Totenmesse am Totensonntag

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Zum Auftakt der Kirchenmusiktage führte Ingo Hahn in der St.-Petri-Kirche mit der Kulmbacher Kantorei und dem Orchester Musica Juventa aus Halle das Requiem von Antonio Salieri auf. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Zum Auftakt der Kirchenmusiktage führte Ingo Hahn in der St.-Petri-Kirche mit der Kulmbacher Kantorei und dem Orchester Musica Juventa aus Halle das Requiem von Antonio Salieri auf. Foto: Stephan Herbert Fuchs

Zum Auftakt der Kirchenmusiktage war in der Kulmbacher Petrikirche, das kurze, aber eindringliche Requiem von Salieri zu hören.

Der Komponist Antonio Salieri (1750 - 1825) gilt fälschlicherweise als Rivale Mozart. In Wirklichkeit ist er der Lehrer unter anderem von Ludwig van Beethovens und Franz Schubert. Schon allein deshalb hat er eine wichtige musikhistorische Bedeutung. Umso erstaunlicher, dass sein Requiem so selten gespielt wird.

Der Kulmbacher Dekanatskantor Ingo Hahn hat das Werk zum Auftakt der Kirchenmusiktage aus der Schublade geholt und es zusammen mit der Kantorei und dem Orchester Musica Juventa aus Halle einstudiert. Die Kulmbacher Erstaufführung der Totenmesse am Totensonntag in der St.-Petri-Kirche markierte nicht nur den Beginn der 29. Kirchenmusiktage sondern gab auch eindrucksvolles Zeugnis von der Qualität des Werkes ab.

Ein Grund dafür, dass dieses Requiem so selten gespielt wird, ist sicher seine relativ kurze Aufführungsdauer von nur rund 40 Minuten.
Der unsicher einsetzende Beifall und die Tatsache, dass viele Zuhörer noch lange im Kircheninneren verweilten, machten deutlich, dass viele auf ein abendfüllendes Werk eingestellt waren.

Dabei hatte das Orchester Musica Juventa aus der Händel-Stadt Halle eigens noch ein kleines Oboenkonzert ihres Genius loci mitgebracht, das Ulrich Hellem als Solist hervorragend musizierte. Daneben ist das Saliere-Requiem aber auch für die Gesangssolisten äußerst undankbar. Es erfordert vier herausragende Solisten, doch keiner davon darf ein wirkliches Solo singen. Trotzdem hat es das c-Moll-Requiem durchaus verdient, aufgeführt zu werden.

Salieris Lebenswerk galt dem Theater, erst spät hat er sich der Kirchenmusik zugewandt und das großartige Requiem, und zwar für seine eigene Trauerfeier, so makaber das auch klingen mag. Salieri überlebte sein Werk allerdings über 20 Jahre lang. In seiner sakralen Musik führte er den typisch biedermeierlichen Tonfall des frühen 19. Jahrhunderts ein, der später einen besonders starken Einfluss auf die geistlichen Werke seines Schülers Franz Schubert ausüben sollte.

Konzeptionell, wie auch interpretatorisch klar und schlüssig führten die rund 25 Musiker des Orchesters Musica Juventa und die 60-köpfige Kulmbacher Kantorei unter der Gesamtleitung von Ingo Hahn die Komposition auf. Starke dynamische Kontrastsetzungen in den Chorsätzen ließ Ingo Hahn aufgrund der doch relativ kleinen Orchesterbesetzung kaum zu. Ruhig und fließend erklang das Requiem, alle Hektik in den Tempi wurde unter der Stabführung des Dekanatskantors konsequenterweise vermieden.

Der stets präsente, in gewohnter Klangkultur agierende und ständig geforderte Chor sowie das perfekt aufspielende Orchester erschienen in der ohnehin prächtigen Akustik der St.-Petri-Kirche ausgewogen. Die Kantorei befand sich in sehr guter Verfassung und bot ein in sich geschlossenes Klangbild sowie eine dichte Gestaltung.
Dezent zwar, doch als aufmerksame und sichere Begleiter erwiesen sich die Mitglieder der Musica Juventa. Ingo Hahn dirigierte in lockerer Führung, ließ die Musik atmen und sich flexibel entfalten. Homogen erklang das Solistenquartett mit Maria van Eldik (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Stefan Romankiewicz (Tenor) und Rudolf Hillebrand (Bass ). Aufgrund der Struktur des Werkes und der fehlenden Solo-Arien blieben die vier Solisten naturgemäß allerdings im Hintergrund.

Die Kirchenmusiktage werden am Mittwoch, 27. November um 20 Uhr in der Spitalkirche mit einem "Konzert für (Alp-)Horn und Orgel" fortgesetzt. Ausführende sind der Hornist Reiner Cwienczek aus Oberhausen und Dekanatskantor Ingo Hahn an der Orgel.