sagt dazu Udo Petzoldt, Vorstand der Baugenossenschaft, und bittet um Verständnis, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nicht konkreter werden möchte. Petzoldt zufolge laufen mit der Stadt "konstruktive Gespräche" zum weiteren Vorgehen in der Blaich.

Wenn das so ist, so wäre das immerhin ein Fortschritt: Das Verhältnis zwischen der Baugenossenschaft und der Stadt Kulmbach war in der Vergangenheit bisweilen denkbar schlecht, geprägt von gegenseitigen Vorwürfen und Schuldzuweisungen.

Der Grund dafür ist weit in der Vergangenheit zu suchen. In den ersten Nachkriegsjahren hatte das genossenschaftlich organisierte Wohnungsbauunternehmen GWU, aus dem später die Baugenossenschaft wurde, in der Michel-Weiß-Straße und auf dem Gelände zwischen Hermann-Limmer-Straße und Ängerlein Wohnblocks errichtet. Durch den Zuzug von Flüchtlingen nach dem Krieg war die Einwohnerzahl der Stadt Kulmbach enorm angestiegen. Wohnraum wurde dringend benötigt.

Dass in der Blaich noch kurz zuvor großflächig Hausmüll abgelagert hatte und das Gelände dann verfüllt worden war, spielte seinerzeit wohl keine Rolle. Das blieb so bis vor knapp zehn Jahren. Die Wohnblocks waren da schon marode geworden. Das Vorhaben, die Häuser in der Michel-Weiß-Straße als Unterkunft für Asylbewerber zu nutzen, scheiterte am schlechten Zustand der Häuser.

Auf einer Mülldeponie?

Schon damals plante die Baugenossenschaft den Abriss und Neubauten. Daraus freilich wurde erst einmal nichts. Im Jahr 2016 erhielt die Stadt Kulmbach Hinweise darauf, dass die Gebäude auf einer ehemaligen Mülldeponie standen. 2017 - eines der Häuser war mittlerweile abgebrochen worden - nahm man Bodenproben, ging damals allerdings davon aus, dass ein Austausch der obersten Bodenschicht ausreiche, um jede Gefahr zu bannen.

Dann aber zerschlug sich die Hoffnung, dass die Genossenschaft ihre Baupläne für die Blaich schnell würde realisieren können. Um genau zu ermitteln, was da im Untergrund lag, entschloss sich die Stadt, Detailproben vorzunehmen - auch auf dem knapp 300 Meter entfernt liegenden Spielplatz an der Hugo-Hesse-Straße. Der wurde gesperrt, später dann ganz aufgelöst und mittlerweile durch einen neuen Spielplatz am Flutmuldendamm in der Nähe des Pörbitscher Platzes ersetzt.

Das Verhältnis zwischen Baugenossenschaft und Stadt war denkbar schlecht. Die Baugenossenschaft warf der Stadt Kulmbach vor, die Angelegenheit zu verzögern. Die Stadt solle sich ihrer Verantwortung stellen und für die Beseitigung der Altlasten sorgen, so Vorstand Petzoldt seinerzeit. Die Stadt hingegen konterte, zeigte sich empört über die Vorwürfe und verwies auf zeitaufwendige Verfahren, die durchlaufen werden müsste, wolle sich die Stadt Mittel der Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern (GAB) sichern.

Oberboden austauschen

Vor knapp einem Jahr dann ein Hoffnungsschimmer: Das Fachgutachten zur Detailuntersuchung des Bodens in der Michel-Weiß-Straße liege vor, hieß es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Im Februar diesen Jahres wurde vermeldet: Von dem in der Blaich abgelagerten Hausmüll geht keine Gefahr aus. Lediglich der Oberboden müsse ausgetauscht oder mit unbelastetem Material bedeckt werden. Alles gut also? Nicht unbedingt.

Zwar ist man bei der Stadt Kulmbach zuversichtlich, das Problem bald vom Tisch zu haben. Der Sanierungsvertrag mit der GAB ist formuliert, sagt Pressesprecher Jonas Gleich. "Sobald der Vertrag unterschreiben ist, geht es mit der Ausschreibung der Ingenieurleistungen für die Sanierung weiter. Die bauliche Umsetzung der Sanierung ist - vorbehaltlich der Mittelbereitstellung durch den Stadtrat im Rahmen der Haushaltsberatungen - für das kommende Jahr 2022 vorgesehen."

Weil nach Abschluss der Sanierung die beiden zur Debatte stehenden Gelände auch aus dem behördlichen Altlastenkataster gelöscht werden können, hätte die Baugenossenschaft also freie Hand, in die konkrete Beplanung der Grundstücke einzusteigen. Entstehen sollen, so hatte es Vorstand Petzoldt zu einem früheren Zeitpunkt einmal erläutert, preiswerte und barrierefreie Wohnungen. Details der Planung, vielleicht schon eine Visualisierung - dazu gibt es keine Auskunft. Auch nicht zu einem Zeitplan für die Bebauung.

Die Frage, wann sich etwas tut in der Blaich, wird also wohl noch öfter gestellt werden.