Sind Sie öfters auf der Autobahn unterwegs? Auch mal dann, wenn andere tief und fest schlafen? Wenn nicht, dann verpassen Sie den Wahnsinn, der dort abgeht.
Bei einer nächtlichen Fahrt auf der A 9, die bis zur Anschlussstelle bei Brücklein sehr einsam verlief, staunte ich Bauklötze. Kaum war der Highway in Sichtweite, rollte schon ein Schwertransport mit Rotoren für Windkraftanlagen vorbei, davor und dahinter unzählige Lastwagen. Bis Berlin ging das so. Gefühlte hunderttausend Lkw auf 350 Kilometern. Autos? Eindeutig in der Unterzahl.
Dass der Schwerlastverkehr ständig zunimmt, bestätigen die Statistiker. Und nach der Shell-Nutzfahrzeug-Studie 2016 wird das Güterverkehrsaufkommen bis 2040 um weitere 700 Millionen Tonnen zunehmen. Das liegt zum einen daran, dass immer mehr kleinere Sendungen in Auftrag gegeben werden, andererseits werden die Transporte immer internationaler. Der Lastwagen-Anteil auf der Straße beträgt rund 70 Prozent.
Der Rest entfällt auf Bahn und Schifffahrt, deren Schwerfälligkeit und mangelnde Flexibilität sich wohl nicht ändert.
Nehmen wir mal an, die durchschnittliche Länge eines Lkw - aktuell sind in Deutschland rund 2,8 Millionen Brummis angemeldet - beträgt 15 Meter. Wären sie alle auf einmal im Einsatz, ergäben sie eine Schlange, die drei Mal so lang ist wie unser gesamtes Autobahnnetz. Wie vor diesem Hintergrund die Prognose der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers eintreffen soll, derzufolge in zehn Jahren keine Lkw-Fahrer mehr für Langstrecken nötig sind, ist mir ein Rätsel, auch wenn die Technik für autonomes Fahren weit fortgeschritten ist.
Bis dahin ziehe ich aber meinen Hut vor den Truckern, die meist sechs Tage pro Woche und auch nachts unterwegs sind, um das schnell zu liefern, was jeder täglich braucht (oder haben will). Und dabei müssen sie sich mit Platz 11 der 20 am schlechtesten bezahlten Berufe zufriedengeben. Ja, auch diesen Wahnsinn deckt die Statistik auf.