Ulrich Kratzel: Für diese Messungen gibt es speziell anerkannte Messstellen in allen bayerischen Landkreisen.
Warum muss in Steinenhausen ein neues Strahlenschutzlabor gebaut werden?
Klaus Buß: Im Rahmen der Heimatstrategie des Freistaats wurde beschlossen, 15 Beschäftigte im Bereich Strahlenschutz vom LfU-Sitz in Augsburg nach Kulmbach zu verlagern. Es soll in Bayern zwei gleichwertig ausgestattete Strahlenschutzlabore geben: in Kulmbach für Nordbayern und in Augsburg für Südbayern. Das 1995 in Betrieb genommene Labor in Steinenhausen ist nicht mehr für die vielfältigen Aufgaben ausgelegt. Das Altlabor wird saniert und in Büros umgenutzt.
Warum kostet der Neubau so viel Geld?
Klaus Buß: Das hat nicht einen, sondern mehrere Gründe: Es gibt Vorgaben für die Strahlenschutzbereiche und die Labore, die hohe Anforderungen an die Lüftung stellen. Bei den Baustoffen wird für bestimmte Bereiche darauf geachtet, dass sie möglichst wenig natürliche Radioaktivität ausstrahlen, damit Messungen nicht verfälscht werden. Zudem soll der Neubau in die Landschaft und an das denkmalgeschützte Schloss möglichst unauffällig integriert werden. Und als LfU legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Ausgleichsmaßnahmen für die Natur.
Ulrich Kratzel: Wir bauen zudem größer, um für den Notfall vorbereitet zu sein. Denn dann müsste die Personalzahl verdreifacht und entsprechend die Zahl der Proben erhöht werden, um den geforderten Probendurchsatz bewältigen zu können. Deshalb wird anders gebaut, als es nur für einen Routinebetrieb nötig wäre.
Wird mit gefährlichem Material gearbeitet?
Ulrich Kratzel: Im Routinebetrieb werden vor allem Lebensmittel überwacht. Gemessen wird die Strahlenbelastung von Sachen, die jeder im Kühlschrank hat: von Salat, Milch, Fleisch und Obst. Wochenmärkte sind übrigens ideale Probenlieferanten, um einen Eindruck über die Strahlung in einem Gebiet zu bekommen. Aber auch Oberflächen- und Grundwasser sowie Abwasser werden kontrolliert. Wir benötigen keine großen Probenmengen, um eine exakte Messung durchführen zu können. Es besteht dabei weder Gefahr für Mitarbeiter noch für die Bevölkerung. Wir begleiten auch den Rückbau von Kernkraftwerken.
Was ist dabei die Aufgabe des LfU?
Klaus Buß: Wir messen alle Anlagenteile auf Radioaktivität und entscheiden, ob sie dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden können oder sicher entsorgt werden müssen. Den Rückbau des Versuchskernkraftwerkes Kahl in Unterfranken haben wir von 1995 bis 2010 begleitet und so große Erfahrung auf dem Gebiet gewonnen.