Von Mitte Dezember an soll der Verkehr zwischen Melkendorf und Katschenreuth wieder störungsfrei laufen. Um die Nerven der Autofahrer zu schonen, wendet das Staatliche Bauamt einen Kunstgriff an - und hat Erfolg damit.
Nur noch drei Wochen Geduld brauchen die Autofahrer, dann soll der Verkehr auf der Staatsstraße zwischen Melkendorf und Katschenreuth wieder störungsfrei laufen. Mitte Dezember geht die halbjährige Ampelzeit zu Ende. Der erste Bauabschnitt für die Melkendorfer Umgehungsstraße liegt in den letzten Zügen.
Apropos Ampel: Mit einem kleinen Kunstgriff hat man es geschafft, die Nerven der Autofahrer zu schonen. Eine Count-down-Uhr zeigt an, wie lange man noch warten muss. "Wir haben in unserem Bereich erstmals so eine Ampel mit Zeitanzeige im Einsatz und haben damit seit Juni einen sehr guten Erfolg", erklärt Bauoberrat Siegfried Beck vom Staatlichen Bauamt Bayreuth. "Es gab keinerlei Beschwerden oder Unmuts äußerungen, die Autofahrer sind sehr diszipliniert."
Pendlerverkehr berücksichtigt
Die Wartezeit beträgt im Mittel drei Minuten. Wobei laut Stefan Köhler, Oberbauleiter der Firma Stratebau, unter anderem auch die Erfordernisse des Berufsverkehrs berücksichtigt werden: "Früh hat der Verkehr reinwärts nach Kulmbach eine längere Grünphase, abends ist es umgekehrt."
Die Ampel mit Minuten anzeige "war für mich neu und sehr positiv", sagt Andreas Dippold aus Katschenreuth, der mit dem Auto täglich nach Kulmbach pendelt. "So war's entspannter, wenn man weiß, wie lange man warten muss."
Die provisorische Umfahrung ist Beck zufolge die einzige Alternative gewesen: "Eine Vollsperrung war nicht machbar und auch nicht zumutbar, weil es keine geeignete Umleitung gibt." Die Baustelle insgesamt läuft planmäßig. Das 500 Meter lange erste Teilstück der Umgehung ist fast fertig. "Es fehlt nur noch die oberste Asphaltschicht", sagt Beck.
Dass die Kosten für die kurze Strecke mit 2,5 Millionen Euro beträchtlich sind, begründet Beck damit, "dass erhebliche Verbesserungen im Untergrund vorgenommen werden mussten". Das Schwemmland beiderseits des Roten Mains sei nicht tragfähig.
1200 Rüttelstopfsäulen
Der Einbau von 1200 Rüttel stopfsäulen im Abstand von 1,50 bis zwei Meter ist besonders aufwendig. Bei dem Verfahren, so Diplom-Ingenieur Köhler, wird mit einem Rüttelgerät säulenförmig das Erdreich seitlich verdrängt, und der so entstandene Hohlraum wird mit Schotter aufgefüllt. Kosten allein dafür: eine halbe Million Euro.
Parallel zum Straßenbau sind mehrere vorbereitende Maßnahmen durchgeführt worden. Man hat ein Zwischenlager für den Bodenaushub und südwestlich von Melkendorf einen Retentionsraum angelegt, wo sich Hochwasser sammeln kann.
Der weitere Ablauf bis Mitte Dezember sieht Beck zufolge so aus, dass noch die vier Zentimeter starke Deckschicht asphaltiert wird und Restarbeiten wie Gehwegpflaster und Geländer erledigt werden. "Dann wird der Verkehr auf die neue Straße zurückverlagert." Das Provisorium komme aber erst nächstes Jahr weg.
Nächstes Jahr neue Brücke
Bei den folgenden Bauabschnitten wird es für die Katschenreuther und die anderen Autofahrer kaum Beeinträchtigungen geben. "Wir werden nächstes Jahr den Talbereich fertigstellen, die neue Brücke über den Roten Main und den Anschluss an die alte Staatsstraße", erläutert Beck. Weiter sei die Erschließung von Unterkodach und die Verlegung der Ferngasleitung von Kulmbach in Richtung Fränkische Schweiz vorgesehen. "Den Streckenbau können wir dann etwas entspannter fortsetzen, weil es Ausweich routen für den Verkehr gibt."
Und was wird aus der alten Sandsteinbrücke? Sie bleibt erhalten, so Beck, und wird denkmalgerecht saniert. Darüber soll künftig landwirtschaftlicher Verkehr laufen.
Zielsetzung sportlich
Das Staatliche Bauamt plant die Fertigstellung der Melkendorfer Umgehung - Gesamtkosten elf Millionen Euro - bis Ende 2017. "Das ist aber eine sehr sportliche Zielsetzung", so der Bauoberrat. Beim Grunderwerb sei man "auf einem guten Weg".
Er geht davon aus, dass sich durch die neue Straße und die neue Linienführung die Verkehrssicherheit erhöht und eine Verbesserung für den Ort Melkendorf ergibt. "Wir haben hier mit einem Durchschnitt von 9000 Kraftfahrzeugen pro Tag eine enorme Verkehrsbelastung, die weit über dem Schnitt der Staatsstraßen in Bayern mit 3600 Kfz und auch über dem Schnitt der Bundesstraßen liegt", erklärt Beck.
Reaktionen: von vorbildlich bis Belastung
Dass der Verkehr während der Straßenbauarbeiten auf der Ausweichstrecke gut gelaufen ist, bestätigt Stadtrat Horst Zahr. Er bescheinigt den Autofahrern ein vorbildliches Verhalten. "Die Kasendorfer, Thurnauer und Wonseeser und alle anderen haben uns Katschenreuther immer im Reißverschlussverfahren rausfahren lassen. Ich habe keinerlei Klagen von den Bürger gehört", so der Katschenreuther "Bürgermeister".
"Froh, wenn's fertig ist"
Zwei Gewerbebetriebe aus Katschenreuth sind von der Baustelle besonders betroffen gewesen. Während Martin Leykam von Getränke Rausch meint, "dass sich die Strapazen in Grenzen gehalten haben", ist Henry Sprute vom gleichnamigen Beton-Natursteinwerk "froh, wenn's fertig ist". Sprute: "Am Schluss war's eine Belastung."
Anfangs, so der Geschäftsführer, hätte die Zufahrt zu seinem Betrieb mit weitem Umweg über Mainleus und Gundersreuth erfolgen sollen. Auf seine Intervention dürfen die schweren Laster doch über die auf zwölf Tonnen beschränkte Brücke über den Prosser Bach fahren und können die mittlere Katschenreuther Einfahrt nutzen. Geärgert hat es ihn aber, "dass ich dafür eine saftige Gebührenrechnung bezahlen musste".
Die Zeitanzeige hatte nach meinem dafürhalten auch den Vorteil, dass man den Motor erst wieder kurz vor Beginn der Grünphase starten konnte - das schont meiner Meinung nach auch die Umwelt - und das mit sehr einfachen Mitteln! (y)