Versuchter Mord ist vom Tisch

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Mit dem Handel von Diamanten soll der Angeklagte einen Schaden von fast 80 000 Euro angerichtet haben (Symbolbild). Foto: dpa
Mit dem Handel von Diamanten soll der Angeklagte einen Schaden von fast 80 000 Euro angerichtet haben (Symbolbild). Foto: dpa

Mit der Einvernahme weiterer potenzieller Opfer ist vor dem Landgericht Bayreuth der Prozess gegen einen mutmaßlichen Millionenbetrüger fortgesetzt worden. Der 54-jährige Unternehmer soll mit fingierten Geschäften um Photovoltaikanlagen mögliche Investoren um 1,2 Millionen Euro betrogen haben.

Eines der Opfer ist ein 32-jähriger Mann aus Pegnitz. Der Betrogene, selbst Vermögensberater von Beruf, hatte für eine geplante Anlage fast 47 000 Euro als Anzahlung an die Firmengruppe des Angeklagten überwiesen, sein Geld bis heute aber nicht mehr wieder gesehen. Mit dem Geld wollte er angeblich riesige Solaranlagen auf Gewerbeobjekten am Bindlacher Berg errichten, die große Renditen abwerfen sollen. Tatsächlich war er nicht im Besitz auch nur einer einzigen Dachfläche.
"Für mich klang das alles plausibel", sagte der Zeuge. Schließlich habe man nicht nur die entsprechenden Bauwerke besichtigt, man sei damals sogar auf die Dächer gestiegen und der Angeklagte habe alles bestens erklärt.
Der Steuerfachangestellte und Wirtschaftsberater aus Nürnberg, der den potenziellen Investor mit dem Angeklagten zusammengebracht hatte, räumte ein, dass er für seine Mandanten auf der Suche nach Steuersparmodellen gewesen sei. Der Beschuldigte habe auf ihn einen sehr guten Eindruck gemacht, "auch fachlich", sagte der Mann, der offen zugab, vom Angeklagten für die Vermittlung von zwei Investoren 15 000 Euro Provision bekommen zu haben.
Der Zeuge berichtete auch von einer Informationsveranstaltung, die der Angeklagte im November 2009 in den Räumen einer Genossenschaftsbank in Schrobenhausen veranstaltet hatte. Zehn Investoren aus Schweden stellte der 54-Jährige damals zwei bis drei Stunden lang das Projekt vor, sogar ein Solarmodul soll er damals dabeigehabt haben. Insgesamt sei es um eine Anlagesumme von zwei Millionen gegangen.
Weil die Interessenten das Geld für die Anzahlung über die Bank finanzieren wollten, kam das Geschäft aber nicht zustande, denn die Bank hatte eine sogenannte Grunddienstbarkeit für den Eintrag ins Grundbuch gefordert, die er freilich nie beibringen konnte. "Theoretisch waren die Dächer zwar da, nicht aber konkret", so der Zeuge.
Während für Prozessbeobachter bislang alles danach aussieht, als wollte der Angeklagte Geld einsammeln, um sein luxuriöses Leben in München-Grünwald zu finanzieren, bleibt der Mann dabei, dass er keine Betrugsabsichten gehabt habe. "Ich hatte nicht die Ansicht, dem Zeugen Schaden zuzufügen, ich wollte die Anlage bauen." In einem anderen Anklagepunkt wird dem 54-Jährigen der Handel von Diamanten mit einem Vermögensschaden von zusammen fast 80 000 Euro vorgeworfen. Der Fall eines 36-jährigen Informatikers zeigt, dass der Angeklagte dabei auch vor Kleinanlegern nicht zurückschreckte. Der PC-Spezialist hatte 5000 Euro einbezahlt und sich eine Rendite von zehn Prozent im Monat erhofft. Das wären sage und schreibe 6000 Euro im Jahr gewesen.
"Ich hatte absolutes Vertrauen", sagte der Mann. Er habe monatlich die Listen der Rohdiamanten mit Reinheitsgraden und weiteren Details gesehen und sich dann jeweils für einen Stein entschieden. In einem kleinen Schmuckkästchen soll ihm der Angeklagte sogar die Diamanten gezeigt haben.
Daneben muss sich der Mann wegen Scheckbetrugs mit einem Gesamtschaden von über 60 000 Euro, wegen Rapsölbetrugs mit einem Schaden von fast 65 000 Euro sowie wegen Kreditbetrugs, Urkundenfälschung und anderer Dinge verantworten. Der am schwersten wiegenden Vorwurf des versuchten Mordes dürfe, so deutete es das Gericht bereits an, dagegen nicht nachzuweisen sein.
Nach der Zahlungsunfähigkeit seiner Firmengruppe hatte sich der Mann aus dem Staub gemacht. Erst im Sommer 2012 wurde er in Salzburg festgenommen. Aus der Krankenstation einer Haftanstalt war ihm danach eine spektakuläre Flucht gelungen. So kam er am 4. Juni 2012 nach Fürth, wo er von Zivilfahnder erkannt und verfolgt wurde. Nach einer spektakuläre Verfolgungsjagd rammte er eines der Zivilfahrzeuge. Zwei Polizisten wurde auf die Fahrbahn geschleudert. Auf sie soll der Angeklagte mit hoher Geschwindigkeit gezielt zugefahren sein.