Streik-Ende: Kulmbachs Zusteller wieder im Dienst

2 Min
Zusteller Willi Gareis hat gestreikt - und nahm nun die Arbeit im Zustellstützpunkt Kulmbach wieder auf. Foto: Jochen Nützel
Zusteller Willi Gareis hat gestreikt - und nahm nun die Arbeit im Zustellstützpunkt Kulmbach wieder auf. Foto: Jochen Nützel

Nach dem Ende des mehrwöchigen Ausstands erschienen auch im Zustellstützpunkt Kulmbach alle Zusteller zum Dienst. Die Gewerkschaft zeigt sich mit dem Tarifabschluss zufrieden.

Eine gelbe Kiste nach der anderen verschwindet im Bauch des Postautos. Tageszeitungen wie die BR, Prospekte eines Parfumherstellers, medizinische Fachblätter - alles geht in die Luitpoldstraße. Zusteller Willi Gareis hat gut zu tun. Nach fast exakt drei Wochen Ausstand im Zustellstützpunkt Kulmbach gibt es einiges aufzuarbeiten.
Auch Willi Gareis hat gestreikt. Wie er den Abschluss bewertet, den die Deutsche Post AG und die Gewerkschaft Ver.di ausgehandelt haben (siehe Info)? "Es gibt mehr Geld", antwortet er. Und, dass es "Zeit worrn ist, dass es rum ist". Weiter will er sich nicht äußern, auch nicht näher darauf eingehen, wie es denn war am ersten Tag, als Streikende und Nicht-Streikende wieder gemeinsam zur Arbeit kamen.

Überhaupt winken die meisten Mitarbeiter ab, als sie von der BR nach dem Streik und seinen Auswirkungen gefragt werden. Als Antwort kommt der Verweis, die Presse möge sich an die Pressestelle in München wenden - und gleich danach die Bitte um Verständnis, dass es keine detaillierten Auskünfte zur Situation in Kulmbach gibt. Man habe da Anweisungen.

Auf Nachfrage bei der Pressestelle in München heißt es: Briefe und Pakete könnten "noch ein paar Tage liegenbleiben". In einigen Regionen sei die Aufarbeitung der Sendungen schon abgeschlossen; in anderen Gebieten mit erhöhter Streikbeteiligung könnte es dagegen noch länger dauern. Speziell zur Situation in Kulmbach war nichts zu erfahren.

"Wir werten den Tarifabschluss mit der Post unterm Strich als positiv, und die Rückmeldungen aus Kulmbach bestätigen das", sagt Matthias Than. Der stellvertretende Vorsitzender der Ver.di-Betriebsgruppe Bayreuth hat selber einige Jahre in Kulmbach als Zusteller gearbeitet und kennt die Kollegen schon aus dieser Zeit. Von den 35 Beschäftigten habe etwa die Hälfte gestreikt. Aufgerufen dazu wurden sie Mitte Juni.

Die jetzige Einigung mit der Post bewahre den Beschäftigten den Kündigungsschutz und gebe damit Sicherheit, so Than. Leider sei die Post nicht von ihrer Strategie der ausgegliederten Delivery-Gesellschaften abgewichen. Dort würde den Mitarbeitern rund 20 Prozent weniger Jahreslohn gezahlt.


Die Ergebnisse der Tarif-Einigung

Einmalzahlung
Die Gewerkschaft Ver.di und die Deutsche Post haben ausgehandelt, dass der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen um vier Jahre bis Dezember 2019 verlängert wird. Die 140 000 Arbeitnehmer der Post erhalten eine Einmalzahlung von 400 Euro.

Delivery bleibt
Zum 1. Oktober 2016 erhöhen sich die Löhne um zwei Prozent, im Jahr darauf um 1,7 Prozent. Beendet ist die Diskussion um die DHL Delivery-Gesellschaften: Entgegen des Ansinnens von Ver.di bleiben sie bestehen. Dort wird den Beschäftigten weniger Lohn gezahlt.


Kommentar: Informationspolitik aus der Postkutschenzeit

Eine Plage der Neuzeit hört auf den Namen "Pressestelle". Eine Art Informationsrückhaltebecken gegenüber den bösen Journalisten, die sich womöglich Wissen von Eingeweihten vor Ort beschaffen könnten - und das darf ohne ausdrückliche Genehmigung der "Zentrale" nicht sein. Wo kämen wir denn da hin, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung...

Kurios - um nicht zu sagen dämlich -, mutet diese Praxis dann an, wenn eine Nachricht für den Leser (und damit den potenziellen Kunden eines Unternehmens) eine wesentliche und noch dazu positive (!) wäre wie jetzt beim Poststreik-Ende. Die BR weiß aus sicherer Quelle (nicht vor Ort), dass der Paket-Stau in Kulmbach abgearbeitet ist. Alle Sendungen sind raus. Frohe Kunde für Kunden, die händeringend auf Post warten und jetzt Halleluja rufen? Ja, aber offiziell dürfen wir das weder wissen noch verlauten.

Wir tun es hiermit trotzdem, weil wir es a) für unsere Infopflicht halten und b) uns nicht in der Gefahr wähnen, damit das Postgeheimnis zu verletzen. Um es klar zu sagen: Den Mitarbeitern machen wir keinen Vorwurf, dass man sich der Presse gegenüber zugeknöpft geben muss. Es scheint, als ob sich die Zentrale der Deutschen Post AG in Bonn momentan insbesondere im Zustellen von Maulkörben beweisen will.