Beim Freizeit-Reitturnier auf der High Willow Ranch kommt es auf das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd an. Und ob die Tiere ihre Reiter als Boss akzeptieren...
Normalerweise gehört es nicht zum Alltag eines Pferdes, dass der Reiter Dosen pflückt, die an blauen Schnüren und knallgelben Absperrbändern hängen. Wegen dieser ungewöhnlichen Situation wurde der ein oder andere Vierbeiner am Wochenende etwas nervös.
"Die Pferde merken vor allem wegen der Farben, dass diese Gegenstände nicht in den Wald gehören", sagt Peter Streller (55) aus Veitlahm. Seine Frau Tanja (42) überzeugt gerade ihre Stute Inamorata davon, dass das kein Grund zur Aufregung ist. Das Pferd beschnuppert die Dosen, die ihre Reiterin von den Magneten absammelt und in einen Korb legt. Etwas skeptisch wirkt die Stute schon, trifft dann aber offensichtlich die Entscheidung, dass ihre Besitzerin die Lage im Griff hat.
Vertrauen bringt Punkte
Genau darum geht es beim 23. Freizeit-Reitturnier in Oberlaitsch. "Das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd ist wichtig, um Punkte im Parcours zu sammeln", sagt Karlheinz Kuhmann, Organisator und zweiter Vorsitzender des Westernreitvereins der High Willow Ranch. "Die Reiter müssen Führungsqualitäten beweisen, aber auch mitdenken. Sie sollten erkennen, wann sie ihrem Pferd zu viel zumuten."
"Zu viel" ist für ein paar Pferde vor allem die Plastiktasche, die so fies raschelt. Die Aufgabe auf dem Reitplatz verlangt, dass der Reiter mit seinem Pferd an einem Holzstoß anhält, sich im Sattel sitzend die Plastiktasche von dort holt, ein paar Meter reitet und sie an der nächsten Station wieder abstellt.
Plastiktasche sorgt für Skepsis
Soweit die Theorie. In der Praxis ist einigen Pferden deutlich anzumerken, dass sie am liebsten einen großen Bogen um den Holzstapel samt Plastiktasche machen würden. Umso stolzer ist Nadine Küfner (18) aus Neuenmarkt auf Conchita. Die Stute nimmt zum ersten Mal am Freizeit-Reitturnier teil und lässt sich von Besitzerin Nadine an das Hindernis heran dirigieren. Auch das Tasche-Aufnehmen klappt gut. Nur als Conchita an der Station anhalten soll, an der die Tasche abgestellt werden soll, ziert sie sich etwas. Aber letztendlich klappt auch das. "Sie ist ganz gut aufgelegt", sagt Besitzerin Nadine. Am Morgen ist sie vom Stall in Neuenmarkt eineinhalb Stunden zum Turnier nach Oberlaitsch geritten.
Wer sich dieser Aufgabe auf dem Reitplatz stellt, hat den Geschicklichkeits-Parcours im Wald bereits hinter sich. An sechs Stationen können die Reiter Punkte sammeln. Bewertet wird nicht nur, ob und mit wie vielen Versuchen eine Aufgabe bewältigt wird. "Es gibt auch Stilpunkte für den Umgang des Reiters mit seinem Tier", erläutert Tanja Santella, Sportwart beim Westernreitverein der High Willow Ranch.
Dosenwerfen vom Pferderücken
Diese Punkte vergeben zum Beispiel Beatrice Grimm (25) und Lisa Burge (26), Streckenposten beim Dosenwerfen. Margit Hempfling (32) aus Marktleugast kann gleich beweisen, ob sich ihr Wallach Red Fox aus der Ruhe bringen lässt, wenn sie von seinem Rücken aus die Dosen abschießt. Es scheppert, aber das Pferd bleibt ruhig und die Reiterin ist zufrieden.
Unruhig werden dagegen die Streckenposten - jucken, auf den Arm klatschen, Jacke bis oben hin zuziehen trotz Frühlingstemperaturen - "Die Stechmücken hier im Wald sind total schrecklich. Wir haben bestimmt schon 200 erschlagen", sagt Beatrice Grimm. Da ist es am Reitplatz der High Willow Ranch deutlich angenehmer.
Zusätzlich Western-Disziplinen
Hier sitzt Ronja Wehner (14) und schaut zu, wie sich die anderen Reiter auf dem Platz schlagen. Sie hat den Parcours bereits hinter sich und wartet, bis am Nachmittag die beiden Western reit-Disziplinen beginnen. Sie finden unabhängig vom Freizeitturnier statt. Ronja reitet im Westernstil und sieht die Aufgaben am Platz als Übung für sich und Stute Fly. "Es geht nicht darum, einen Pokal zu holen", sagt die 14-Jährige.
So sieht das auch Alexandra Haber (18) aus Marktleugast. Sie steht mit Wallach Pegaz beim Dosenwerfen im Wald. Das Pferd ist ruhig, doch mit dem Punkte-Abräumen klappt es trotzdem nicht. Die Reiterin meint: "Das liegt aber nicht am Pferd, sondern daran, dass ich nicht werfen kann."